Die Parodontitis ist in Deutschland eine weit verbreitete und folgenschwere Erkrankung. Etwa 23 Millionen Menschen aus der Gruppe der 35- bis 74-Jährigen weisen in Deutschland eine behandlungsbedürftige Parodontitis auf, 6 % der 35- bis 44-Jährigen und 18 % der 65- bis 74-Jährigen leiden dabei an schweren Entzündungen des Zahnhalte-apparates, 40 % der Bevölkerung zeigen parodontale Erkrankungen mittleren Schweregrades.
Die Parodontitis steht in enger Wechselbeziehung mit Allgemeinerkrankungen wie Herzinfarkt
und Schlaganfall, Diabetes, Atemwegserkrankungen und dem Metabolischen Syndrom. In diesem Zusammenhang werden auch Einflüsse der Entzündung auf die Schwangerschaft diskutiert. Nach dem 45. Lebensjahr ist eine Parodontitis die Hauptursache für Zahnverlust.
„Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto einfacher ist die Therapie und desto günstiger sind die Heilungschancen. Eine frühzeitige Behandlung kann auch das Risiko für systemische Folgeschäden der Erkrankung verringern“, sagt Professor Ulrich Schlagenhauf, Leiter der Abteilung Parodontologie der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Würzburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie.
Reinigung der Zahnfleischtaschen
Liegt eine Parodontitis mit vertieften Zahnfleischtaschen vor, müssen diese in einen entzündungs-freien Zustand versetzt werden. Nach einer professionellen Zahnreinigung, bei der Zahnarzt oder seine Prophylaxe-Fachkraft alle bakteriellen Beläge von den Error! Post not found for word:zahn- und den sichtbaren Wurzel-oberflächen entfernen sowie dem Patienten wichtige Hinweise zur Optimierung der häuslichen Mundhygiene geben, werden im nächsten Schritt die Zahnfleischtaschen gründlich gereinigt. „Konventionell erfolgt die Reinigung mechanisch mit speziellen Hand-, Schall- oder Ultraschall-instrumenten. Der Zahnarzt entfernt den tief unter dem Zahnfleisch auf den Wurzeln der Zähne haftenden bakteriellen Belag und glättet die Wurzeloberflächen“, erklärt Schlagenhauf. Bei weit fortgeschrittenen Stadien der Entzündung kann auch ein kleiner chirurgischer Eingriff zur erneuten Reinigung der Zahnfleischtaschen unter Sicht notwendig sein.
Antibakterielle Behandlung
Bei der Parodontitis handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Entzündung. In schweren Fällen ist daher eine begleitende antibakterielle Behandlung in der Regel mit Chlorhexidin sinnvoll. Neben der Desinfektion des gesamten Mundraums mit einer Spülung werden die gereinigten Zahnfleischtaschen lokal zusätzlich mit einem chlorhexidinhaltigen Gel oder einem den Wirkstoff kontinuierlich abgebenden Gel-Chip behandelt. Bei besonders schweren Formen der Parodontitis oder wenn gleichzeitig Allgemeinerkrankungen sowie ein Schwächung des Immunsystems vorliegen, kann auch eine zusätzliche systemische oder lokale Behandlung mit Antibiotika angezeigt sein.
Regenerative Therapie
Bei besonders aggressiven Formen der Erkrankung oder wenn diese jahrelang nicht behandelt wurde, kommt es häufig zu einem weit fortgeschrittenen Abbau des Kieferknochens. Ein in Parodontologie speziell ausgebildeter Zahnarzt kann unter bestimmten Voraussetzungen einen zerstörten Zahnhalteapparat zumindest teilweise im Rahmen einer regenerativen Parodontaltherapie wieder herstellen.
Lebenslange Nachsorge
Eine Parodontitis ist eine chronische Erkrankung. Um den Erfolg der Behandlung zu sichern und ein Wiederauftreten zu verhindern, ist eine lebenslange zahnärztliche Betreuung erforderlich. [Zit „Je nach Erkrankungsrisiko können zwei bis sechs Kontrolltermine im Jahr notwendig sein. Diese schließen parodontale Untersuchungen, Professionelle Zahnreinigungen und eine erneute Reinigung der Resttaschen durch den Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin ein“, so Schlagenhauf. Diese Phase wird als unterstützende Parodontitis-Therapie (UTP), auch Recall genannt, bezeichnet. Wichtig ist zudem eine optimale häusliche Mundhygiene durch den Patienten. Dabei kommt der regelmäßigen und sorgfältigen Reinigung der Zahnzwischenräume mit geeigneten Hilfsmitteln eine zentrale Bedeutung zu. Außerdem sollten Risikofaktoren – insbesondere das Rauchen – vermieden werden.
Eine Parodontitis ist in den meisten Fällen beeinflussbar. Eine sorgfältige Mundhygiene zu Hause, die Vermeidung von Risikofaktoren und eine regelmäßige professionelle Betreuung durch den Zahnarzt sind entscheidende Voraussetzungen, um der Erkrankung effektiv vorzubeugen.
Individuelle Informationen zur Behandlung und Vorbeugung einer Parodontitis geben der Zahnarzt und sein Team.
Weitere Informationen auf www.rundum-zahngesund.de und www.dgparo.de