Bayerische Zahnmediziner warnen vor Unterversorgung in ländlichen Regionen


Rund 250 Kassenzahnärzte diskutierten am Wochenende die Auswirkungen der Gesundheitsreform der großen Koalition auf die zahnmedizinische Versorgung der bayerischen Patienten. Dabei stieß vor allem der Gesundheitsfonds auf scharfe Kritik. Der Fonds sei ein Ñzweiter Länderfinanzausgleich zu Lasten Bayernsì, so KZVB-Chef Rat. Der Mittelabfluss sei zwar auf 100 Millionen Euro begrenzt, allerdings nur in diesem Jahr. 2010 könnten bereits 200 Millionen aus Bayern abfließen, 2011 300 Millionen.

Die CSU habe sich von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Ñüber den Tisch ziehen lassenì. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Gesundheitsminister Markus Söder hätten diesen gesundheitspolitischen Sündenfall zu spät erkannt.

Gegen zentralistische Strukturen

Aus Sicht der bayerischen Vertragszahnärzte ist die Bundestagswahl 2009 eine ÑSchicksalswahl für die Gesundheitspolitikì. Eine neue Bundesregierung müsse den Gesundheitsfonds umgehend wieder abschaffen. Sonst sei mit Leistungskürzungen und höheren Zuzahlungen der Patienten zu rechnen.

Die KZVB fordert außerdem, dass die Ost-West-Angleichung der zahnärztlichen Honorare nicht zu Lasten der bayerischen Zahnärzte geht. Die Krankenkassen müssten dafür Ñfrisches Geldì in die Hand nehmen.

Gegen zentralistische Strukturen sprach sich Dr. Wolfgang Eßer, stv. Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) beim Vertragszahnärztetag aus. Die Kompetenz, Verträge mit den Krankenkassen abzuschließen, müsse in den Regionen bleiben. Nur so lasse sich eine flächendeckende, wohnortnahe Versorgung erhalten. Der Wettbewerb dürfe in der Medizin nicht über den Preis geführt werden. Entscheidend sei vielmehr die Qualität der Versorgung. Ein reiner Preiswettbewerb führe zur Konzentration von Zahnärzten in den Großstädten, Verlierer sei das flache Land.

Die Vertragszahnärzte verwiesen auch auf ihre wirtschaftliche Bedeutung. 380.000 Menschen arbeiten in den deutschen Zahnarztpraxen, allein 60.000 in Bayern. Diese Arbeitsplätze seien nicht ins Ausland verlagerbar. Die Beschäftigten und ihre Familien hätten ein Recht auf Planungssicherheit. Das setze aber eine angemessene Honorierung zahnärztlicher Leistungen voraus.

Zudem hätten die Zahnärzte ihren Anteil zur Entlastung der sozialen Sicherungssysteme bereits erbracht. So sei der Anteil der zahnärztlichen Behandlungen an den Ausgaben der Krankenkassen seit 1997 von auf 10,1 auf heute 7,3 Prozent gesunken.

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 April 2009