Recycelte Zähne zum Knochenaufbau


Mit zunehmendem Alter und Zahnverlust wird der Kieferknochen auch zunehmend schmaler. In einem schmalen Kieferkamm mit einem geringen Knochenangebot können Implantate nicht oder nur sehr schwierig stabil eingesetzt werden. Hilfe bieten Verfahren zum Knochenaufbau, bei denen je nach Defektgröße Knochenersatzmaterial verwendet wird, Kieferknochen gespalten oder Knochen aus anderen Regionen des Körpers wie dem Kinn oder dem Beckenkamm entnommen wird.
Diese chirurgischen Maßnahmen erhöhen grundsätzlich die Versorgungs- und auch Lebensqualität für Patienten, gehen aber auch körperlich als auch kostentechnisch mit einem sehr hohen Aufwand einher. Was wäre wenn ein paar der jährlich gezogenen 13 Millionen Zähne zum eigenen Knochenaufbau wiederverwertet werden könnten?
Der Wert von Zähnen wurde bislang an ihre Anwesenheit im Kiefer geknüpft. Zähne außerhalb des menschlichen Kiefers hatten bislang keinen Wert, es sei denn es handelte sich um den Gegenwert verloren gegangener Milchzähne, die von der „Zahnfee“ mit kleinen Geschenken entsprechend honoriert wurden.
Dies scheint nun der Vergangenheit anzugehören. Derzeit gibt es vielversprechende Forschungsergebnisse der Zahnklinik der Universität Düsseldorf, die in der Zukunft den eigenen extrahierten Weisheitszähnen den Weg von der Abfalltonne zu einem biologisch wertvollen Dasein im Munde ebnen könnten. Dabei werden die frisch extrahierten Zähne mit Kochsalzlösung gesäubert und zunächst direkt auf den Knochendefekt zugeschnitten. Mit kleinen Schrauben auf den Kieferknochen aufgeschraubt verbreitern sie nach entsprechender Einheilzeit den Kieferknochen somit auf „natürliche“ Weise. Auf diese Weise ist ein kostengünstiger Aufbau des Kieferknochens möglich und Unverträglichkeitsreaktionen sowie Komplikationen ausgeschlossen.
Entscheidend war bislang, dass nur Zähne verwendet werden konnten, die nicht wegen eines infektiösen Geschehens entfernt werden mussten. Zukünftig sollen aber auch Zähne zum Einsatz kommen, die im Zuge einer Zahnbetterkrankung (Parodontitis) oder einer Wurzelerkrankung gezogen werden mussten. Neue Studien dazu werden derzeit mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchgeführt. Die ersten vorklinischen Studien werden voraussichtlich Ende des Jahres veröffentlicht. Die Routineanwendung solcher Verfahren beim Menschen wird allerdings noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 08 Dezember 2015