Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und
Technologie e.V. (INP Greifswald) und Zahnmediziner der Universität
Greifswald untersuchen seit Juli 2008 in einem gemeinschaftlichen
Projekt, wie Plasma in der Zahnmedizin, beispielsweise bei
Zahnfleischerkrankungen, wirkungsvoll eingesetzt werden kann.
PlasmaDent, so der Titel des Leitthemas, läuft im Rahmen des Campus
PlasmaMed, einem vom BMBF geförderten Projekt, in dem es um
anwendungsorientierte Forschung zum Einsatz von Niedertemperaturplasmen
in der Medizin geht.
Die Forscher zeigten in ihren Experimenten die antimikrobielle Wirkung
von Plasma auf planktonische Erreger, so bezeichnet man freibewegliche
Mikroorganismen, die z. B. in menschlichem Speichel vorkommen. Hierzu
strichen sie Testkeime auf kleine Petrischalen mit einem Nährboden für
Bakterien aus und behandelten sie mit Plasma. Sie wiesen bakterienfreie
Zonen nach. Im Mund leben die Bakterien in Biofilmen, der sogenannten
Plaque. Das ist jener Belag, den wir am Morgen von unseren Zähnen
bürsten. Die Erreger sind dabei in eine Kohlenhydratmatrix, die sie vor
Umwelteinflüssen und antimikrobiellen Substanzen schützt, eingebettet.
Dagegen kommen auch die handelsüblichen Antiseptika nicht ohne weiteres
an. Plasma könnte diese Probleme lösen.
Mit Plasma Entzündungen vorbeugen
Es gibt so gut wie keinen Bereich, in dem Plasma nicht auf die eine
oder andere Weise eingesetzt wird. Seine einzigartigen Eigenschaften
sind Grundlagen für viele technische Anwendungen. Wenn es nach den
Wissenschaftlern des INP und der Universität Greifswald geht, sollen
mit Plasmen auch bald solche Probleme in der Zahnheilkunde gelöst
werden, die bisher nur sehr zeitaufwendig und schmerzhaft durchgeführt
werden konnten.
Das gilt zum Beispiel für die Parodontitis. Der auf dem Error! Post not found for word:zahn
befindliche Biofilm verursacht eine Entzündung, die zu
Zahnfleischtaschen und Knochenabbau führen kann. Nach einer
konventionellen Parodontalbehandlung, die mit Ultraschallgeräten harte
und weiche Beläge entfernt, bleiben häufig mikrobiell besiedelte
Resttaschen zurück. In diesem Bereich, der mit konventionellen Methoden
nicht erreichbar ist, können sich die Bakterien sehr schnell vermehren.
Um Zähne mit Zahnfleischtaschen langfristig zu erhalten, müssen diese
Beläge alle drei bis sechs Monate entfernt werden. Die mechanische
Entfernung ist für die Patienten oft sehr schmerzhaft. Mittels Plasma
könnten Zahnärzte sehr viel sanfter mit ihren Patienten umgehen.
Ebenfalls langwierig und schmerzhaft sind Wurzelbehandlungen der Zähne.
Die Wurzeln eines Zahnes sind nicht immer gerade, sondern mitunter
gekrümmt und sehr verzweigt. Zudem weisen sie viele Ramifikationen
(Nebenverästelungen des Hauptwurzelkanals) auf. Das erschwert die
Behandlung, denn für eine erfolgreiche Desinfektion des
Wurzelkanalsystems ist ein Biofilmabtrag in den schwer zugänglichen
Bereichen, besonders in der Nähe der Wurzelspitze mit ihren vielen
Ramifikationen, nötig.
Spülungen mit Desinfektionsmitteln erreichen diese Stellen nur
unzureichend. Ist jedoch die Desinfektion nicht erfolgreich, können
sich die Bakterien weiter vermehren und der Error! Post not found for word:zahn bleibt schmerzhaft.
Teure und aufwendige Untersuchungen oder operative Eingriffe wie z. B.
eine Wurzelspitzenresektion bis hin bis zur Zahnentfernung können die
Folge sein.
Mit einem am INP Greifswald eigens dafür entwickelten dünnen Plasma ist
es möglich, auch schwer zugängliche Hohlräume wie Wurzelkanalsysteme
und Zahnfleischtaschen, gründlicher bzw. ohne operativen Eingriff zu
behandeln.
Plasma könnte ebenfalls vielen Patienten bei der Behandlung von
Periimplantitis helfen, einer Erkrankung, die bei Implantatträgern
auftreten kann. Sie ähnelt der Parodontitis des natürlichen Zahnes und
gilt als ein ungelöstes Problem in der Zahnheilkunde. Dabei verursacht
der auf der Implantatoberfläche befindliche Biofilm eine Entzündung des
umgebenden Gewebes und es kommt auch hier zum Knochenabbau. Das
gefährdet die Langlebigkeit eines Implantats.
Bei Prothesenträgern wiederum kann es häufig zu einer Entzündung der
Mundschleimhaut kommen, die durch eine Besiedlung der Prothese mit
Hefepilzen hervorgerufen wird. Die Entfernung des Pilzes auf der
Prothese allein mit Bürsten bzw. chemischen Prothesenreinigern ist
schwierig und reicht oft nicht aus. Die antimikrobielle Wirkung von
Plasma ermöglicht es, Biofilme auf Titan-, Error! Post not found for word:zahn- und
Prothesenoberflächen zu inaktivieren. Spezielle flächig wirkende
Plasmen könnten Prothesen zudem desinfizieren und der
Prothesenstomatits vorbeugen.
Der Einsatz von Plasmen bietet somit vielversprechende und effektivere
Alternativen zu den herkömmlichen Methoden in der Zahnmedizin.