Mit Ausnahme der Farbe hat die Leukoplakie mit dem einfachen Zungenbelag wenig gemein. Bei der auch als Weißschwielenkrankheit bekannten Verfärbung handelt es sich um eine krankhafte Veränderung der Schleimhaut, die sich nicht abwischen lässt. Die oberste Schicht der Mund- oder Rachenschleimhaut nimmt dabei eine hellweiße Farbe an und verdickt sich. «Aufgrund dieser sogenannten Verhornung ist die Leukoplakie eher vergleichbar mit Schwielen an den Füßen als mit Zungenbelag», erläutert Altmeyer. Die betroffenen Areale reichten von wenige Millimeter kleinen Flecken bis zu größeren Bereichen von bis zu drei Zentimeter Durchmesser. Nach Schätzungen tragen bis zu drei Prozent der Bevölkerung die weißen Flecken im Mund, die Leukoplakie gilt damit als relativ häufige Erkrankung. Dennoch werden die meisten Fälle erst durch Zufall entdeckt. Ein Grund dafür sei, dass Leukoplakien in der Regel keine weiteren Beschwerden verursachten, berichtet Altmeyer: «Und obendrein ist die Leukoplakie selbst unter Ärzten oft nicht bekannt». Dabei gelten die weißen Flecken als häufigste Krebsvorstufe (Präkanzerose) in der Mundhöhle. Den behandelnden Ärzten sei zu empfehlen, in jedem Fall eine Gewebeprobe zu entnehmen, rät der Kölner Hautarzt Dr. Hans-Georg Dauer. Bestimmte bösartige Veränderungen der betroffenen Mundschleimhautzellen seien ein charakteristisches Vorzeichen für Mundhöhlenkrebs. Dieser gilt als besonders gefährlich, weil das entstehende Karzinom in der Lage ist, Tochterzellen in den Blut- oder Lymphkreislauf abzugeben, was eine breite Streuung der Krebszellen im Körper nach sich zieht. «Die Leukoplakie muss so lange als Vorstufe einer Krebserkrankung gelten, bis das Gegenteil bewiesen ist», betont Dauer. Am häufigsten sind männliche Raucher über 40 Jahren von der Weißschwielenkrankheit betroffen. Zusätzliche Risikofaktoren sind hochprozentiger Alkohol und mangelnde Mundhygiene. Häufig wird die Erkrankung allerdings auch durch mechanische Reize ausgelöst. Schlecht sitzende Gebisse oder Zahnspangen, mahlende Zähne oder ständiges Kauen an der Wange rufen winzige Verletzungen der Schleimhäute hervor, aus denen Leukoplakien entstehen können, wie Dauer erklärt: «Es genügt schon, wenn Sie mit den Zähnen über eine Stelle permanent rüberscheuern». Die von Leukoplakie betroffenen Schleimhautbereiche müssen in aller Regel möglichst schnell operativ entfernt werden, sobald bösartige Zellveränderungen nachgewiesen sind. Dies sei in etwa zehn Prozent der Fälle notwendig, sagt Altmeyer. Bei den harmlosen Varianten reicht es dagegen zumeist aus, die Reizquelle auszuschalten, also das drückende Gebiss auszuwechseln oder nicht mehr zu rauchen. Danach verschwinden die weißen Flecken in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen. Danach ist jedoch Vorsicht geboten, denn Leukoplakien besitzen die unangenehme Eigenschaft, jederzeit neue Herde bilden zu können. Eine regelmäßige Kontrolle beim behandelnden Arzt ist deshalb unbedingt geboten.
Mundhöhlenkrebs zählt zu den zehn häufigsten Krebsarten in Deutschland. Nach Schätzungen erkranken jährlich zwischen 4000 und 6000 Menschen am sogenannten Mundhöhlenkarzinom. Im Falle einer frühen Diagnose liegen die Heilungschancen bei etwa 80 Prozent. Allerdings bleiben die ersten Symptome häufig unentdeckt, da sich die Krankheit nicht durch gravierende Beschwerden wie etwa Schmerzen bemerkbar macht.
Das Risiko für Mundkrebs steigt erheblich mit chronischem Tabak- und Alkoholkonsum, vor allem, wenn beides kombiniert wird. Mangelnde Mundhygiene und eine Ernährung, der es an Vitamin A und C sowie Beta-Karotin, Riboflavin, Zink und Selen mangelt, steigern ebenfalls das Risiko.
Die häufigste Vorstufe des Mundhöhlenkrebs sind Leukoplakien im fortgeschrittenen Stadium, also weißliche Veränderungen der Schleimhäute. Diese neigen zur Ausbildung von bösartigen Tumoren.
In frühen Stadien, wenn noch keine Metastasen vorhanden sind, wird der Tumor im Allgemeinen operativ entfernt, meist in Kombination mit einer Strahlentherapie. Hat sich der Krebs bereits zu den Lymphknoten im Hals ausgebreitet, werden auch die dortigen Tumoren entfernt, eine Chemotherapie ist meist unumgänglich.
Die Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum informiert auf ihrer Website über Leukoplakie: derma.de/bochum/508.0/
Die Klinik für Kieferchirurgie der Berliner Charité klärt über Möglichkeiten der Vorbeugung auf: charite.de/oralchirurgie/sued/p-mundsleimsprech/
Ausführliche Seiten zum Thema Mundhöhlenkrebs auf Englisch: oralcancerfoundation.org
Beratungsangebot der Deutschen Krebshilfe: krebshilfe.de
ddp