Parodontose: auch „harmlose“ Bakterien werden böse


Parodontitis ist eine weit verbreitete Erkrankung der Zahnhaltegewebe, die aus dem Zusammenspiel zwischen bakteriellem Biofilm der Zahnfleischtasche und der menschlichen Immunantwort entsteht. Wichtig ist dabei, die Erkrankung in ihrem Frühstadium zu erkennen, um bleibende Schäden am Zahnhalteapparat und mögliche Zahnverluste zu verhindern. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben offensichtlich eine Möglichkeit zur Frühdiagnostik entwickelt. Anhand einer Analyse von rund zehn Millionen Genen aller bekannter Bakterienarten der Zahnfleischtasche konnte die bakterielle Zusammensetzung von Gesunden mit der von Erkrankten verglichen werden. Dabei kam heraus, dass eher harmlose Mundbakterien sich bei einer Parodontitis verändern, zusätzlich krankmachend wirken und die Erkrankung weiter verschlimmern können. Die Ergebnisse tragen zu einem grundsätzlich neuen Verständnis der Ursache einer Parodontitis bei. Bislang wurde davon ausgegangen, dass nur die krankmachenden Leitkeime der Infektion identifiziert und bekämpft werden müssen, um die Krankheit zu beseitigen. Nun wird deutlich, dass am Krankheitsgeschehen auch andere Bakterienarten beteiligt sind, die ansonsten nicht mit einer Parodontitis in Verbindung gebracht wurden und die in Frühphasen nicht aktiv sind.
Die neue Methode macht es möglich, auf Grundlage der Genanalysen die Erkrankung in einem sehr frühen Stadium anhand von drei spezifischen Biomarkern, zu identifizieren die – unabhängig von der vorhandenen Bakterienflora – regelmäßig bei Parodontitis-Patienten auftreten.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 17 November 2015