Macht Küssen Karies?


Die Karies an bleibenden Zähnen nimmt bei Bottroper Schulkindern seit Jahren erfreulicherweise stetig ab. Bei Vorschulkindern und ihren Milchzähnen stagniert die Situation dagegen. Bei den jüngsten Kindern ist nach Beobachtung des städtischen Gesundheitsamtes in den letzten sieben Jahren sogar eine Zunahme des Kariesbefalls festzustellen. So zeigten etwa Dreijährige bei Untersuchungen im Schuljahr 2004/2005 54 Prozent mehr Karies als 1998. Rund ein Viertel der Dreijährigen (28,8 Prozent) hatte zu diesem Zeitpunkt schon eigene Erfahrungen mit Karies.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Vorbeugungsprogramme „Gruppen- und Individualprophylaxe“ erreichen Kinder in der Regel erst mit drei Jahren. Vor dem Hintergrund der Karieszunahme in dieser Altersgruppe starten die präventiven Bemühungen von Jahr zu Jahr mit immer schlechteren Ausgangsbedingungen. "Es gelingt zwar offensichtlich mit einsetzender Prävention schon bei Vier- und Fünfjährigen das Niveau der Vorjahre aufrecht zu erhalten und den Kariesanstieg zu stoppen, die Erkrankungsraten der jüngsten Kinder bleiben aber unbefriedigend", meint Uwe Holtkamp, Jugendzahnarzt im Gesundheitsamt. Dies gelte um so mehr, da Kinder dieser Altersgruppe zahnmedizinisch nur selten und mit erheblichem Aufwand behandelt werden könnten. "Die aktuelle Diskussion um die Bezahlung von Vollnarkosen bei zahnärztlichen Behandlungen, die bei jüngsten Kindern nicht selten die einzige Behandlungsmöglichkeit bieten, verstärkt die Problematik noch", so Holtkamp.

Um diesen Entwicklungen zu begegnen, hat der Zahnärztliche Dienst des Gesundheitsamtes nun eine Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Marienhospital begonnen. Geburtshelfer, Hebammen und Kinderkrankenschwestern sollen gewonnen werden, um Eltern über die Möglichkeiten der Vorbeugung so früh wie möglich zu informieren. Auf Einladung von Dr. med. Hans-Christian Kolberg, dem Leiter der Klinik, hat Uwe Holtkamp daher jetzt im Mediparc eine Fortbildungsveranstaltung für Kinderkrankenschwestern und Hebammen angeboten, an der 19 interessierte Frauen aus Bottrop und Umgebung teilgenommen haben.

Angefangen bei der Erkenntnis, dass Eltern Kariesbakterien auf ihre Säuglinge übertragen können und daher ihre eigene Mundgesundheit optimieren sollten, über die Gefahren der frühkindlichen Karies durch Dauernuckeln an Saugerflaschen bis hin zur Notwendigkeit, dass Eltern ihren Kindern bis zum Grundschulalter abends die Zähne putzen müssen, um wenigstens einmal am Tag gründlich Zahnbelag zu entfernen, wurde der aktuelle Wissensstand der Kariesvorbeugung vermittelt. Die Teilnehmerinnen sahen im Weiteren gute Möglichkeiten, ihr neues Wissen an Eltern weiterzugeben. Ein abschließender Exkurs informierte die Teilnehmerinnen über ein Thema, dass Zahnärzte seit einigen Jahren aufhorchen lässt: Es gibt einige ernst zu nehmende Hinweise, dass fortgeschrittene Zahnfleischentzündungen („Parodontitis“) bei Schwangeren das Risiko, eine untergewichtige Frühgeburt zu erleiden, deutlich erhöhen. Vorbeugende Maßnahmen in der Zahnarztpraxis und zuhause sollten daher zur Schwangerschaftsbetreuung gehören.

Die begonnene Zusammenarbeit zwischen Klinik und Zahnärztlichem Dienst soll fortgesetzt werden. Zusammen mit den niedergelassenen Zahnärzten und den gesetzlichen Krankenkassen hat das Gesundheitsamt desweiteren im Arbeitskreis Zahngesundheit einen Flyer mit Blick auf das erste Lebensjahr von Kindern produziert, der im September der Öffentlichkeit präsentiert werden soll und auch in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe erhältlich sein wird.

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Zahnarztveranstaltung im Mediparc

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999