Mehr Kooperation von Zahnmedizin und Zahntechnik gefordert


Die bedrängender werdende wirtschaftliche Situation in den
Zahnarztpraxen und den Dentallaboren hat nach Auffassung von Dr.
Diether Reusch, Präsident der DGÄZ, vielfach zu einer unangemessenen
Missstimmung zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern geführt. Während
sich viele Labore beklagen, dass Zahnarztpraxen zu wenig Prothetik in
Auftrag gäben und/oder diesen zudem in preiswerterem Ausland fertigen
ließen, machen manche Zahnärzte die Zahntechnikkosten in Deutschland
mit verantwortlich dafür, dass den Patienten aufwändiger Zahnersatz zu
teuer wird. „Das ist eine verständliche Haltung der Zahnärzte“, so Dr.
Reusch, „denn sie sind es, die dem Patienten die Gesamtkosten nahe
bringen und Hemmschwellen überwinden müssen – zudem tragen sie die
Verantwortung für etwas, das sie selbst nicht geleistet haben und von
dem sie auch wirtschaftlich keinen Benefit haben.“ Verständlich sei es
andererseits, wenn Dentallabore um ihre Zukunft in Deutschland bangten,
da die deutlich gesunkene Nachfrage kombiniert mit Vergabe von Arbeiten
ins Ausland die teuren inländischen Arbeitsplätze ganz sicher
bedrohten.

Eine gewisse angespannte Haltung zwischen den beiden Seiten habe es
zwar schon immer gegeben, die Anspannung habe aber deutlich zugenommen.
„Dabei ist ein Fingerzeig auf den anderen derzeit das letzte, was wir
brauchen“, so Dr. Reusch. Beide Berufsstände verhielten sich wie
konkurrierende Fußballvereine um den Spitzenplatz in der Bundesliga
statt innezuhalten und zu überlegen, ob diese Art der
Auseinandersetzung überhaupt noch zeitgemäß sei. „In der ästhetischen
Zahnheilkunde sehen wir ganz deutlich, dass es überall da gut
funktioniert, wo sich Zahnärzte und Zahntechniker zusammenschließen,
weil es einen gemeinsamen Kunden gibt – den Patienten. Wir brauchen
keine Zahntechnik aus dem fernen Osten oder von Laboren aus
Billiglohnländern hinter der nächsten Grenze, sondern wir brauchen eine
große Vielfalt an Laboren an unserer Seite, um alle Qualitätsklassen an
Prothetik zu bedienen, wie sie unsere Patienten von unseren beiden
Berufsgruppen erwarten.“

Notwendig sei eine Erarbeitung von neuen Strukturen des Miteinanders
und neuen Kooperationsformen – notwendig sei aber auch eine Diskussion
über wirtschaftliche Aspekte wie die Schaffung eines Benefits für
Zahnärzte, die Prothetik für ihre Patienten ordern. „Erst wenn auch
Zahnärzte für den Zahnersatz, den sie ihren Patienten anbieten, eine
Art Aufschlag eingeräumt bekommen, wird ihre Motivation und ihr
Mitverantwortungsgefühl vermutlich wachsen“, so Dr. Reusch, „es ist
dann das, was es auch für die Patienten ist: eine
Gemeinschaftsleistung.“
Mit Kopfschütteln verfolge er die Dispute innerhalb der Zahntechnik,
sich mit CAD CAM-Systemen zu inländischen Prothetikfabriken
umzugestalten: “Es ist ja richtig, dass wir solche Labore brauchen, die
für preiswerte Patientenwünsche entsprechende Qualität liefern – nicht
minder notwendig sind aber auch spezialisierte Labore, die uns
hochwertige Ästhetik liefern, mit denen die Zahnheilkunde nach wie vor
ihre Patienten beeindruckt. Ich rate dringend davon ab, alles unter
‚billig billig’ zu diskutieren: Wir brauchen preiswerte Angebote, aber
wir brauchen auch hochwertige Leistung.“
Derzeit könne der Patient gar nicht wirklich nachvollziehen, warum
Zahnersatz aufwändig ist, auch hinsichtlich der Kosten. Die DGÄZ wird
deshalb noch in diesem Frühjahr eine neue Publikation herausgeben, die
die Patientengespräche erleichtern soll. „Die Berufsstände sollten sich
zusammenraufen“, fordert der DGÄZ-Präsident: „Wir Zahnärzte brauchen
gute und motivierte Labore und diese in unserer Nähe und wir alle
brauchen ein neues Denken. Unsere Zukunft liegt nicht im Sparen bis zum
Geiz, sondern in der Entwicklung von Produkten für den Marktbedarf. Die
DGÄZ bietet sich gern an, weil sie eine lange Erfahrung als
Gesellschaft für Zahnärzte und Zahntechniker hat, den Weg dahin mit
vorzubereiten.“

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999