Zahngesundheit bei Kindern immer besser


Die neuesten Ergebnisse der zum vierten mal bundesweit erhobenen Studie zum Zahngesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2004 – stellte die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) der Presse in Berlin vor. Mit dem erfreulichen Kariesrückgang verbesserte Deutschland weiterhin seine Position in der Spitzengruppe der europäischen Länd

Dabei zeigte sich, dass die vielfältigen Bemühungen aller an der zahnmedizinischen Prophylaxe Beteiligten – der Eltern, Erzieher, Lehrer, Zahnärzte, Prophylaxefachkräfte und natürlich der Kinder und Jugendlichen selbst – sich gelohnt haben. Die nachfolgenden Ergebnisse wurden auch durch den nicht unbeträchtlichen Mitteleinsatz der Gesetzlichen Krankenkassen für die zahngesundheitliche Prävention der Versicherten bis zum 18. Lebensjahr in Höhe von 435 Mio. Euro möglich.

Bei den Schulanfängern lag der Kariesrückgang in den letzten zehn Jahren durchschnittlich bei 25 %. Der Karies-Index, der die Zahl der kariösen bzw. wegen Karies gefüllten oder extrahierten Milchzähne widerspiegelt (der sog. dmft-Wert für das Milchgebiss), lag bundesweit bei 2,16.

Besonders hoch fiel der Kariesrückgang bei den 12-Jährigen aus: In den letzten zehn Jahren ging er um 60 % zurück! Der mittlere Karies-Index (der DMFT-Wert für das bleibende Gebiss) fiel von 2,44 auf 0,98. In dieser Gruppe wurde bereits in der Hälfte der Bundesländer der von der WHO für 2010 in Europa geforderte Wert von 1,0 unterschritten.

Erstmalig wurde 2004 die Gruppe der 15-Jährigen untersucht, um die Veränderung der Zahngesundheit für die bisher in Deutschland für Jugendliche angebotene (Gruppen?)Prophylaxe abzubilden: Der mittlere DMFT-Wert lag bei 2,05.

Zur Erfolgsgeschichte der Prophylaxe in Deutschland haben unterschiedliche Faktoren aus den Bereichen "häusliche Prophylaxe", Gruppenprophylaxe in Gemeinschaftseinrichtungen und Individualprophylaxe in der Zahnarztpraxis als sich ergänzende Bausteine beigetragen. Aufklärungsaktionen führten zu intensiverer Nutzung präventiver Maßnahmen: Zähne putzen – mindestens einmal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta – sowie Fluoride in Tabletten, Haushaltssalz und besonders Lacken sowie Fissurenversiegelungen von Backenzähnen trugen zur deutlichen Reduktion von kariösen Defekten bei.

"Erfreulich ist auch die steigende Zahl naturgesunder Gebisse in allen Altersgruppen," so der Studienleiter Prof. Dr. Klaus Pieper, Universitätszahnklinik Marburg, "aber immer noch ist bei den Schulanfängern fast die Hälfte der kariösen Milchzähne nicht mit einer intakten Füllung versorgt." Der Wissenschaftler appellierte an die Eltern, die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei ihrem Zahnarzt einzuhalten.

Wenngleich in allen Altersgruppen nach wie vor eine deutIiche Polarisierung des Kariesvorkommens zu verzeichnen war (wenige Kinder haben ein hohes Kariesaufkommen), so konnte erstmalig nachgewiesen werden, dass vom allgemeinen Kariesrückgang nicht nur die Kinder mit geringer Karieserfahrung, sondern auch die Gruppe der Kinder mit hohem Kariesrisiko in gleicher Weise profitiert.

Dr. Dietmar Oesterreich, amtierender DAJ-Vorsitzender und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, wies auf mögliche Ursachen für die Polarisierung des Kariesaufkommens hin: “Eine wichtige Rolle spielen sozioökonomische Faktoren und Bildung, die sich in dem besseren Abschneiden der Zahngesundheit bei Gymnasiasten wiederspiegeln. Auffallend sind außerdem“, so Oesterreich weiter, „Unterschiede in der soziodemographischen Entwicklung, der verstärkten Migration von Familien in bestimmte Regionen sowie die teils noch mangelhafte Aufklärung der Eltern z. B. über den Zusammenhang von ständigem Nuckelflaschengebrauch und Karies. Von großer Bedeutung ist auch die mangelhafte Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen, beginnend im zweiten Lebensjahr des Kindes, die zukünftig eine verstärkte Vernetzung zwischen Zahnärzten, Kinderärzten und Gynäkologen erfordern wird.“

Zur Verbesserung der Mundgesundheit bei Jugendlichen hat die DAJ eine Kampagne konzipiert, deren Fotomotive, Graphikdesign und Sprache vermitteln, dass gesunde und gepflegte Zähne ein „Statussymbol“ innerhalb der Clique und Ausdruck von Lebensfreude und Selbstbewusstsein darstellen. Die Kampagne soll andere altersgerechte und vernetzte Präventionsstrategien im Rahmen der Gruppen- und Individualprophylaxe ergänzen.

„Es ist wichtig,“ so Bernd Wiethardt, alternierender Vorsitzender der DAJ, „trotz der erzielten Erfolge ein Nachlassen der Bemühungen zu vermeiden.“ Er zitierte dazu Prof. Dr. Marthaler aus Zürich: “Man muss den Tiger "Karies" hinter Gittern halten; wann immer man die Gitter nicht pflegt, bricht das Zahnraubtier wieder aus.“

Quelle: Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999