Parodontalerkrankungen: Präventions- und versorgungspolitische Herausforderung mit großer Relevanz


Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Deutschland ist die Behandlung der Parodontitis eine große Herausforderung. Auf der Klausurtagung am 30./31. Mai in Aerzen befasste sich deshalb der Vorstand der Bundeszahnärztekammer ausführlich mit dieser Thematik. Dazu gab der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Error! Post not found for word:zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Thomas Hoffmann (Dresden), einen wissenschaftlichen Überblick über Ätiologie, Risikofaktoren, Prävalenz und Schweregrad der Parodontitis. Der Vizepräsident der BZÄK, Dr. Dietmar Oesterreich wies einleitend auf die Problemlagen u.a. bei der klinischen Falldefinition und den versorgungspolitischen Rahmenbedingungen bei der Parodontitis hin. Der DGZMK-Präsident sprach sich für ein gemeinsames Vorgehen der großen zahnmedizinischen Organisationen zur Bekämpfung der Parodontitis aus. Mit der KZBV diskutierten die Teilnehmer die versorgungspolitischen Auswirkungen der hohen Krankheitslast. Der BZÄK-Vorstand zog folgendes Fazit:

„Entzündliche Veränderungen am Zahnbett (Parodontitis) sind in Deutschland weit verbreitet. Die große Mehrheit der Bevölkerung zeigt entsprechende Krankheitszeichen, so dass einerseits Aufklärungskampagnen zur Krankheit bzw. eine Krankheitssensibilisierung auf der Populationsebene andererseits eine ebensolche Sensibilisierung der Zahnärzteschaft angezeigt sind. Wichtig erscheint es, zwischen leichten, mittleren und schweren Formen der Parodontitis zu unterscheiden, da der Behandlungsaufwand mit der Schwere und dem Ausmaß der Erkrankung korreliert. Leichte und moderate Formen der Krankheitsausprägung sind häufig mit verstärkten Maßnahmen einer gezielten Mundhygiene und mit professioneller Unterstützung durch das zahnärztliche Team (Delegation an DH, ZMF, ZMP) gut beherrschbar. Schwere Destruktionen am Zahnhalteapparat bedürfen hingegen einer rechtzeitigen systematischen zahnärztlichen Therapie, um insbesondere das Risiko von Zahnverlusten und medizinischen Folgen wirksam absenken zu können.

Die Bundeszahnärztekammer geht aufgrund der verfügbaren parodontalepidemiologischen Daten davon aus, dass zwischen 8 und 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands zurzeit eine schwere Parodontitisform aufweisen. Für diesen Bevölkerungsteil sollten prioritär alle verfügbaren Kräfte des professionellen Systems eingesetzt werden. Gleichzeitig gilt es ein präventionspolitisches Netzwerk der Akteure im deutschen Gesundheitswesen in Gang zu setzten. Um mittelfristig durch Maßnahmen der Primär- und Sekundärprophylaxe die gesamte Parodontitislast in Deutschland zu verringern, ist ein optimales Ineinandergreifen von aktiver Selbstvorsorge im Sinne von Oral Health Self Care (hier insbesondere: Approximalraumhygiene) und klinischer Intervention in Sinne von Oral Health Professional Care (hier insbesondere: Kontrolle des oralen Biofilms) von strategischer Bedeutung.

Die große Verbreitung von parodontalen Veränderungen am Zahnhalteapparat in der Bevölkerung Deutschlands stellt eine gesundheitspolitische Herausforderung dar und hat aufgrund ihrer vielfältigen ätiopathogenetischen Wechselwirkungen mit dem Gesamtorganismus auch eine weit über die Zahnmedizin hinausgehende Relevanz.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 08 Juni 2008