Bewertungsportale: Nutzen bei der Suche nach dem richtigen Zahnarzt ist begrenzt


Im Mittelpunkt der Diskussion stand der im Februar 2012 mit großem
Medienecho gestartete Zahnarztnavigator, ein Gemeinschaftsprojekt von
AOK, Barmer GEK, Techniker Krankenkasse und der "Weissen Liste". Welchen
Nutzen das Portal bietet und wo die Grenzen aber auch Gefahren liegen,
wollte die stellvertretende FVDZ-Bundesvorsitzende Dr.- medic./lfM
Timisoara Kerstin Blaschke, die die Diskussion moderierte, von ihren
Gästen wissen.

Giovanni Maio, Universitätsprofessor für Medizinethik an der Universität
Freiburg, bemängelte am Zahnarztnavigator, dass überwiegend "weiche
Faktoren" für die Bewertung herangezogen würden. Damit lasse sich
vielleicht der Service der Praxis beurteilen, nicht aber die Qualität
der Behandlung. "Bewertungsportale setzen die falschen Signale", war
sich Maio außerdem sicher, "denn sie lenken den Blickwinkel auf
Äußerlichkeiten und führen zu einer Abwertung der eigentlichen
medizinischen Leistung."

Corinna Schaefer, Bereichsleiterin Patienteninformation am Ärztlichen
Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), einem gemeinsamen Institut
von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, sah das
"Phänomen Bewertung" ebenfalls skeptisch. "Patienten haben völlig
unterschiedliche Ansprüche an ihren Zahnarzt. Die kann ein
Bewertungsportal gar nicht alle abbilden", kritisierte Schaefer.

Der AOK-Vertreter Christian Traupe, Leiter des Unternehmensbereichs
Versorgung – Strategie und Programme der AOK Nordost, berichtete von
einem "äußerst positiven Feedback" der Versicherten auf den
Zahnarztnavigator. Auch verteidigte er die für die Bewertung
herangezogenen "weichen Faktoren" als wichtige Referenz für die
Patienten. Abschließend stellte jedoch auch Traupe fest, dass ein
Bewertungsportal bei der individuellen Suche nach dem richtigen Zahnarzt
nicht das Maß der Dinge, sondern nur eine von mehreren
Informationsquellen sein könne.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 17 Juni 2012