Dentallabors bangen um ihre Existenz


Die Zahntechniker in der Region müssen die Zähne zusammen beißen. Weil die Krankenkassen seit Januar beim Zahnersatz nur noch Festzuschüsse bezahlen, brechen ihre Umsätze ein. Viele Patienten verschieben eine notwendige Behandlung, wenn sie sehen, was sie selber zuzahlen müssen.

Weniger Aufträge und nur noch halb so viel Umsatz wie im Jahr zuvor. So sehen seit Januar die bundesweiten Zahlen im Zahntechniker-Handwerk aus. In Baden-Württemberg war es mit 43 Prozent Umsatzrückgang etwas besser.

Anlaufschwierigkeiten hatten auch die Krankenkassen, bis sie die Heil- und Kostenpläne nach den neuen, komplizierten Regeln bewilligen konnten. Bundesweit genehmigten sie im Januar und Februar 65 Prozent weniger Anträge als im Vorjahr.

Auch die 84 Betriebe in der Region Heilbronn-Franken mit ihren 334 Beschäftigten und 78 Auszubildenden darben. Einige lassen Überstunden abbauen, schicken ihre Leute in den Urlaub, andere entlassen bereits Mitarbeiter oder melden beim Arbeitsamt Kurzarbeit an. Fast jeder vierte Betrieb im Südwesten hat dies in den letzten Monaten getan. Im Arbeitsamtsbezirk Heilbronn zogen vier Dentallabors mit Kurzarbeit die Notbremse.

Mit dem bekannten Vorzieheffekt im Vorfeld einer jeden Gesundheitsreform hat der Umsatzrückgang nichts zu tun, sagt die Zahntechniker-Innung Württemberg. Schon in den letzten Monaten des Jahres 2004 hätten die Patienten weit weniger Zahnersatz als sonst nachgefragt: Sie sind vorsichtig geworden bei größeren Ausgaben oder haben das Geld dafür erst gar nicht.

"Die Leute erschrecken, wenn sie sehen, was sie jetzt bei aufwändigen Zahnersatz-Lösungen aus eigener Tasche zuzahlen müssen", weiß Matthias Zartmann, Inhaber des gleichnamigen Dentallabors in Heilbronn und stellvertretender Obermeister der Zahntechniker-Innung Württemberg. Die Rechnung kann leicht in die Tausende gehen. Folge: Die Behandlung wird auf später verschoben.

Bisher beteiligten sich die Kassen prozentual an einer Rechnung. Heute zahlen sie für Kronen, Brücken und Prothesen nur noch einen festen Betrag. Und der deckt eine genau definierte Standardlösung mit einem Standardmaterial ab. Dass dies meist nicht die individuell beste, bequemste und technisch modernste Lösung beste, liegt auf der Hand. Wer mehr will, zahlt zu. Neu ist allerdings, dass sich die gesetzlichen Kassen jetzt auch an Zahn-Implantaten beteiligen.

Dass die Patienten ausgerechnet beim Zahnersatz sparen, kann auch Bernd Krämer, Vorsitzender der Kreiszahnärzteschaft Heilbronn, bestätigen. "Für ein Auto, das man vielleicht eine Stunde am Tag nutzt, werden gerne viele tausend Euro bewegt. Zähne dagegen sind im Dauereinsatz. . . ", kommentiert er die geldmäßigen Prioritäten der Bevölkerungsmehrheit.

Quelle: stimme.de

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999