Schwere Parodontitis kann Schwangerschaft gefährden


Frauen mit Kinderwunsch sollten schon vor der Schwangerschaft besonders
auf ihre Zahn- und Mundgesundheit achten. Zu Beginn der Schwangerschaft
klagen werdende Mütter häufig über empfindliches, leicht blutendes
Zahnfleisch trotz gleichbleibender Zahnputzgewohnheiten. Verantwortlich
dafür ist eine Entzündung des Zahnfleischs, die in erster Linie durch
bakterielle Zahnbeläge verursacht wird. Begünstigt wird die Infektion
durch die starke Hormonzunahme vor allem in den ersten drei Monaten der
Schwangerschaft. ??Infolge des erhöhten Östrogenspiegels kommt es zu
einer stärkeren Durchblutung der Mundschleimhaut. Gleichzeitig lockert
sich das Gewebe im Zahnfleisch und im Zahnbett auf. Dies kann das
Eindringen von Bakterien und damit die Entstehung einer Zahnfleisch-
oder Zahnbett-Entzündung (Parodontitis) begünstigen. Bestehen diese
Erkrankungen bereits, können sie noch verstärkt werden und den weiteren
Verlauf der Schwangerschaft beeinflussen.

Parodontitis am besten vor Schwangerschaft behandeln

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass eine Parodontitis
Auswirkungen auf Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauf-, chronische
Atemwegserkrankungen oder Diabetes haben kann. In diesem Zusammenhang
wird auch diskutiert, ob Zahnbettentzündungen Einfluss auf Frühgeburten
oder ein geringes Geburtsgewicht haben. „Bei schweren Formen der
Parodontitis besteht ein erhöhtes Risiko, dass Komplikationen in der
Schwangerschaft auftreten können“, sagt Professor Peter Eickholz,
Direktor der Poliklinik für Parodontologie der Universität Frankfurt am
Main. Denn Bakterien und Entzündungsbotenstoffe, die eine Parodontitis
auslösen, können über die Blutbahn vom Mundraum in den ganzen Körper
gelangen, und damit auch in die Gebärmutter. In einem solchen Fall ist
die medizinische Betreuung der Schwangeren wichtig, um eine mögliche
Frühgeburt zu verhindern. Besteht eine Parodontitis in der
Schwangerschaft, sollte sie auf jeden Fall behandelt werden, auch wenn
dies das Risiko für mögliche Komplikationen nicht mehr wesentlich
verringert, wie eine aktuelle Studie zeigt. "Es wäre daher
wünschenswert, dass eine Parodontitis behandelt wird, bevor eine
Schwangerschaft eintritt. Noch besser ist es natürlich, wenn eine
solche Entzündung des Zahnbetts gar nicht erst entsteht", erklärt
Eickholz.

Sorgfältige Zahn- und Mundhygiene wichtig

Voraussetzung dafür sind die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt, die
in der Regel zweimal jährlich erfolgen sollten. Gleichermaßen ist eine
sorgfältige Zahn- und Mundpflege zu Hause entscheidend, um Entzündungen
und Zahnerkrankungen vorzubeugen. Wichtig ist die Reinigung der
Zahnzwischenräume mindestens einmal täglich mit Zahnseide oder
Zahnzwischenraumbürstchen. Auch am Zahnfleischsaum müssen bakterielle
Zahnbeläge gründlich entfernt werden. Ergänzend können medizinische
Mundspüllösungen sinnvoll sein. Eine ausführliche Einweisung in die
Mundhygiene zu Hause sowie Tipps zur Handhabung von Hilfsmitteln geben
der Zahnarzt und sein Prophylaxeteam. Treten Anzeichen für eine
Entzündung auf wie Zahnfleischbluten oder Schmerzen beim Zähneputzen
sollte insbesondere in der Schwangerschaft umgehend der Zahnarzt
informiert werden.

Auf ausgewogene Ernährung achten

Ein erhöhtes Kariesrisiko besteht in der Schwangerschaft generell
nicht. Allerdings können veränderte Essgewohnheiten wie häufige und
zuckerreiche Mahlzeiten zu unüblichen Zeiten die Entstehung von Karies
begünstigen. Werdende Mütter sollten auf eine ausgewogene Ernährung
achten, um die benötigten Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe zu
erhalten. Tritt vor allem in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten
häufiger Erbrechen auf, sollte nachfolgend der Mund mit Wasser oder
einer fluoridhaltigen Mundspüllösung ausgespült werden. Fluoridhaltige
Mundspüllösungen fördern die Remineralisation – den Reparaturprozess –
des säuregeschädigten Zahnschmelzes. Für die Zahngesundheit des
ungeborenen Kindes ist eine vermehrte Fluoridaufnahme jedoch nicht von
Bedeutung.

Quelle: ratgeberbox.de

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999