Gesund beginnt in Mund – krank sein oftmals auch: „Tag der Zahngesundheit“ 2009 verdeutlicht die Zusammenhänge


Im Vorfeld der zentralen Pressekonferenz am 11. September 2009 in
Berlin, die den Auftakt zu vielfältigen regionalen Veranstaltungen zum
Tag der Zahngesundheit 2009 bildet (der eigentliche „Tag der
Zahngesundheit“ selbst ist seit 1991 in Deutschland stets der 25.
September), hat der wissenschaftliche Referent des Aktionskreises zum
Thema 2009, Priv.-Doz. Dr. James Deschner, Rheinische
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, einige Beispiele solcher
Zusammenhänge zusammengestellt:

Krankheiten, die im Mund beginnen und Folgen für den gesamten Organismus haben können:

„In der Mundhöhle sind zahlreiche Infektions- und Entzündungsherde
möglich. Eine folgenschwere und besonders gut untersuchte Erkrankung
der Mundhöhle ist die Parodontitis (von Laien oft Parodontose genannt).
Die Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des
Zahnhalteapparates, bei der es aufgrund der Bakterien am Zahnhals und
weiterer Faktoren zur Ausbildung von Zahnfleischtaschen, zum Abbau des
zahnumgebenden Knochens und letztlich auch zum Zahnausfall kommen kann.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben in den letzten Jahren
gezeigt, dass Patienten mit Parodontitis ein erhöhtes Risiko für
Herzinfarkt, Schlaganfall und eine schlechtere Blutzuckereinstellung
bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) aufweisen. Obwohl die genauen
Krankheitszusammenhänge noch nicht vollständig erforscht sind, nimmt
man an, dass bei einer Parodontitis Bakterien und Entzündungsmoleküle
aus dem Mund in die Blutgefäße des Zahnhalteapparates gelangen und
sodann über das Blut zu anderen Stellen des Körpers transportiert
werden. In den Gefäßen, die das Herz oder das Gehirn versorgen, können
die Bakterien und Entzündungsmoleküle zu Schädigungen, Verdickungen und
Verkalkungen der Gefäßwände führen. Zusätzlich können diese
Entzündungsmoleküle die Wirkung von Insulin, das unter anderem die
Aufnahme von Zucker in Zellen fördert, hemmen. Dadurch verbleiben mehr
Zuckermoleküle im Blut, d.h., der Blutzuckerspiegel steigt an, was
besonders bei Diabetikern kritisch ist.“

Krankheiten aus dem Bereich der Allgemeinmedizin mit Auswirkungen auf die Mundgesundheit:

„Obwohl es zahlreiche weitere Erkrankungen (z.B. Blutkrebs, Aids) gibt,
die einen schädigenden Einfluss auf die Mundhöhle ausüben, sei hier als
Beispiel aufgrund der enormen Verbreitung in der Bevölkerung noch
einmal der Diabetes erwähnt. Patienten mit einem schlecht eingestellten
Diabetes leiden häufiger an einer Parodontitis als Nichtdiabetiker. Bei
einem schlecht eingestellten Diabetes können die hohen
Blutzuckerspiegel zu einer Veränderung von Proteinen führen. Solche
veränderten Moleküle lagern sich bei schlechter Blutzuckereinstellung
vermehrt in den Geweben des Körpers, so z.B. auch im Zahnhalteapparat,
ab. Da diese Moleküle entzündungsfördernd sind, wird die durch die
Parodontitis hervorgerufene Entzündung im Zahnhalteapparat zusätzlich
verstärkt. Als Folge der exzessiven Entzündung kommt es dann zu einem
verstärkten Abbau des Zahnhalteapparats, denn mit Zunahme der
Entzündung entstehen auch mehr gewebeauflösende Moleküle. Bei
übergewichtigen Diabetikern werden außerdem noch Moleküle aus dem
Fettgewebe ins Blut freigesetzt, die ebenfalls im Zahnhalteapparat die
Entzündung und den Abbau des Zahnhalteapparats fördern.“

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 05 Juli 2009