Kariesvorbeugung beim Essen hat sich durchgesetzt – gesündere Zähne durch fluoridiertes Speisesalz


Die Zahnkaries ist neben Zahnfleischentzündungen heute noch die häufigste Erkrankung im Mund. Rund 95 Prozent der Erwachsenen haben unter dieser Volkskrankheit zu leiden, wie Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, bei einer Pres-sekonferenz der Informationsstelle für Kariesprophylaxe des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde in München sagte. Für zahnerhaltende und Zahnersatz mussten die gesetzlichen Krankenkassen 2003 knapp 12 Milliarden Euro ausgeben, das sind mehr als über acht Prozent ihrer gesamten Leistungsausgaben.
Dabei seien die Möglichkeiten der Vorbeugung so vielfältig und wirksam, wie die damit erzielten Erfolge bei den 12Jährigen in Deutschland belegen. Bei dieser Altersgruppe konnte durch eine ausgewogene Ernährung, durch regelmäßiges Zähneputzen, die Anwendung von Fluoriden, gruppenprophylaktische Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie durch eine regelmäßige zahnärztliche Betreuung die Karieshäufigkeit in den letzten zehn Jahren um rund 60 Prozent reduziert werden. Eine besonders effektive Maßnahme ist dabei vor allem die Anwendung von Fluoriden, wie Oesterreich betonte. Bei nicht erhöhtem Kariesrisiko sei die Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten in Kombination mit der Verwendung von fluoridiertem Speisesalz im Haushalt bereits ausreichend, um die Zähne gesund zu erhalten.
Vor allem fluoridiertes Speisesalz hat in den letzten Jahren wesentlich zum Rückgang der Zahnkaries beigetragen. Dieses darf auf Betreiben des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde seit 1991 auch in Deutschland in Privathaushalten verwendet werden, wie der damalige Initiator, der Münchener Zahnarzt Dr. HannsWerner Hey, erläuterte. Da im gleichen Jahr die Informationsstelle für Kariesprophylaxe gegründet und mit einer breiten Verbraucheraufklärung begonnen wurde, hatte dieses Salz bei den Verbrauchern bald eine hohe Akzeptanz. Heute ist es mit rund 67 Prozent Marktanteil das meist gekaufte Haushaltssalz in Deutschland.
Die Verwendung von Jodsalz mit Fluorid gilt generell als die einfachste, wirksamste und preiswerteste Methode zur Kariesvorbeugung, weil damit eine gleichmäßige und kontinuierliche Fluoridzufuhr gewährleistet ist, von der die ganze Familie profitiert. Durch den Zusatz von Jod kann gleichzeitig ebenso einfach und wirksam jodmangelbedingten Schilddrüsenkrankheiten vorgebeugt werden, so Hey.
Von herausragendem Nutzen ist vor allem die Wirkung von fluoridiertem Speisesalz direkt am Zahn, wie Professor Stefan Zimmer von der Universitätszahnklinik Düsseldorf, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe, betonte. Weil das dem Salz zugesetzte Fluorid schon während des Essens direkt am Zahn wirkt, schützt es immer dann, wenn während und unmittelbar nach dem Essen von bakteriellen Zahnbelägen kariesauslösende Säuren gebildet werden, die den Zahn angreifen. Bei kontinuierlicher Verwendung von fluoridiertem Speisesalz erhöht sich zudem die Fluoridkonzentration im Speichel, was die Schutzwirkung gegen Karies weiter verbessert.
Analysen haben laut Professor Zimmer ergeben, dass mit einem Euro, der für Jodsalz mit Fluorid ausgegeben wird, mindestens 100 Euro an zahnmedizinischen Behandlungsleistungen gespart werden können. Damit ist diese Form der Kariesvorbeugung nicht nur effektiv, sondern auch Kosten sparend. Aus diesem Grund forderten die Experten bei der Pressekonferenz, dass Jodsalz zukünftig auch in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung und in Bäckereien eingesetzt werden darf. Die kariesvorbeugende Wirkung dieses Speisesalzes könnte dann einer noch breiteren Bevölkerungsgruppe zugute kommen.
Dass die Speisesalzfluoridierung Wirkung zeigt, belegt eindrucksvoll die Schweiz, in der diese Basisprophylaxemaßnahme seit über 50 Jahren mit großem Erfolg praktiziert wird. Dort hat Jodsalz mit Fluorid einen Marktanteil von 88 Prozent und wird gebietsweise auch bereits in Großküchen und Bäckereien eingesetzt, wie Professor Thomas Marthaler vom Zentrum für Zahn, Mund und Kieferheilkunde der Universität Zürich berichtete. Fluoridiertes Speisesalz hat in der Schweiz in Verbindung mit anderen Vorsorgemaßnahmen wesentlich zu dem starken Rückgang der Karieshäufigkeit beigetragen und ist deshalb seit Jahrzehnten eine unverzichtbare Basisprophylaxemaßnahme. Von ähnlich guten Erfolgen konnte Prof. Marthaler auch aus Jamaika, Mexiko, Kolumbien und Uruguay berichten, wo die Speisesalzfluoridierung ebenfalls schon seit vielen Jahren zur Zahngesundheit der dortigen Bevölkerung beiträgt.
Auch in Bayern haben Maßnahmen im Bereich der Individualprophylaxe, der Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen und Fluoridierungsmaßnahmen zu beachtlichen Erfolgen geführt. Dies zeigt sich vor allem bei den 6 bis12jährigen Schulkindern, bei denen der Kariesbefall in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, wie Christian Berger, Vizepräsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer berichtete. Um die Zahngesundheit bei Kindern weiter zu verbessern, hat die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit e. V. 2004 das dreijährige Pilotprojekt „Gesunde Zähne für Kinder“ gestartet, dessen erste Ergebnisse sehr ermutigend sind und die Nützlichkeit der ergriffenen Maßnahmen.
IfK – www.kariesvorbeugung.de

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999