Vernunft im Umgang mit Schoko & Keks und anderen Süßigkeiten


Seit 17 Jahren sehen die Teams der LAG (Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen) fast alle Kinderzähne in Berlin: In rund 2000 Kindergärten und 700 Schulen lernen inzwischen pro Jahr rund 330.000 Kinder und Jugendliche zwei- bis viermal jährlich die Zusammenhänge von Ernährung, Mundhygiene und gesunden Zähnen kennen. Den Botschafter der LAG, das grüne Krokodil, kennen daher fast alle Berliner Kinder, und viele von ihnen wissen auch besser Bescheid über Zähneputzen und Kariesentwicklung als ihre Eltern.

„Wir sind aufgrund unserer Präsenz in Berlin und der langen Zeit, in der wir die Berliner Kinder zur Eigenverantwortung für ihre Zahngesundheit schulen, auch so eine Art Seismograph, was ihre Zahngesundheit betrifft“, sagt Rainer Grahlen, Geschäftsführer der LAG Berlin. „Wir erleben, was sich tatsächlich verändert – nicht nur in der Statistik.“

Die bezirklichen Zahnärztlichen Dienste, die bei der LAG die Vorsorgeuntersuchungen durchführen, haben jüngst festgestellt, dass sich die Zahngesundheit der Berliner Kinder im Milchzahnalter leider wieder verschlechtert. Wie zudem eine bundesweite Untersuchung ergeben hat, sind die dmf-t-Werte (internationaler Messstandard für Kariesbetroffenheit) im Vergleich zum Jahr 2000 gestiegen, das heißt, die Zahnschäden sind gewachsen, von einem Wert von 2,33 durchschnittlich zerstörten Milchzähnen auf einen Wert in Höhe von 2,74 im Jahr 2004*) – nachdem sich die Werte bei früheren Studien eigentlich erfreulich verbessert hatten. „Die bedauerliche Kehrtwende bei der sogenannten ‚frühkindlichen Karies’ in Berlin ist auch für die LAG-Team auffällig.“

Weihnachten und Süßigkeiten: Umlernen hilft

Das Naschen von Süßigkeiten, die traditionell zur Advents- und Weihnachtszeit gehören, macht allen viel Freude – Kindern, Eltern, auch dem gesamten Prophylaxepersonal der LAG und nicht zuletzt den Zahnärzten. Rainer Grahlen: „Um dem Genuss nicht die Reue nachfolgen zu lassen, sollten Erwachsene und insbesondere Eltern einige Dinge beachten, die für den Umgang der Kinder mit Süßigkeiten – insbesondere in „Spitzenzeiten“ – wichtig sind. Wir haben hier ein paar wesentliche Hineise zusammengestellt.“

Tipps für Eltern und andere Erwachsene

1. Alte Erziehungsmuster (immer nur ein wenig Süßes, dieses aber über den ganzen Tag verteilt) sind wissenschaftlich überholt. Aus zahnmedizinischer Sicht soll man Süßes auf einen Schwung essen, nicht über den Tag verteilt in kleinen Portionen. Der Grund: Der Mund braucht längere Phasen ohne Zucker und Säuren, um beim Essen, Trinken und vor allem Naschen entstandene oberflächliche Schäden am Zahnschmelz wieder mit „Bausteinen“ aus dem Speichel reparieren zu können.

2. Aus zahngesundheitlicher Sicht ist es ferner unerheblich, ob es sich um ein Bröckchen Schokolade oder um einen ganz dicken Schoko-Nikolaus handelt: Solange das Süße in einem Rutsch gegessen wird und der Mund sich hinterher erholen kann, ist die Menge an Süßem für die Zahngesundheit nicht relevant. Aber: Mit Blick auf das verbreitete Übergewicht sollte man Zurückhaltung üben: Auch kleine ‚Nikoläuse’ machen glücklich!

3. Wer Kinder ernst nimmt, hilft ihnen durch klare Regeln, sich zu orientieren und gesund aufzuwachsen. Gerade in Zeiten großer Naschphasen ist ein wirklich sorgsames Zähneputzen notwendig, und das nicht nur einmal am Tag.
Hier ist ein Miteinander angesagt: Regelmäßige gemeinsame Zahnputzaktionen mit Vater oder Mutter im Badezimmer lassen die Kinder die Bedeutung und die Normalität von Zahnpflege erkennen. Liebvoll kann hierbei vermittelt werden: „Ich nehme mir Zeit für Dich, Deine Zahngesundheit ist mir wichtig und ich sorge mich um Dich.“ Für viele Kinder gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit bestimmt ein schönes Geschenk.

„Dieses Gefühl, dass zu Familie und Liebe gelegentlich auch hilfreiche Regeln und Lästigkeiten gehören, haben offenbar viele Eltern und Kinder verlernt – manche Eltern ‚kümmern’ sich nicht mehr wirklich. Diese Erfahrung machen unsere LAG-Teams in den Kindergärten und Schulen leider immer wieder“, so Grahlen.

Die LAG Berlin als Interessensvertretung der Berliner Kinderzähne wünscht sich daher zu Weihnachten Erwachsene, die das „Kümmern“ wieder wichtig nehmen – und die gesunde Entwicklung ihrer Kinder. „Das geht auch im Kleinen: Am Beispiel
Süßes & Zähne kann man es gut trainieren. Es gibt auch für kleine Kinder einsichtige vernünftige Argumente. Wenn Eltern hier mehr wissen wollen und Argumente für ihre Kinder suchen, können sie sich gerne an uns wenden.“
Telefon der LAG: 306986-0

Für Interviews/Rückfragen der Redaktionen: Rainer Grahlen,
LAG-Geschäftsführer Telefon: 306986-0, info@lag-berlin.de

Daten-Anhang:
*) dmf-t-Werte 2004 am besten in Baden-Württemberg (1,58) und am schlechtesten in Sachsen-Anhalt (2,91)
Vergleichswerte Entwicklung Berlin (Daten 6-7jährige Kinder):

1994/1995 dmf-t-Wert: 3,1
1997: 2,64
2000: 2,33
2004: 2,74

Hintergrund:
Die LAG Berlin ist in Berlin zuständig für die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen und wird getragen von den Krankenkassen, der Zahnärztekammer Berlin und dem Land Berlin.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999