Prophylaxe mit Überraschungseffekt: LAG Berlin nutzt Schokoladenbrunnen als appetitlichen Botschafte


stmals beim 21. Berliner Zahnärztetag im Januar dieses Jahres testete die LAG (Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen) einen neuen Weg, um dem Thema Prophylaxe auch in Fachkreisen einen nachhaltigen „Erinnerungseffekt“ zu verschaffen: Am Infostand sprudelte – zur großen Begeisterung der Zahnärzte und des Fachpersonals – ein Schokobrunnen. Während zuerst einmal gestaunt und dann genüsslich frische Fruchtstückchen mit warmem Schokoladenüberzug genascht wurden, ergaben sich die fachlichen Aspekte wie von selbst. „Wir haben zwar damit gerechnet, dass wir mit diesem neuen Weg gut ankommen“, zog LAG-Geschäftsführer Rainer Grahlen anschließend Bilanz, „aber dass wir derart überlaufen wurden und viel Lob bekamen, hat uns dann doch überrascht.“

Die LAG wolle mit dem neuen Konzept ‚Bewusster Umgang mit Süßigkeiten’ die Menschen da abholen, wo sie natürlicherweise stehen: „Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen ja, dass die Freude an Süßem angeboren ist – wir können also nur verlieren, wenn wir das Süße per se verteufeln und unreflektiert zum Zahnfeind machen.“ Wer am Schokobrunnen nascht, ist mitten im Thema – denn die LAG-Teams informieren gleichzeitig über die zahnmedizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse und geben Tipps, wie das Thema Ernährung und Zahngesundheit in den Alltag integriert werden kann. Rainer Grahlen: „Gestartet haben wir den Test bei den Zahnärzten und dem Praxisteam – wir werden den Schokobrunnen aber auch bei ausgewählten anderen Veranstaltungen nutzen. Gerade für Eltern wird diese sinnliche Erfahrung sicher eine nachhaltige Erinnerung bleiben und es ihnen erleichtern, besser mit dem Thema Ernährung und Zahngesundheit in ihrer eigenen Familie umgehen zu können.“

Ihren Auftrag zur Gruppenprophylaxe sieht die LAG Berlin vor allem als Präventionsarbeit mit hohem pädagogischen Faktor – unter Einbeziehung wissenschaftlicher, aber eben auch gesellschaftspolitischer Entwicklungen. „Aufsuchende Betreuung wie wir sie verstehen kann auch bedeuten, die Emotionen aufzusuchen, die unsere Adressaten haben“, sagt Rainer Grahlen: „Und wenn sie nach Süßem verlangen, wollen wir nicht als Gegner in Erinnerung bleiben, sondern als Partner, die sagen, wie man naschen und trotzdem gesunde Zähne behalten kann.“ Das mache das LAG-Team mit seinen Empfehlungen sympathisch und entsprechend den Kommunikationsgesetzen auch glaubwürdiger, denn angenommen werden Empfehlungen am ehesten von jemandem, den man mag und der einen ‚versteht’: „Wir naschen ja auch gerne. Da können wir quasi auf Augenhöhe vermitteln, wie man es aus zahnmedizinischer Sicht am besten macht. Wir empfehlen einen bewussten Umgang mit Süßem eingebettet in ein Mundhygienekonzept – dabei geht der Genuss nicht verloren und die Zahngesundheit auch nicht.“

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999