Nur ein Implantat bei Zahnlosigkeit: besser als gar keins!


Im Jahre 2005 waren ca. ein Drittel der 65- bis 74-jährigen Senioren und Seniorinnen mit einer Totalprothese in einem und über einem Fünftel mit Totalprothesen in beiden Kiefern versorgt. Besonders im Unterkiefer ist die Verankerung der Kiefer bei Zahnlosigkeit problematisch. Die Prothese wackelt, schaukelt, das Essen wird zum Balanceakt.

Implantate könnten helfen. Das Einbringen von zwei Implantaten im vorderen Unterkiefer und die Verankerung der Prothese mittels Druckknopf oder Steg eröffnet vielen Senioren/-Innen ein völlig neues Lebens- und Kaugefühl. Doch eine Versorgung mit Zahnimplantaten gibt es nicht für jedermann, sie muss privat bezahlt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen beim zahnlosen Kiefer lediglich mit Zahlungen zu einer Versorgung mit Totalprothesen, jedoch kein Implantat. Viele können sich die Implantationen und die darauf verankerte Totalprothese daher nicht leisten. Den Daten der deutschen Mundgesundheitsstudie (2005) nach waren trotz der hohen Zahnlosigkeit nur 2,6 Prozent der Senioren mit Zahnimplantaten versorgt.

Prof. Dr. Matthias Kern, Universität Kiel, und seine bundesweite Studiengruppe aus neun Universitäten untersuchten daher in den letzten Jahren, ob man nicht durch die Verankerung der Prothese an lediglich einem Implantat ebenfalls Erfolg haben könnte –und gleichzeitig Kosten und Aufwand für viele bezahlbar machen könnte. Die Muticenterstudie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit fast einer Million Euro unterstützt.

Was unterscheidet die Versorgung von einem und zwei Implantaten? Das einzelne Implantat wird mittig im Unterkiefer platziert. Aufgrund dieser Position ist es für alte Menschen leicht zu pflegen. Die spätere Pflege durch das Pflegepersonal ist auch nicht zu kompliziert. In der zur Muticenter zugehörigen Pilotstudie konnten die Forscher bereits zeigen, dass diese Methode auch nach einem Zeitraum von fünf Jahren zu einer Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität und der objektiven Kaufunktion führt. Die Forschungsergebnisse der Multicenterstudie stehen kurz vor der Veröffentlichung. Obwohl diese neuartige Methode der Versorgung gegenüber der Versorgung mit zwei Implantaten im Unterkiefer stark diskutiert wird, könnten die Daten dieser Forschungsgruppe langfristig Auswirkungen auf den Katalog der gesetzlichen Krankenkassen haben. Dabei ginge es um die geriatrische, sozialorientierte Versorgung mit einem Implantat zur Stabilisierung von vorhandenen Prothesen, nicht um die generelle Beschränkung auf ein Implantat als Standardversorgung.

Mehr zum Thema: Zahnimplantate bei Zahnlosigkeit.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 22 Februar 2016