Kleine Entzündungen im Mundraum sind kein Malheur


Zahnfleischentzündungen und Verletzungen im Mund müssen ernst genommen werden, weil sie unbehandelt zu weit reichenden Schädigungen des gesamten Zahnapparates führen können. Es gibt aber auch Entzündungen im Mundraum, die man selbst erfolgreich behandeln kann. Etwa, wenn man sich beim kräftigen Biss in eine scharfe Brotrinde das Zahnfleisch oder die Wangenschleimhaut verletzt hat oder die Zahnbürste zu heftig unterwegs war. Auch nach einer Mundhygiene beim Zahnarzt, der alle Zähne von Zahnstein befreit hat – in allen Fällen bewährt sich die Kamille als klassischer Entzündungshemmer unter den Arzneipflanzen. Ihre ätherischen Öle wirken außerdem antimikrobiell. Zum Spülen eignet sich ein selbst bereiteter Aufguss aus Kamillenblüten. Praktischer sind Kamillosan-Tropfen aus der Apotheke, die nur noch verdünnt werden müssen.
„Besonders effektiv ist der Kamillen-Mundspray, da man mit ihm alle Mundbereiche sehr gut erreichen kann und weil er optimal dosierbar ist“, berichtet die Zahnärztin Dr. Barbara Minihold aus Mödling bei Wien. „Akute kleine Zahnfleisch- oder Schleimhautverletzungen kann man durchaus selbst erfolgreich behandeln. Mehrmals pro Tag gut spülen oder einsprühen, dann wird die Entzündung bald zurückgehen. Starkes Zahnfleischbluten, intensiv dunkelrotes Zahnfleisch über längere Zeit, übermäßiger Zahnstein oder Zahnbelag, sehr starker Mundgeruch, oder sogar der Rückgang des Zahnfleisches sollten aber Grund genug sein, den Zahnarzt baldigst aufzusuchen!“

Die „Dritten“ brauchen Pflege

Wer zwischen 35 und 65 ist, muss damit rechnen, im Durchschnitt alle zwei Jahre einen Zahn zu verlieren [1]. Pro Jahr werden daher in Österreich rund eine Million Zähne gezogen und 250.000 neue Prothesen angefertigt [2]. Die künstlichen Dritten brauchen ebenso gründliche Pflege wie früher die eigenen Zähne, wenn nicht sogar mehr. Werden die Essensreste nicht täglich entfernt, drohen Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch. Prothesenträger müssen deshalb mehr auf die individuelle Mundhygiene achten als Menschen mit natürlichen Zähnen.
Mit dem täglichem Reinigen des Gebisses lässt sich verhindern, dass Beläge entstehen, die ein idealer Nährboden für Bakterien sind. Haben sich die Keime erst einmal festgesetzt, gehen sie schnell auf das Zahnfleisch über und können dort eine chronische und oft auch schmerzhafte Entzündung hervorrufen. Neben der Gefahr von Zahnfleischreizungen entsteht durch Mikroorganismen ein unangenehmer, säuerlicher Mundgeruch. Auch frisch angepasster Zahnersatz verursacht manchmal in den ersten Tagen Reizungen und Druckstellen. Bei daraus folgenden Entzündungen der Mundschleimhaut helfen Kamillenextrakte aus der Apotheke.

Aphthen sind besonders unangenehm

Eine der häufigsten Erkrankungen der Mundschleimhaut sind die so genannten Aphthen. Das sind meist linsengroße, schmerzhafte Schleimhautveränderungen, die von einem roten entzündlichen Hof umgeben sind. Am häufigsten treten sie am Mundboden, an der Wangen- und Zungenschleimhaut und an der Innenseite der Lippen auf. Sie sind sehr schmerzhaft und behindern erheblich beim Essen oder Sprechen. Eine große Hilfe sind hier regelmäßige Spülungen mit einer wässrigen Kamillosan-Lösung bzw. gezieltes Besprühen mit dem Kamillen-Mundspray. Das beschleunigt und unterstützt den Heilungsprozess.

Damit die Strahlenschutzschienen nicht schmerzen

Seit einiger Zeit bewährt sich die Kamille auch nach Tumoroperationen: DDr. Ruzena Schwarz von der Ambulanz Süd der Wiener Gebietskrankenkasse betreut oft Patienten aus der HNO-Abteilung des Kaiser Franz Joseph Spital, die nach einer Operation eines Tumors in der Mundhöhle und umliegenden Gebieten eine Strahlentherapie benötigen. Zum Schutz der Zähne müssen diese Patienten während der Bestrahlungen Strahlenschutzschienen tragen. In dieser Zeit der intensiven Therapie treten Entzündungen und Schmerzen auf. „Das Spülen mit Kamille-Lösungen und der gezielte Einsatz des Kamillen-Mundsprays bringen hier immer sehr gute Erfolge. Kamille wirkt antibakteriell, beruhigend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Zahnfleisch- und Schleimhautentzündungen können wir so hintan halten. Hinzu kommt, dass die Wirkstoffe der Kamille aus der Apotheke praktisch keine Nebenwirkungen haben!“

Ein Zahnarzt für 2.011 Österreicher

Obwohl im Vergleich der letzten zehn Jahre in Österreich 2003 die Zahl der Zahnärzte um 28,5% gestiegen ist [3], kommen auf einen Zahnarzt immer noch 2.011 Einwohner, während auf einen berufsausübenden Arzt durchschnittlich 217 Patienten kommen.

Oft gepredigt – nicht immer befolgt: die tägliche Zahnhygiene

Gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch sind kein Zufall! Die beiden weit verbreiteten Gebisserkrankungen Karies und Zahnfleischentzündung wären durch die richtige, regelmäßige häusliche Mundhygiene, eine "zahngesunde" Ernährung und zwei Zahnarztbesuche im Jahr, sowie durch professionelle Reinigung der Zähne und Zahnfleischtaschen durch den Zahnarzt in den Griff zu bekommen.
Wichtig ist die Verwendung einer geeigneten Zahnbürste mit kleinem Bürstenkopf und abgerundeten Kunststoffborsten. Sie sollte spätestens alle zwei Monate erneuert werden! Besondere Beachtung sollte man nach neuesten Erkenntnissen den Zahnzwischenräumen schenken, denn dort versagt die normale Zahnbürste. In den engen Zahnzwischenräumen bewährt sich besonders ungewachste Zahnseide, deren tägliche Anwendung man sich aber von zahnärztlicher Seite erklären lassen sollte. Für die Reinigung offener Zahn- und Wurzelzwischenräume (Furkation) und Brückengliedern eignen sich Interdentalbürstchen. Auch diese sollte man sich genau erklären lassen. Zahnzwischenräume kann man auch mit medizinischen Zahnstochern und Dentalhölzchen reinigen, sie sind aber weniger gründlich als Zahnseide. Und wie erkennt man, ob man auch richtig geputzt hat? Von Zeit zu Zeit dient eine Färbetablette als Putzkontrolle nach dem Zähneputzen. (ca. 6.600 Zeichen inkl. Leerzeichen)

[1] Quelle: ÖBIG: Zahnstatus in Österreich: Erhebungen bei 35- bis 44-Jährigen und 65- bis 74-Jährigen, im Auftrag des BMSG, Wien 2001

[2] Quelle: HVSVT – Statistisches Handbuch der österreichischen Sozialversicherung 2002 – Zahnhilfestatistik

[3] Quelle: Statistik Austria www.statistik.at/fachbereich_03/gesundheit_txt.shtml

Recherche-Kontakt
DDr. Ruzena Schwarz
Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
c/o Gesundheitszentrum Wien Süd der Wiener Gebietskrankenkasse
1100 Wien, Wienerbergstraße 13,
Telefon +43 (0)1 60122-4216 (vormittags)
Mobil +43 (0) 664 /4419972

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999