Hochdosiertes Vitamin B verringert Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten


„Die Ursache der Spaltbildungen war bisher in den meisten Fällen nicht
exakt bekannt“, so Prof. Dr. Dr. Alexander Hemprich, Direktor der
Leipziger Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
Gesichtschirurgie. „Neben genetischen wurden auch Umwelteinflüsse
vermutet. Doch der genetische Einfluss scheint größer zu sein, als
bisher angenommen wurde. Immerhin kann man fast die Hälfte aller
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, die nicht im Rahmen anderer Syndrome
auftreten, auf genetische Veränderungen auf dem Chromosom 8
zurückführen. Das sind wirklich sehr hilfreiche Hinweise. Denn wenn zwei
Menschen zusammenkommen, die beide diese Veränderungen auf dem 8.
Chromosom haben, wissen die beiden, dass der Weg zur Spaltbildung bei
dem daraus entstehendem Kind etwas stärker gebahnt ist“, so Prof.
Hemprich.

Für den Leipziger Experten ist es wichtig, dass weiter an der
Identifizierung von äußeren Einflüssen und genetischen Faktoren
geforscht wird. Die Erkenntnisse aus diesen Studien können langfristig
dazu beitragen, zum Beispiel die Wirkung von Vitamin-B-Komplexen bei der
Spaltbildung zu manifestieren: „Wir wissen, dass Vitamin B, hochdosiert
vom Beginn des Kinderwunsches bis hin zum Ende des dritten
Schwangerschaftsmonats verabreicht, die Wahrscheinlichkeit einer
Spaltbildung deutlich absenken lässt“.

Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten treten in Europa bei etwa einem von 500
Neugeborenen auf und gehören damit zu den häufigsten angeborenen
Erkrankungen. Die genaue Ursache einer Spaltbildung ist bisher noch
nicht hinreichend erklärbar. Man geht heute davon aus, dass verschiedene
Ursachen bei der Entstehung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
zusammentreffen und spricht von einer so genannten multifaktoriellen
Genese. Erbliche Veranlagungen spielen dabei eine größere Rolle, doch
wesentlicher dürften individuelle Störungen während der Phase der
embryonalen Gesichtsbildung sein. Daher haben exogene Faktoren gegen
Ende des zweiten bzw. zu Beginn des dritten Schwangerschaftsmonats einen
möglichen ursächlichen Einfluss auf die Spaltentstehung. Durch Faktoren
wie Durchblutungsstörungen der Gebärmutter, Vitaminmangel,
Strahlenbelastung sowie Alkohol und Nikotin werde diese begünstigt, so
Prof. Hemprich.

Sandra Niemann

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 09 Oktober 2012