(rz, Marburg, 18. Juli 2007) Die Zahnheilkunde hat in den vergangenen
Jahren einen deutlichen Wandel vollzogen: weg von der Spät- und
Defektversorgung hin zu einer präventiven, minimalinvasiven
Ausrichtung. Im Mittelpunkt stehen die lebenslange Begleitung,
Motivation und Förderung des eigenverantwortlichen Verhaltens der
Patienten sowie eine präventionsorientierte, ursachengerechte und
zahnsubstanzschonende Behandlung. Auch in Zeiten zunehmender
Kostendiskussion im Gesundheitswesen erhält eine moderne,
prophylaxeorientierte Zahnheilkunde eine immer größere Bedeutung im
öffentlichen Fokus.
Viele Zahnarztpraxen tragen dem mittlerweile Rechnung und setzen auf
ein systematisches, professionelles Prophylaxekonzept, in das zunehmend
auch Prophylaxeassistentinnen und Dentalhygienikerinnen eingebunden
werden. „Aufgrund ihrer Qualifizierung decken Dentalhygienikerinnen das
Behandlungsspektrum von der Beratung, über Tipps und Anleitung zur
Zahnpflege und Mundhygiene zu Hause bis hin zur Professionellen
Zahnreinigung (PZR) und der Entfernung klinisch erreichbarer
Konkremente – insbesondere bei Patienten mit schwerer Parodontitis –
ergänzend zum behandelnden Zahnarzt ab“, so Sylvia Fresmann,
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker / -innen
(DGDH). In den mehr als 56.000 Zahnarztpraxen [1] in Deutschland sind
nach Angaben der DGDH etwa 400 Dentalhygienikerinnen angestellt.
Darüber hinaus gibt es in Deutschland etwa 15.000
Prophylaxeassistentinnen, die bei der Karies- und
Parodontitisprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen sowie bei
Erwachsenen und Senioren eingesetzt werden.
Die Erfolge präventionsorientierter Praxiskonzepte zeigen sich unter
anderem in den Ergebnissen der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie
(DMS IV): „Dank erfolgreicher Prävention und präventionsorientierter
zahnärztlicher Versorgung hat sich die Mundgesundheit der Deutschen
generell deutlich verbessert. Mit dem zunehmenden Zahnerhalt ist
andererseits auch eine Zunahme von Parodontalerkrankungen und
Wurzelkaries bei Erwachsenen und Senioren verbunden. Gleichzeitig
verzeichnen wir eine Schieflage in der Erkrankungsverteilung über alle
Altersgruppen hinweg. Dies macht deutlich, dass der Ausbau
vorsorgeorientierter Betreuungskonzepte auch zukünftig dringend
notwendig ist“, erklärt Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der
Bundeszahnärztekammer (BZÄK), niedergelassener Zahnarzt und Mitglied
des wissenschaftlichen Beirats der Sektion Zahngesundheit im Deutschen
Grünen Kreuz e. V.
Eng verbunden mit einem prophylaxeorientierten Praxiskonzept sind
minimalinvasive Diagnose- und Therapiemethoden. Neben der Vorbeugung
ist eine frühe Erkennung und schonende Behandlung von Error! Post not found for word:zahn- und
Munderkrankungen von zentraler Bedeutung für die lebenslange Erhaltung
der natürlichen Zähne. Vor allem in der Diagnose und Therapie von
Karies und parodontalen Erkrankungen hat es in jüngster Zeit viele
innovative Entwicklungen gegeben.
Bei klinischer Unsicherheit über das Vorhandensein von Karies können
laserbasierte fluoreszenzdiagnostische Verfahren beispielsweise den
Zahnarzt beim Finden von Approximal-, Fissuren- und Glattflächenkaries
wie auch bei der Detektion von Konkrementen in Parodontaltaschen
unterstützen. Bei Verdacht auf klinisch nicht erkennbare
Approximalkaries, können zur Absicherung der Diagnose jedoch nach wie
vor Röntgenaufnahmen angezeigt sein.
Beim fluoreszenzdiagnostischen Verfahren wird die unterschiedliche
Fluoreszenz gesunder und erkrankter Zahnsubstanz genutzt. Kleinere
kariöse Läsionen vor allem im Fissuren und Glattflächenbereich können
in der Regel zuverlässig und ohne Strahlenbelastung für den Patienten
angezeigt werden. Da die Kariesentwicklung mit festen und numerischen
Werten kontrolliert und protokolliert werden kann, bietet dieses
Verfahren dem Zahnarzt auch eine diagnostische Hilfe zur Beurteilung
der Läsion insbesondere bei Fissurenkaries. Neuere und noch in der
wissenschaftlichen Bewertung befindliche Verfahren wie etwa eine
Behandlung mit Ozon und anschließender Intensivfluoridierung bieten die
Möglichkeit, einen invasiven Eingriff risikolos aufzuschieben oder gar
ganz zu vermeiden. Insgesamt kann durch die Früherkennung und
regelmäßige Vorsorgeuntersuchung der Einsatz schmerzhafter
Behandlungsformen reduziert werden. Dies wiederum wirkt sich positiv
auf das Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient und damit
auch auf die Patientenbindung an die Praxis aus.
Auch in der Kariestherapie gewinnen laserbasierte Verfahren an
Bedeutung: Auf der Internationalen Dentalschau (IDS) 2007 wurde ein
neues Kontakthandstück für Hartgewebslaser vorgestellt, das im direkten
Kontakt zur Zahnoberfläche den taktilen Abtrag kariöser Zahnsubstanz
ermöglicht. Klinische Untersuchungen werden die Entwicklung verfolgen.
Die konventionelle Behandlung mit Hand- oder Ultraschall-Instrumenten
ist in der Parodontaltherapie nach wie vor das Mittel der Wahl. Daneben
wird schon seit einigen Jahren auch die Laserkürettage angewendet. Auch
hier besteht die Möglichkeit, den Scaling-Prozess mit
fluoreszenzdiagnostischen Verfahren zu kombinieren. Histologische
Studien belegen, dass mit diesen Geräten eine weitgehend atraumatische
Reinigung der Wurzeloberfläche möglich ist [2]. Weitere Studien müssen
gleichwertige Erfolge dieser Therapiemethoden nachweisen.
Da gerade bei Parodontalerkrankungen der Heilungsprozess und die
Vorbeugung einer erneuten Entzündung entscheidend von der Compliance
des Patienten abhängen, ist die Motivation des Patienten zu einem
eigenverantwortlichen Verhalten, die Anleitung zu einer effektiven
Error! Post not found for word:zahn- und Mundhygiene zu Hause und die regelmäßige weitere Betreuung
durch das zahnärztliche Team besonders wichtig. Prophylaxeorientierte
Praxiskonzepte gewinnen daher gerade im Hinblick auf die Zunahme von
Parodontalerkrankungen eine immer größere Bedeutung.
„Neben der zahnmedizinischen Betreuung sollte die Information,
Aufklärung und konkrete Anleitung zur Verhaltensänderung integraler
Bestandteil aller zahnärztlichen Leistungen sein. Dies trägt nicht nur
wesentlich dazu bei, Error! Post not found for word:zahn- und Munderkrankungen vorzubeugen, sondern
wirkt sich auch positiv auf die Patientenbindung an die Praxis aus und
kommt so letztlich auch dem Zahnarzt zugute“, sagt Dr. Lutz Laurisch,
Prophylaxepraxis Korschenbroich, einer der Pioniere in der
erfolgreichen Umsetzung eines prophylaxeorientierten Praxiskonzeptes in
Deutschland.
Weitere Informationen auf www.rundum-zahngesund.de
Weitere detaillierte Verbraucherinformationen über minimalinvasive
Diagnose- und Therapieverfahren auch auf www.dergesundezahn.net