Individuelle Zahnkronen vom Fließband


Materialwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben eine neue Methode der Fertigung für individuelle vollkeramische Zahnkronen gefunden. Das Geheimnis der neuen Kronen liegt im Fertigungsverfahren, das die Tochterfirma des Hermsdorfer Institutes für Technische Keramik (HITK), die „inocermic GmbH“, nun weltweit patentiert hat. Die Kronen werden diese Woche auf der weltgrößten Dentalmesse IDS in Köln präsentiert. Dort wollen die Forscher auch neue weltweite Vertriebspartner finden.

Bisher wurden Kronen meist händisch von Zahntechnikern angefertigt. Das neue Verfahren basiert auf durchgängig rechnergestützte Arbeitsweise. Der präparierte Zahnstumpf und Zähne des gegenüberliegenden Kiefers werden mit einem speziellen Scanner digitalisiert. Dabei werden über 200.000 Messpunkte erfasst. „Alles Wissen steckt in der zur Gestaltung und Sinter-Simulation benutzten Software“, so Bärbel Voigtsberger, Geschäftsführerin von inocermic. Per Internet werden die Daten zum Fertigungspartner gesandt. Dort wird in einem so genannten Urformprozess die computergestützt berechnete Form für die Kronen aus Hochleistungskeramik erstellt, so dass eine individuelle Krone vorliegt. Die Krone ist ohne nachträgliche mechanische Bearbeitung einsetzbar. Für perfektes Aussehen sorgt der Zahntechniker mit einer abschließenden Individualisierung.

Einer der größten Vorteile der neuen Technologie liegt darin, dass bei industrieller Anwendung die Fertigung von mehreren 1.000 Kronen am Tag möglich ist, wobei eine Rücklaufzeit des Produkts zum Zahnarzt von unter 48 Stunden eingehalten werden kann. Als Material verwenden die Wissenschaftler im Frontzahnbereich eine Aluminiumoxid-Keramik, im Seitenzahnbereich eine Zirkondioxid-Keramik, die beide in enger Zusammenarbeit der Projektpartner speziell für diese Anwendung weiterentwickelt wurden. Diese biokompatiblen Keramiken erlauben im Zusammenspiel mit dem Urformverfahren einzigartige Materialeigenschaften. Dies ermöglicht einerseits die filigrane Gestaltung und hält andererseits die hohen Kräfte beim Kauen aus, berichtet die Universität.

Die Forscher arbeiten nun daran, weitere zahnmedizinische Anwendungen zu testen. So sollen in Zukunft auch Brücken nach dieser Methode gefertigt werden. Das Verfahren ist aus dem Verbundprojekt „Hochleistungsfertigungsverfahren zum Urformen von hochfesten Werkstoffen am Beispiel von festsitzendem individuellem Zahnersatz“ hervorgegangen.

Quelle: pressetext.deutschland

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999