Chronische Schmerzen scheinen ein typisches Merkmal unserer modernen
Zivilisation geworden zu sein. Unzählige Menschen leiden an anhaltenden
oder häufig wiederkehrenden Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder anderen
schmerzhaften Beeinträchtigungen. Während in früheren Zeiten eine
Erkrankung meist kurz und heftig war und der Patient entweder gesund
wurde oder starb, wird heute dank unseren medizinischen
Errungenschaften fast jedem akut Erkranktem wirksam geholfen. Manchmal
ist die Genesung allerdings nur vordergründig, die Erkrankung nur
scheinbar überwunden, weil sie sich nach und nach in eine chronisch
schmerzhafte Beeinträchtigung verwandelt.
Ebenfalls ein typisches Merkmal unserer heutigen Gesellschaft ist die
chronische psychische Anspannung, bedingt durch berufliche, familiäre
oder andere soziale Faktoren. Von solchem Stress sind nicht nur der
Magen oder das „Nervenkostüm“, besonders betroffen, nein, auch die
Zähne sind ein allgemein bekanntes „Hilfsmittel“, um angestaute
Anspannung mit Hilfe der Kaumuskulatur abzuarbeiten. Eigentlich haben
die Menschen schon immer unter Stress gelitten, ja, man sollte meinen,
dass sie ihn bei ihrem Überlebenskampf in früheren Zeiten noch
erheblich mehr als wir heute zu erdulden hatten. Allerdings fanden sie
auch ausreichend körperlichen Ausgleich und konnten damit den Stress
durch harte tägliche Arbeit auch besser wieder abbauen.
Der Mangel an Bewegung und körperlichem Training ist somit ebenso ein
großes gesundheitliches Problem unserer Zeit. Der durchschnittliche
Erwachsene braucht heute in der Regel im Beruf oder im Haushalt nahezu
keine körperlich trainierenden Tätigkeiten mehr auszuüben und kann sich
bei schweren Arbeiten fast völlig auf Maschinen verlassen. Hinzu kommt,
dass unsere Ernährungsgewohnheiten diesen Bedingungen nicht Rechnung
tragen. Durch unausgewogene oder zu reichliche Nahrungsaufnahme kommt
es häufig zu zusätzlichen Belastungen des Körpers im Besonderen auch
des Bewegungsapparates (Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Im Mundbereich kommt hinzu, dass hier ohnehin ein hoher Therapiebedarf
besteht, teils durch Kieferfehlwachstum, Karies oder Erkrankungen des
Zahnhalteapparates bedingt. Therapeutische Maßnahmen wie
Kieferregulierungen, Füllungen oder Zahnersatz entwickeln sich so zu
einer immer größer werdenden Beanspruchung der natürlichen
Anpassungsfähigkeit der beteiligten Gewebe in der gesamten Kopfregion.
Diese Vielzahl von Risikofaktoren kann nun dazu führen, dass im
Zusammenspiel der weichen und festen Strukturen der Kopfregion ein
immer größeres Ungleichgewicht auftritt. Die Muskulatur verspannt sich
und wird schmerzhaft, die Zähne werden empfindlich oder nutzen sich
übermäßig ab, die Kiefergelenke beginnen zu knacken oder schmerzen bei
der Bewegung.
Erkrankungen im Kiefer- und Gesichtsbereich, die auf der Basis der oben
beschriebenen Risikofaktoren entstehen, werden unter dem Krankheitsbild
der so genannten Cranio-Mandibulären Dysfunktion (CMD) zusammengefasst.
Häufig auftretende Symptome dieser Erkrankung sind zum Beispiel
Kaumuskelschmerzen, Kiefergelenksschmerzen, Kopfschmerzen,
Kiefergelenkgeräusche, Bissprobleme aber auch Schmerzen in nicht primär
betroffenen Strukturen, wie etwa dem Nacken.
Die CMD als Ursache von Schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich wird
durch einen in der breiten Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen
vorhandenen Informationsmangel, oft spät oder überhaupt nicht erkannt.
Dies führt in vielen Fällen zu einer Chronifizierung des
Schmerzgeschehens, die dann therapeutisch nur noch sehr schwer zu
beherrschen ist.
Die Craniomandibuläre Dysfunktion ist in ihrer schweren chronischen
Verlaufsform eine Erkrankung, die eine fachübergreifende Zusammenarbeit
mit anderen medizinischen Disziplinen bis hin zur Verhaltenstherapie
(psychologische Schmerztherapie) notwendig machen kann. Die Mitarbeit
des Patienten und seine Einsicht in die Zusammenhänge seiner Erkrankung
– insbesondere bei chronischem Schmerzgeschehen – sind aber
letztendlich entscheidend für das Behandlungsergebnis.
Eine Info der Praxis
Dr. Kares & Dr. Leiner
66121 Saarbrücken