Die modernen Leistungen von Poliklinik für Kiefer-Orthopädie (KFO) und
der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie standen im
Mittelpunkt der jüngsten Nachtvorlesung, die das Klinikum gemeinsam mit
der AZ veranstaltet. Dass Zähne und Kiefer, wenn sie gut funktionieren,
gleichzeitig ein ästhetisches Äußeres hervorrufen, dürfte nach diesem
Abend jedem der rund 300 Besuch klar gewesen sein. Und:
Kieferorthopädische Eingriffe sind an der Uniklinik sogar bei Senioren
noch „weit jenseits der 60“ möglich.
Bei allem gehe es nicht um einfaches Face-Lifting, betonen die
Experten. Zum Beispiel die bei jedem 500. Kind angeborene
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. „Sie ist ein Schock für die Eltern“, weiß
Professor Wilfried Wagner, Direktor der Klinik für Kieferchirurgie
(MKG). Die Spalte, die den gesamten Kiefer durchziehen kann,
beeinträchtige nicht nur das Kauverhalten, sondern zugleich Atmung und
Gehör des Kindes. Erstaunliche Erfolge erzielen die KF-Orthopäden
bereits mit einfachen Gaumenplatten sowie Spezialspangen, die dem Kind
angepasst werden. Das demonstrierte Oberärztin Dr. Susanne Wriedt an
einigen Fotos. Damit wird ein erstes Zusammenwachsen der Spalte bis zu
einem bestimmten Grad erreicht. Später kommen die Kollegen der
KF-Chirurgie hinzu, die gegebenenfalls „fehlendes Kiefermaterial“ durch
körpereigene Knochensubstanz ersetzen. Das zeigte Professor Wagner.
Auch hier arbeiten beide Kliniken, wie in vielen Bereiche der
Uniklinik, Hand in Hand. Mit dem Ziel, den Ringmuskel des Mundes
wiederherzustellen.
Fast schon kieferorthopädische „Wunder“ sind nicht nur bei Kindern,
sondern auch bei Erwachsenen möglich: „Wir können die Zähne in den
Kiefer hineinschieben“, etwa wenn sich Kieferknochen zurückentwickelt
haben, bewies Professor Heinrich Wehrbein, Direktor der KFO, an
beeindruckenden Fotos. Zudem werden Zähne zwecks Lückenschluss bewegt,
was etwa die Krone spart. Und das sogar „im hohen Alter“, sagte Dr.
Britta A. Jung, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KFO-Poliklinik,
die neben herkömmlichen sichtbaren, auch die Funktionsweise von
„unsichtbaren“ Hightech-Spangen zeigte.
Den chirurgischen Part übernahmen die Mediziner der MKG-Chirurgie, der
Leitende Oberarzt PD Dr. Martin Kunkel, der operative Eingriffe an
Kiefern zeigte sowie PD Dr. Bilal Al-Nawas zum Thema Implantate.
Kulturelle Highlights kündigen sich übrigens für den letzten Termin zum
Thema „Kopf und Köpfchen“ an, die der Kabarettist Herbert Bonewitz mit
gestaltet.