Er ist weit verbreitet, unerwünscht, aber oftmals tabuisiert – der Mundgeruch. Normalerweise ist die Ausatemluft eines Menschen geruchlos. Das ändert sich unter bestimmten Bedingungen – zum Beispiel nach dem Genuss von Knoblauch oder Zwiebeln, aber auch bei bestimmten Erkrankungen. Schätzungsweise leiden fünf Prozent der Bevölkerung westlicher Länder dauerhaft unter anhaltend üblem Atem.
Wie Betroffenen bei dem Problem eines hartnäckigen Mundgeruchs geholfen werden kann, ist eines der Themen des Interdisziplinären Symposiums "Mundgeruch und Zungenbrennen" am Universitätsklinikum Jena, das am 31. Mai in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten (HNO) stattfindet. "Das Phänomen ist weit verbreitet und für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck verbunden", erklärt der Jenaer HNO-Spezialist Prof. Hilmar Gudziol. "Nicht umsonst heißt es ja, 'Mundgeruch macht einsam'." Allerdings sind viele der handelsüblichen Produkte gegen Mundgeruch nur geeignet, diesen zu überdecken, beseitigen aber nicht die Ursache. Um dauerhaft Abhilfe zu schaffen, ist oftmals eine Vorstellung bei einem Arzt notwendig.
Denn nicht immer ist der unangenehme Geruch nur eine Folge mangelnder Mundhygiene. Oft sind die Geruchsursachen Entzündungsprozesse in der Mundhöhle oder im Rachenraum, aber auch andere, schwerwiegende Erkrankungen führen zu üblem Atem: "Mundgeruch kann auch der Hinweis auf einen unsichtbaren Tumor im Mund- oder Halsbereich sein", so Gudziol, "auch Diabetes, Lebererkrankungen und Diphtherie verursachen typische Geruchseinfärbungen der Ausatemluft."
Oft sind vor allem die Zahnärzte die ersten und geeigneten Ansprechpartner, da in mehr als 80 Prozent der Fälle geruchsbildende Mikroorganismen in der Mundhöhle der Auslöser des Problems sind. In den meisten anderen Fällen müssen aber der HNO-Arzt oder sogar ein Internist hinzugezogen werden.
Damit Betroffene jeweils die nötigen Hilfestellungen und geeigneten Therapien erhalten, werden auf dem Jenaer Symposium Zahnärzte, HNO-Ärzte, Mikrobiologen und auch Psychiater die Behandlungsmöglichkeiten ihres Fachgebiets vorstellen und diskutieren.
Einen besonderen Stellenwert haben dabei auch die Diagnosemöglichkeiten: "Mundgeruch wird subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen", erläutert Hilmar Gudziol. "Während die meisten den eigenen gar nicht wahrnehmen, glauben andere nur, daran zu leiden." Objektive Messmethoden und Diagnosemöglichkeiten gibt es faktisch nicht. Als eine neue Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen, wird auf der Tagung das Halimeter vorgestellt, ein Gerät zur Messung des Mundgeruchs, das allerdings in Deutschland bisher nicht zugelassen ist. "Wir möchten mit dieser Interdisziplinären Tagung dazu beitragen, das Tabuthema ins Licht der ärztlichen Aufmerksamkeit zu rücken und einen Austausch über Therapiemöglichkeiten anzustoßen", fasst Gudziol zusammen.
Quelle: idw