Parodontose-Bakterien können verfrühte Wehen und Komplikationen auslösen
Zahnfleischentzündungen sind möglicherweise ein unterschätzter
Risikofaktor für Frühgeburten: Eine bestimmte Art Bakterien, die häufig
zu Wurzelhaut- und anderen Entzündungen in der Mundhöhle führt, löst
bei Mäusen Früh- und sogar Totgeburten aus, haben amerikanische
Forscher entdeckt. Gelangen die Mikroben ins Blut, befallen sie
ausschließlich die Plazenta und das Fruchtwasser der schwangeren Nager.
Auch beim Menschen gibt es deutliche Hinweise auf einen ähnlichen
Mechanismus, berichten Yiping Han von der
Case-Western-Reserve-Universität in Cleveland und ihre Kollegen in der
Fachzeitschrift Infection and Immunity (Bd. 72, S. 2272).
Die Bakterien vom Typ Fusobacterium nucleatum besiedeln auch bei
gesunden Menschen die Mundhöhle. Durch kleine Wunden oder Risse im
Zahnfleisch können sie schmerzhafte Zahnfleisch- und
Wurzelhautentzündungen verursachen. Bereits in früheren Studien waren
die gleichen Bakterien auch im Fruchtwasser und Plazenta von Frauen
gefunden worden, die eine Frühgeburt erlitten hatten. Um zu prüfen, ob
die Mikroben tatsächlich die verfrühten Geburten verursacht hatten,
spritzten Han und ihre Kollegen schwangeren Mäusen die aus dem Gewebe
der Frauen isolierten Bakterien. Die Folgen waren verheerend: Die Mäuse
hatten Frühgeburten, einige gebaren nur toten Nachwuchs und bei wieder
anderen starben die Nachkommen kurz nach der Geburt.
Bei einer genaueren Untersuchung entdeckten die Forscher, dass sich die
Bakterien nur innerhalb der Gebärmutter befanden und in keinem anderen
Organ nachgewiesen werden konnten. Offensichtlich können die Bakterien
bei Entzündungen aus der Mundhöhle in die Blutbahn gelangen, folgern
die Forscher. So werden sie zur Gebärmutter transportiert, wo sie von
den Blutgefäßen aus das Gewebe durchdringen und so das Fruchtwasser
erreichen. Obwohl diese Ergebnisse noch in weiteren Studien bestätigt
werden müssen, empfiehlt Yiping Han schwangeren Frauen, verstärkt auf
ihre Mundhygiene zu achten.
Quelle: ddp/bdw