Dass eine wackelige Prothese als klare Einschränkung der Lebensqualität anzusehen ist, dürfte jedem einleuchten. Doch neben schlechtem Kauvermögen, eingeschränkter Lautbildung und psychologischer Belastung brachte die Vollprothese in diesem Fall einen Mann sogar in den Rollstuhl.
Haftcreme reichte nicht aus: Prothesensitz ungenügend
Glasgow- Nachdem ein 62-jähriger Mann über 15 Jahre lang versucht hat, seiner schlecht sitzenden Vollprothese mit zwei bis vier Tuben Haftcreme pro Woche einen befriedigenden Sitz zu verschaffen, ist er durch die Überdosierung des Prothesenklebers bzw. der Inhaltsstoffe nicht mehr in der Lage, zu laufen.
Motorische Störungen verursacht durch zu viel Haftcreme
Eine fortschreitende motorische Einschränkung und Gefühlsstörungen in den Beinen, brachte einen 62-Jährigen in das Queen Elizabeth University Hospital, Glasgow. Zuletzt war es dem Mann nicht mal mehr möglich, sich mithilfe eines Gehstocks fortzubewegen und die Wohnung eigenständig zu verlassen. Die Neurologen konnten eine Myelopathie diagnostizieren, die Ursache dafür war überraschend: Der Schotte hatte aus Verzweiflung über seine schlecht sitzende Prothese auf eine exzessive Menge zinkhaltige Haftcreme zurückgegriffen. Der hohe Zinkgehalt hatte einen Kupfermangel zur Folge, welcher für die Schäden des Rückenmarks mit resultierender Lähmung verantwortlich gemacht werden konnte.
15 Jahre schlecht sitzender Zahnersatz: folgenschwere Konsequenzen
Kupfer ist als Spurenelement für den Körper existenziell. Besonders für eine uneingeschränkte Funktion von Nervensystem und Knochenmark wird es in ausreichender Menge benötigt.
Ein Mangel hat direkte Auswirkungen und kann zu verschiedenen neurologischen Ausfällen, wie z.B. einer Myelopathie führen. Bleibt eine Kupfermangel-Myelopathie zunächst unerkannt, kann das zu irreversiblen neurologischen Schäden, wie sensorischem Verlust führen.
Kupfermangel durch zinkhaltige Haftcreme
Der Zinküberschuss im Körper des Patienten erhöhte die Enzymaktivität im Darm, die für die Regulierung des Kupferspeichers verantwortlich sind. Vermehrt wurde Kupfer ins Darmlumen abgegeben, die Speicher wurden nicht aufgefüllt. Der daraus resultierende Kupfermangel im Blut wird von den Neurologen für die Myelopathie verantwortlich gemacht. Tatsächlich hat der 62-Jährige über einen langen Zeitraum die vom Hersteller angegebene Höchstdosis der zinkhaltigen Creme um das 4-8 Fache überschritten.
Zahnersatz: Zahnimplantate für mehr Lebensqualität
Nach Diagnose und Ursachenforschung wurde dem Patienten Kupfer zugeführt und auf die zinkhaltige Haftcreme verzichtet. Ein Rückgang der Sensibilitätsstörungen konnte beobachtet werden. Der Patient wird aber weiterhin auf einen Rollstuhl angewiesen sein, da mit einer Regeneration des Nervensystems in vollem Umfang nicht zu rechnen ist.
Auf den Rollstuhl angewiesen und eine nach wie vor schlecht sitzende Vollprothese: Neben diesem Schicksal hätten Zahnimplantate dem Mann auch 15 Jahre Qual durch schlecht sitzenden Zahnersatz erspart.
BMJ Case Rep 2017. doi:10.1136/bcr-2017-219802