Die Zahnarzt-Patienten sind verunsichert: Künftig mit dem verbliebenen natürlichen Restbestand des Gebisses aus finanziellen Erwägungen gezwungenermaßen weiter auskommen statt beim Zahnarzt für eine Prothese den Mund aufzumachen? Schließlich wird ab Juli der Zahnersatz »Privatsache«, der Arbeitgeber zahlt nichts mehr dazu. Obendrein gibt es seit Januar 2005 nur noch »befundorientierte Festzuschüsse« für Zahnersatz. Den Zahnarzt also lieber meiden und leiden?
Ein halbes Jahr nach Einführung der fixen Zuschüsse berichtete die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Berlin über ihre Erfahrungen. »Diese Regelung ist gerechter«, meinte dazu gestern der KZV-Vorstandsvorsitzende Jörg-Peter Husemann. Für gesetzlich Krankenversicherte bedeute dies, dass sich die Zahlung der Krankenkasse am Befund und nicht mehr prozentual an der Behandlungsmethode orientiere. Der Festbetrag decke etwa die Hälfte der Kosten einer Regelversorgung ab. Das sei die Standardbehandlung. Auch die Qualität bleibe erhalten.
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• Krone ohne Verblendung: 115 bis 149 Euro Zuschuss
• Dreizahnbrücke: 273 bis 355 Euro Zuschuss
• Oberkieferprothese: 253 bis 507 Euro Zuschuss
• Unterkieferprothese: 270 bis 541 Euro Zuschuss
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Die Kassen müssten auch bei Kronen oder Implantaten den Festzuschuss übernehmen. Einen Vorteil sieht die KZV darin, dass Patienten selbst entscheiden könnten, ob sie die Regelversorgung oder eine teurere Variante wünschten.
Seit Januar 2005 gibt es das neue Zuschuss-System für den Zahnersatz. Nun bezahlen die Kassen Festbeträge. Für einen bestimmten Befund gibt es immer denselben Betrag als Zuschuss, ganz gleich für welchen Ersatz sich der Patient entscheidet Trotzdem gingen die Berliner viel seltener zum Zahnarzt, stellte die KZV fest. Innerhalb eines Jahres blieben den Dentisten eine halbe Million Patienten weg. Die Zahnärzte führen das auf die zehn Euro Praxisgebühr pro Quartal, aber auch mangelnde Information zurück.
«Die beiden Vorsorgeuntersuchungen pro Jahr sind weiterhin kostenlos«, betonte KZV-Chef Husemann. Auch eine Entfernung des Zahnsteins gehöre dazu, ebenso eine eventuelle Röntgendiagnose samt Röntgenbild. Für diese Kontrolluntersuchungen müsse auch keine Praxisgebühr gezahlt werden. »Erst Eingriffe wie Füllungen oder Kariesbehandlungen werden berechnet«, betonte Husemann.
Vorsorge sei enorm wichtig. Allein in Deutschland seien bereits 25 Millionen Menschen an Parodontitis erkrankt, früher oft als Parodontose bezeichnet. Die Hauptursache für die Zahnfleisch- entzündung sei Zahnbelag. Die Entzündung greife auf den Zahnhalteapparat über und führe auch zur Schädigung des Zahnschmelzes (Karies). Deshalb könnten die Zahnärzte nur immer wieder darauf hinweisen: Vorsorge kostet nur ein Lächeln.