„Selten hat ein Motto zum Tag der Zahngesundheit so deutlich gemacht, wie bedeutsam die Kieferorthopädie für eine nachhaltige Zahnmedizin ist“, so Dr. Gundi Mindermann, 1. Bundesvorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden/BDK. „Es wird vermutlich vielen Zahnärzten bei der Aussicht, dass die Zähne ihrer Patienten länger gesund bleiben müssen, weil die Patienten älter werden, bewusst, dass sie uns Kieferorthopäden dabei brauchen.“
Den bekannten Problemen rund um die Mundgesundheit sei heute keine Berufsgruppe allein gewachsen: „Nur wenn wir interdisziplinäre Konzepte entwickeln, haben wir eine Chance, dass wir Zahnärzte unseren Patienten tatsächlich helfen können. Schließen wir uns nicht zu solchen Konzepten zusammen und entwickeln keine aufeinander abgestimmten Verfahren, und ‚doktert’ jeder in seinem eigenen Gebiet nach eigenem Gutdünken, dann werden wir mit ansehen dürfen, wie wir scheitern.“
Allein mit Blick auf die Erwachsenenbehandlung werde deutlich, wie wichtig die Einbeziehung der Kieferorthopädie in die Planung eines präventionsorientierten Behandlungskonzeptes ist – bei aufwändiger prothetische Versorgung ist ein interdisziplinärer Ansatz ohnehin die beste Grundlage für einen nachhaltigen Behandlungserfolg: „Wir sitzen manchmal in einer Fortbildung, sehen Vorträge beispielsweise zu Parodonthopathien und fragen uns, wann eigentlich der Moment kommt, wo einer sagt: Das müsste kieferorthopädisch begleitet werden. Da muss etwas verschoben werden, damit das Gewebe und die Zähne gesunden können. Aber das hören wir noch immer viel zu selten. Vielen Zahnärzten ist gar nicht bewusst, dass wir Co-Behandler sein können, die sie bei ihren Therapiekonzepten unterstützen.“
Zwar habe erfreulicherweise die Präsenz von Kieferorthopäden bei themenbezogenen zahnärztlichen Fortbildungsveranstaltungen zugenommen – eine Entwicklung wie in manchen anderen Ländern oder auch den USA, wo bei größeren Maßnahmen oft interdisziplinär nach dem idealen Weg für ein nachhaltiges Ergebnis gesucht wird, stehe Deutschland erst noch bevor. „Wenn die Zähne länger leben, brauchen sie ein gesundes Umfeld, einen stabilen Kiefer, die richtige Position im Mund, die nicht durch Störkontakte Folgeschäden verursacht. So manche Zähne, die die DMS IV als verloren gegangen bezeichnet, und deren Verlust die Zahnärzte bedauern, hätten möglicherweise durch eine abgestimmte Aktion von Zahnarzt und Kieferorthopäde erhalten werden können. Ich wünsche nicht mir, auch nicht meinen Kollegen, sondern unseren Patienten, dass sie frühzeitig in aufgeklärte Praxen kommen, die nicht einfach ‚versorgen’, sondern nachhaltige Konzepte entwickeln und dabei Kollegen aus anderen Bereichen, auch der Kieferorthopädie, in die Entwicklung einschließen.“
Ein großes Thema sind und bleiben auch die Kinderzähne: „Es ist hocherfreulich, dass die Karies in vielen Altersklassen zurückgegangen ist“, sagt Dr. Henriette Dörschug, Sprecherin der Initiative Kiefergesundheit, „daran sind wir Kieferorthopäden nicht ganz unschuldig…“ Sorgen bereiten ihr nicht erkannte und zu spät oder gar nicht behandelte Zahnfehlstellungen: „Wenn Zähne ein Leben lang – und heute länger denn je – halten sollen, müssen sie einen guten Start haben. Es reicht nicht, dass sie kariesfrei sind, wenn sie nicht zusammen passen und als Gebiss funktionieren.“
Fehlstellungen seien für das Gewebe ein Leben lang schädlich. „Wer das vermeiden möchte, muss von Anfang an für gesunde Mundverhältnisse – für Kiefer und Zähne – sorgen. Krankhafte Zustände im Mund haben oft schwerwiegende Folgen für die gesamte Gesundheit des Menschen. Patienten sind gut beraten, bereits frühzeitig die Fachkompetenz von Kieferorthopäden und Zahnärzten einzuholen.“
Zum Tag der Zahngesundheit 2007 wenden sich der BDK und die IKG mit einem Tipp oder einer Empfehlung nicht nur an die Öffentlichkeit, sondern an auch an ihre eigenen Kollegen und die Zahnärzte in den Praxen: „Die beste Versorgung haben Patienten, wenn ärztliche Kollegen voneinander lernen. Der Patient interessiert sich nicht für Spezialisten, einer für dieses oder einer für jenes Verfahren, sondern wir werden als Team gefordert. Die bewusst in langer und anspruchsvoller Zusatzausbildung für die Zusammenhänge rund um die Kräfte im Mund ausgebildeten Fachzahnärzte für Kieferorthopädie stehen als kompetente Partner in solchen Teams zur Verfügung. Zum Tag der Zahngesundheit 2007 wünschen wir uns daher, dass solche Teams starten bzw. mehr werden, bis wir tatsächlich von interdisziplinären Konzepten in der modernen Error! Post not found for word:zahn- Mund- und Kieferheilkunde sprechen können. Und genau das wird jetzt gebraucht. Fangen wir also an!“