Eine neue nadelfreie Technik könnte in Zukunft Blutabnehmen und Impfen praktisch schmerzlos machen: In einem Gasstrom werden bei der so genannten Mikrospaltung winzige Aluminiumoxidkristalle auf die Haut geschossen. Die scharfen Teilchen entfernen die oberste Hautschicht und verursachen mikroskopisch kleine Löcher in den unteren Schichten. Durch diese Löcher kann dann ein Wirkstoff in den Körper eindringen oder Blut abgenommen werden. Ihre Entwicklung stellen amerikanische Forscher um James Weaver vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge in der Fachzeitschrift BMC Medicine vor (Bd. 2, S. 12).
Damit die sterilisierten Kristalle nicht die gesamte behandelte Hautoberfläche schädigen, legen die Wissenschaftler eine kleine Teflonscheibe mit winzigen Öffnungen auf die Haut. Über diese Maske leiten sie den Stickstoffstrom, der die sterilisierten Aluminiumoxidkristalle enthält. Die scharkantigen Teilchen haben dabei eine durchschnittliche Größe von etwa 50 Mikrometern. Die entstehenden Löcher in der Haut, auch Mikrokanäle genannt, haben einen Durchmesser von weniger als einem Viertel Millimeter, wobei ihre Größe durch Veränderung der Öffnungen in der Maske variiert werden kann.
Wie tief die Kanälchen in die Haut eindringen, können die Forscher ebenfalls beeinflussen, je nachdem, wie lange sie den Gasstrom auf die Haut einwirken lassen. Sowohl die abgelösten Hautpartikel als auch die Kristalle werden vom stetigen Stickstoffstrom weggeblasen. Die Testpersonen waren mit der Technik sehr zufrieden: Die Mikrospaltung habe sich angefühlt wie ein sanfter Luftstrom gegen die Haut und sei sehr viel weniger schmerzhaft als ein Nadelstich. Auch die Verabreichung von Wirkstoffen funktioniere hervorragend, sagen die Wissenschaftler. Ein auf die behandelte Haut aufgebrachtes Betäubungsmittel wirkte bereits nach zwei Minuten.
Die neue Technik sei besonders für Diabetiker interessant, schreibt Studienleiter James Weaver. Um ihren Blutzuckerwert und damit die zu spritzende Menge Insulin zu bestimmen, müssen Diabetes-Patienten einen Tropfen Blut in ein Messgerät geben. Momentan besteht die einzige Möglichkeit zur Gewinnung eines Blutstropfens darin, mit kleinen Nadeln in die Fingerkuppen zu stechen – eine lästige und schmerzhafte Prozedur. Die Mikrospaltung biete eine nahezu schmerzlose Alternative, berichtet Weaver.
Quelle: IDW