„Das Symposium hat ganz offensichtlich eine wichtige Lücke in der Fortbildungslandschaft gefüllt“ – so das Resümee von Dr. Gundi Mindermann, 1. Bundesvorsitzende des BDK, die das Symposium eröffnet hatte. Letztlich kamen doppelt so viele Teilnehmer wie erwartet, teilweise wichen Catering und Aussteller sogar in die Hotel-Lobby aus, viele weitere Interessenten mussten mit einer Absage für 2010 auf das Jahr 2011 vertröstet werden. Dass es eine Fortsetzung geben muss und wird, ist ein Beschluss der kooperierenden Veranstalter: Der Bedarf nach einem solchen interdisziplinärem Diskurs war nicht zuletzt an den vielen Teilnehmer-Namen abzulesen, die sich bereits auf die Interessentenliste einer Fortsetzungsveranstaltung eingetragen haben. Für das bevorstehende Symposium 2011 wurden bereits erste Themenwünsche aus dem Teilnehmerkreis entgegengenommen.
„Nachputzen“: Das sollten die Kinder
Ein Plädoyer für mehr Beachtung der Psychologie war der rote Faden der wissenschaftlichen Referentin für die Kinderzahnheilkunde, Prof. Dr. Almut Makuch/Leipzig. Mit teilweise verblüffend einfachen Beispielen zeigte sie, wie die kindliche Entwicklungspsychologie zu einem perfekten Partner einer altersgerechten Mundgesundheitsprävention werden kann. Unter anderem stellte sie die oft gebrauchte Empfehlung, die Eltern müssten nachputzen, schlicht auf den Kopf: „Kinder lernen durch Kopieren der Eltern. Da ist es doch nur sinnvoll, dass die Eltern vorputzen, und dann darf das Kind nachputzen. So nimmt man auch leicht den Druck aus dem Zahnpflege-Ritual.“
Die Vermeidung von Fehlstellungen, ihre Früherkennung und relevanten Therapiefenster für kieferorthopädische Interventionen waren fachlicher Schwerpunkt der Beiträge von Professor Radlanski. In der Startphase ins Leben sei es Aufgabe der Kieferorthopäden, zusammen mit den Kinderzahnärzten ein Auge auf die korrekte Zahnbildung zu haben, insbesondere auf ausreichend Lücken zwischen den Zähnen sowie eine eventuell zu schmale Maxilla – hier gebe es frühzeitig Handlungsbedarf. Mit drei bis fünf Jahren sei der Zeitpunkt gekommen für das Abstellen möglicher Habits: „Kinder dürfen genussvoll Daumen lutschen – aber nur bis zu einem gewissen Alter.“ Unter anderem ging es in seinem Beitrag um die Frage des richtigen Zeitpunktes für ein Eingreifen bei einem Diastema. Wie die anschließende Diskussion zeigte, gibt es hier offenbar enormen Druck in den Praxen seitens der Eltern, die auf frühzeitigen Lückenschluss bestehen. Professor Radlanski: „Nicht eingreifen, auch nicht mit einer Lippenbändchen-OP, ehe die Eckzähne da sind – setzen Sie sich bei den Eltern durch!“ Ein chirurgischer Eingriff sei zudem meist unnötig: „Das können wir kieferorthopädisch erreichen – es gibt genügend biologische Zellen, die die Zähne zusammenbringen.“ Die vielfältigen Fallbeispiele und empfehlenswerten Interventionen zum ‚richtigen Zeitpunkt’ wurden im zweiten Teil des Symposiums noch um entsprechende Tipps für Schulkinder und Jugendlichen ergänzt.
Praxisalltag in Kinderzahnmedizin und Kieferorthopädie
Wie sich „der richtige Zeitpunkt“ für Kinderzahnärzte und Kieferorthopäden in der Praxis darstellt, berichteten Dr. Gundi Mindermann/BDK und Annemarie Kant/BuKiZ. Ein Schwerpunkt im Beitrag von Dr. Mindermann waren die präventiven Möglichkeiten kieferorthopädischer Maßnahmen mit Blick ebenso auf die fachlichen Notwendigkeiten wie auch auf die abrechnungstechnischen Besonderheiten, dabei warnte sie vor zu umfassenden Versprechungen im Therapieplan: „Sie haben sechs Quartale Zeit – beschreiben Sie in Ihrer Therapieplanung daher ein realistisches Behandlungsziel!“ Als Beispiel nannte sie „die Reduktion der Fehlstellung sowie die Unterbrechung der Progredienz.“ Man müsse sich immer bewusst machen, dass die KIG-Einteilungen lediglich versicherungstechnische Grenzen darstellten und nie den fachlich notwendigen Behandlungsbedarf. Die Erfahrungen und Themen in der Kinderzahnarztpraxis – vor allem psychologische, aber auch funktionale Aspekte – zeigte ZÄ Kant ebenfalls an eindrucksvollen Fallbeispielen. Ein wichtiges Thema in den Praxen sei beispielsweise die „hidden caries“ unter einer Fissurenversiegelung, aber auch die Entscheidung, ob ein avitaler Error! Post not found for word:zahn belassen oder durch eine Lückenmaßname ersetzt werden sollte: „Ein kariöser Error! Post not found for word:zahn aber kann kein Platzhalter sein!“ Im Sinne des Kindes gebe es nur ein richtiges Vorgehen: „Zusammen sind wir stark!“ sagte sie und bezog hier explizit auch die Kinder-Anästhesisten mit ein, deren Leistungen nun erneut budgetiert werden sollen, was die Behandlung der schwächsten Gruppe der Kinder gefährde.
Einigkeit im Fachlichen
Auf der fachlichen Ebene seien sich Kinderzahnärzte und Kieferorthopäden einig, so Dr. Mindermann in ihren Abschlussworten. Die große präventive Bedeutung der Früherkennung und Therapie von Dysfunktionen und Fehlstellungen sei unstreitig. Mit Blick auf die Kinder sei eine bessere Sensibilisierung für Denken und Vorgehensweise der jeweils anderen Berufsgruppe wichtig sowie ein gemeinsames Vorgehen in kollegialen Netzwerken, die fachliches Handeln in den Vordergrund stellten.
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Sponsoren-Vorträge
Erfolgreiche Kinder-Mundhygiene
Premium-Partner Philips Sonicare hatte Prof. Dr. Michael Noack zu einem Beitrag über erfolgreiche Kinder-Mundhygiene und präventive Aspekte eingeladen, hier ging es nicht zuletzt um Mundhygiene-Aspekte im Rahmen einer kieferorthopädischen Therapie bei Karies-Risikokindern und die Aspekte Demineralisation und White Spots. Im Alter von drei bis vier Jahren solle eine „strategische Allianz mit Kieferorthopäden“ gesucht, ein Konzept für die Plaque-Entfernung festgelegt und altersgerecht Hygiene-Hilfsmittel ausgewählt werden. Studien zufolge hätten sich für Kinder schallinduzierte elektrische Zahnbürsten am besten bewährt.
Von der Uhrentradition zur Kieferorthopädie
Goldsponor Forestadent nutzte über seinen langjährigen Vertriebsleiter Stephan Winterlik die Gelegenheit, die Geschichte des Unternehmens und seine Philosophie hinsichtlich der Kindermundgesundheit vorzustellen.