Neue Methode: Zahnimplantat und Zahnersatz in 30 Minuten


Karies, Parodontose, Wurzelbehandlungen oder Zahnverlust durch Unfälle – Ärzte können fehlende Zähne heutzutage durch Zahnimplantate ersetzen. Ein innovatives Verfahren ermöglicht nun, individuell gefertigte Zahnprothesen in nur einem einzigen Zahnarztbesuch zu befestigen. Zudem sind diese Kunst-Zähne praktisch sofort einsatzbereit: „Ich konnte schon zwei Stunden nach dem Eingriff wieder völlig normal kauen“, berichtete eine Patientin.

Zunächst fertigen die Mediziner eine computertomographische Aufnahme vom Kiefer an. „Dazu reicht eine einfacher Scan, der nur etwa ein Zehntel von einem Komplett-CT kostet“, betont Björn Klinge vom Karolinska Institut im schwedischen Huddinge, dessen Arbeitsgruppe die Methode entwickelt hat. Computerexperten um Daniel van Steenberghe an der Universität von Leuven in Belgien wandeln die CT-Bilder in dreidimensionale Darstellungen am Computer um. Anhand dieser 3D-Bilder fertigen Zahntechniker individuell angepasste Prothesen, die der Zahnarzt mit nur sechs feinen Titannadeln im weichem Kiefergewebe des Patienten verankert. „Diese Operation dauert nur 30 Minuten“, berichtet Björn Klinge.

Die Methode eignet sich für Implantate, die alle Zähne im Ober- oder Unterkiefer ersetzen, in bestimmten Fällen auch für einzelne Zähne. Bislang befestigen Zahnärzte Zahnimplantate mit Titanschrauben, die sie in einer aufwändigen Operation im Knochen verankern. Anschließend müssen die Patienten einige Monate warten, bis die Wunden im Kiefer verheilt sind, bevor der Zahnarzt die künstlichen Zähne auf die Titanbefestigungen setzen kann.

Laut Björn Klinge kostet seine Prothese für Ober- oder Unterkiefer knapp 4500 Euro und ist damit nicht teurer als die herkömmliche Methode, die mehrere Zahnarztbesuche erfordert. „Wir wissen, dass unsere Behandlung keine akuten Probleme verursacht. Allerdings fehlen noch Langzeiterfahrungen“, so der Experte. In der Erprobungsphase testeten Björn Klinge und sein Team die Methode an einigen hundert Patienten, darunter etwa 15 in Deutschland. Die Wissenschaftler stellten ihre Entwicklung jetzt auf dem EuroScience Open Forum in Stockholm vor.

Bei dieser Veranstaltung tagen bis zum 28. August knapp 2000 Wissenschaftler, Journalisten, Politiker und Interessierte aus ganz Europa. Im Mittelpunkt stehen Neuheiten aus der Forschung und Diskussionen über Wissenschaftspolitik.

Quelle: Focus

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999