Wenn Jugendliche nicht auf ein Piercing verzichten wollen, sollten sie zumindest auf eine hinreichende Körperpflege und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt achten, um Komplikationen zu vermeiden. Kinder- und Jugendärzte raten grundsätzlich von Körperschmuck ab, da u.a. Blutungen, Allergien oder Infektionen mit HIV, Hepatitis B und C sowie Tetanus drohen, wenn das Studio nicht auf ausreichend Hygiene achtet.
„Während der Wundheilungszeiten – insbesondere in der warmen Jahreszeit – besteht ein hohes Infektionsrisiko im Einstichgebiet. Zum Waschen sollten Gepiercte deshalb zweimal täglich antibakterielle Seife benutzen und Rückstände auf dem Piercingschmuck mit Salzwasser entfernen. Bei einem Ohrpiercing kann es beispielsweise bis zu einem Jahr dauern, bis die Wunde verheilt ist“, warnt Dr. Thomas Fendel, Vorstandsvorsitzender PaedNetz Bayern. Für die Reinigung und vor dem Sport sollten die Schmuckstücke einfach zu entfernen sein. Infektionen am Ohr können Jugendliche während der Wundheilungsphase z.B. durch das prophylaktische Reinigen des Handys bzw. des Telefonhörers mit Alkohol vorbeugen. Brillenträger sollten auch ihr Brillengestell regelmäßig säubern.
Da Jugendliche häufig Kritik fürchten, sind sie in der Regel selten über die Konsequenzen und Risiken ihres Körperschmucks aufgeklärt und meiden bzw. zögern bei Schwierigkeiten auch einen Arztbesuch hinaus. In den USA ist es jedoch nichts Ungewöhnliches, Schmuckperforationen erst nach eingehender ärztlicher Beratung durchzuführen. So kann auch die Wahl der richtigen Länge eines Piercingsstifts von Bedeutung sein: An den Ohren verringern längere Piercingstifte beispielsweise das Risiko des Einwachsens, bei der Zunge können kürzere Stifte eine Sprechbehinderung und die Beschädigung der Zähne minimieren.
„Dass der obere Ohrbereich besonders empfindlich ist, es im Mundbereich und der Zunge zu starken Blutungen kommen, die Zunge anschwellen und das Atmen behindern kann, sollten Eltern und Jugendliche wissen. Zudem besteht im Nasen- und Mundraum die Gefahr, dass der Schmuck versehentlich in die Luftröhre gerät, wenn sich der Verschluss löst. Jugendliche, die unter einer Immunschwäche, Neurodermitis oder Diabetes leiden, müssen bei jedem Körperschmuck mit einer gestörten Wundheilung rechnen“, gibt Dr. Fendel vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zu bedenken. Mit der Gesundheitsreform kann es sogar Einschränkungen bei der Erstattung der Behandlung von gesundheitlichen Problemen nach Piercings geben, da sie als „selbstverschuldete Behandlungsbedürftigkeiten“ gedeutet werden können.
Quelle: Error! Post not found for word:zahn-online.de