Zahnimplantate: Wann ist der richtige Zeitpunkt?


Geht ein Zahn verloren, kann dieser in vielen Fällen entweder sofort
oder binnen weniger Wochen durch ein Zahnimplantat ersetzt werden,
betonen Experten auf der 4. Gemeinschaftstagung der deutschen,
österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Implantologie,
die derzeit in Wien mit dem Schwerpunkt „Ästhetik“ stattfindet.
Mehrmonatige Wartezeiten, seien nur noch bei massiven Gewebeschäden
oder Entzündungen nötig. Geht ein Zahn verloren – ob durch einen Unfall
oder weil er gezogen werden muss – wünschen sich die Patienten
verständlicherweise schnellen Ersatz. Vor allem in der sogenannten
„ästhetischen Zone“, also im vorderen Bereich von Ober- und
Unterkiefer, ist eine Zahnlücke unangenehm.
In solchen Fällen ist ein Zahnimplantat, bei dem der Zahnersatz auf
einer implantierten Titanwurzel verankert wird, eine Alternative zur
konventionellen prothetischen Versorgung, bei der gesunde Nachbarzähne
beschliffen werden müssen, um eine Brücke zu verankern.
Noch vor wenigen Jahren warteten Zahnärzte nach einem Zahnverlust
mindestens sechs Monate bis sie die künstliche Zahnwurzel einpflanzten.
Inzwischen sind sich die Experten einig, dass diese sogenannte
Spätimplantation nur noch dann sinnvoll ist, wenn das umgebende Gewebe,
also Kieferknochen und Zahnfleisch, massiv traumatisiert ist und
zunächst aufgebaut werden muss oder wenn eine ausgeprägte Entzündung
(Parodontitis) vorliegt . In allen anderen Fällen kann das Implantat
entweder sofort oder binnen sechs Wochen eingepflanzt werden.
Sowohl bei der Sofortimplantation als auch bei der „verzögerten
Sofortimplantation“ binnen sechs Wochen können sich die Erfolgsraten
der Implantologen sehen lassen, berichten Experten auf einer
gemeinsamen Tagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen
Gesellschaften für Implantologie in Wien. Studien belegen, dass rund 90
bis 95 Prozent aller Implantate nach fünf bis zehn Jahren noch
unversehrt an ihrem Platz sind.
Gleichwohl können die ästhetischen Behandlungsergebnisse bei den beiden
Formen der Sofortimplantation unterschiedlich ausfallen. Umbauprozesse
von Hart- und Weichgewebe können während der Heilung dazu führen, dass
das ästhetische Ergebnis bei einer Sofortimplantation nicht in allen
Fällen höchsten Ansprüchen genügt. „Die Sofortimplantation empfehlen
wir daher nur dann, wenn das Zahnfach weitgehend unbeschädigt ist und
keine Entzündungen vorliegen“, erklärt DGI-Präsident Professor Günter
Dhom (Ludwigshafen). Dann kann die Titanwurzel sofort in das bestehende
Zahnfach eingepflanzt werden. Bei dem Eingriff entscheidet der
Zahnarzt, ob das Implantat so fest sitzt, dass ein Provisorium direkt
auf der Titanwurzel verankert werden kann oder ob die Lücke zunächst
durch eine andere vorübergehende Versorgung geschlossen wird, damit das
Implantat im Knochen sicher einheilen kann.
Bei einer verzögerten Sofortimplantation wird die künstliche Zahnwurzel
erst dann eingesetzt, wenn das Zahnfleisch abgeheilt ist und
wesentliche Umbauprozesse erkennbar sind. „Dies ermöglicht uns, das
ästhetische Ergebnis besser abzuschätzen“, erklärt Dhom.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999