Antidepressiva können Implantat-Erfolg gefährden


Die Erfolgsrate von Zahnimplantaten liegt bei über 95%. Im Umkehrschluss gehen etwa 5% der gesetzten Implantate frühzeitig verloren. Misserfolge können verschiedene Ursachen haben. In einer neu veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler die Einnahme von Antidepressiva als mögliche Ursache von frühzeitigem Implantatverlust identifiziert.

Risikogruppe nimmt zu

Immer mehr Menschen leiden unter Depressionen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren im Jahr 2015 rund 322 Millionen Menschen weltweit betroffen (4,4 Prozent der Weltbevölkerung!). Die Studie um S. K. Mishra konnte eine höhere Zahnimplantat-Verlustrate bei Patienten erkennen, die vor dem Implantationszeitpunkt Antidepressiva eingenommen haben. Die Einnahme während und nach der Implantation hatte jedoch keine signifikante Auswirkung auf die Haltbarkeit von Zahnimplantaten.

„Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“ mit Wechselwirkung auf den Knochen

Die Ursache für Depressionen ist einem niedrigen Serotonin-Spiegel geschuldet. Dieser vom Körper produzierte Botenstoff hat verschiedene Auswirkungen und wirkt unter anderem als „Glückshormon“. Um Menschen mit Depressionen zu behandeln, werden Antidepressiva eingesetzt: Medikamente mit „selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern“ (SSRIs). SSRIs wirken auf Knochenzellen und beeinflussen die Knochenbildung negativ. Die Knochenmasse und -mineraldichte verringert sich, ein erhöhtes Risiko für Osteoporose ist die Folge. Im Fall einer Implantation kann der Kieferknochen nicht optimal mit dem Zahnimplantat verwachsen (Osseointegration). Der Implantatverlust ist vorprogrammiert.

Antidepressiva: Risiko für Implantatverlust 4-fach höher

Die Auswertung der Studie zeigte ein deutlich erhöhtes Verlustrisiko von Zahnimplantaten bei Patienten, die zuvor Medikamente mit SSRIs eingenommen haben. Für die umsichtige Implantatplanung ist es wichtig, dass Patienten den behandelnen Zahnarzt über die Einnahme aller Medikamente informieren. Nur dann können mögliche Gegenanzeigen für Zahnimplantate erkannt und berücksichtigt werden. Weitere Studien zu dieser Problematik werden erwartet.

Quelle: Mishra SK, Hazari P, Chowdhary R.
Do antidepressant drugs leads to dental implant failure. Eur J
Prosthodont 2016;4:42‑3. European Journal of Prosthodontics | May-Aug 2016 | Vol 4 | Issue 2

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 04 Dezember 2019