Professor Stahl de Castrillon: „Von einer Selbstausheilung kann nicht ausgegangen werden – weder bei Gebissanomalien noch bei Fehlfunktionen.“ Wird nicht früh genug eingegriffen, nehmen Häufigkeit und Schwere der Zahnfehlstellungen noch zu. Rund 75% aller Zahnfehlstellungen seien „exogen“ mitbedingt, also nicht nur angeboren, und demzufolge im Rahmen der Frühbehandlung positiv für den Patienten zu beeinflussen.
Doppelkinn durch falsche Zungenlage
Zu den Angewohnheiten, die fast immer zu nachhaltigen Veränderungen im Gesicht und in der Kaufunktion führen, gehört beispielsweise der „offene Mund“. Da hierbei die Zunge nicht, wie vorgesehen, in Ruhestellung oben am Gaumen, sondern im Mundboden liegt, ergeben sich ungünstigere Vorraussetzungen für die Entwicklung des Unterkiefers. Durch ein Doppelkinn ist dies vor allem bei Kindern gut äußerlich sichtbar, wie Prof. Dr. Stahl de Castrillon berichtet.
„Ein offener Mund ist keineswegs normal“, bestätigt Dr. Mindermann, „er ist meist eine ungesunde Angewohnheit und führt zu vielen ungünstigen Folgen von Karies bis zu gehäuften Atemwegsinfekten.“ Eltern unterschätzten sowohl die Folgen solcher Angewohnheiten wie auch die Notwendigkeit, beginnende Fehlfunktionen frühzeitig erkennen und beheben zu lassen. „Ist etwas erst chronisch geworden, ist der Kraftakt, die Gesundheit wieder herzustellen, mit viel Aufwand und leider oft auch mit deutlichen Kosten verbunden“, sagt Dr. Mindermann, „das ließe sich weitgehend vermeiden, wenn die Kinder auch kieferorthopädisch ‚je früher, desto besser’ untersucht würden.“