Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Problem im Mundbereich

Die Schilddrüse produziert Hormone. Hormone steuern viele Vorgänge im Körper. Bei einer Unterfunktion werden nicht genügend Hormone produziert, was dazu führt, dass alle Stoffwechselfunktionen langsamer ablaufen, als normal. Das führt zu einer Reihe Problemen im Körper und wirkt sich unter anderem negativ auf die Mundgesundheit aus.

Wie äußert sich eine Hypothyreose?

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind vielfältig. Typischerweise fühlen sich Betroffene schlapp und müde, sind kaum leistungsfähig, nehmen an Gewicht zu (obgleich sich Ernährungsgewohnheiten nicht geändert haben), es zeigt sich eine Veränderung der Haut und es kommt zu Haarausfall (auch zum Beispiel der Wimpern). Ein niedriger Puls, Lethargie, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit sind gängige Symptome. Weitere Veränderungen können sein:

  • Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf),
  • Störung der Menstruationszyklus,
  • Kälteempfindlichkeit,
  • Gelenkschmerzen,
  • weitere.

Welchen Einfluss hat eine Schilddrüsenunterfunktion auf den Mund?

Da Hormone an der Bildung und Entwicklung von Zellen und Geweben beteiligt sind, laufen diese Vorgänge bei verändertem Hormonspiegel nicht mehr rund. Das hat Auswirkung auf die Mundschleimhaut und den Zahnhalteapparat. Zahnfleischentzündungen, Parodontitis und Karies entstehen leichter und Defekte heilen langsamer ab.

Verlangsamter Stoffwechsel = verminderte Aufnahme von Nährstoffen

Spurenelemente und Vitamine werden bei Hypothyreose durch den verlangsamten Stoffwechsel nicht vom Körper in ausreichender Menge absorbiert. Der Mangel wirkt sich negativ auf Zähne, Zahnfleisch und Knochen aus. Mögliche Beschwerden im Mund sind u.a.:

  • Aphten,
  • Zungenbrennen und glatte rote Zunge
  • Osteoporose
  • eingerissene Mundwinkel
  • erhöhte Blutungsneigung
  • Wundheilungsstörung
  • Störung des Knochenstoffwechsels (Risikofaktor für eine Implantatbehandlung wird vermutet)
  • Taubheitsgefühl und Kribbel

Veränderungen von Zunge und Lippen

Bei Patienten mit Hypothyreose tritt häufig eine vergrößerte Zunge (Makroglossie) in Kombination mit verdickten Lippen auf. Diese Veränderungen führen nicht selten zu einem offenen Vorderbiss und aufgefächerten Frontzähnen aufgrund der veränderten Zungenposition

Verzögerter Zahndurchbruch

Sowohl bei Milchzähnen als auch bei der bleibenden Dentition kann ein verzögerter Durchbruch beobachtet werden. Typischerweise geht diese Verzögerung mit einer Verengung des Zahnbogens einher, bedingt durch die geringere Kiefergröße.

Speicheldrüsenfunktion und Mundtrockenheit

Ein verminderter Speichelfluss (Hyposalivation) führt bei vielen Betroffenen zu Mundtrockenheit (Xerostomie). Dieses Symptom tritt besonders ausgeprägt bei Patienten ohne Hormonersatztherapie auf und kann erhebliche Folgen für die Mundgesundheit haben.
Der Speichel sorgt u.a. für

  • Schutzfunktion und Remineralisation der Zähne
    Verdünnung schädigender Substrate (z.B. Zucker)
  • Infektionsschutz durch antibakterielle Moleküle
  • Schutz vor Austrocknung

Dementsprechende sorgt ein Mangel an Speichelfluss für 

  • Erhöhte Anfälligkeit der Zähne für Karies
  • Erhöhte Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen, Parodontitis

Zungenbrennen bei Schilddrüsenerkrankungen

Der Nährstoffmangel führt zu allerlei Problemen im Mund. Aphten, die schlecht und nur langsam heilen, Schmerzen und Zungenbrennen, sowie Missempfindungen, wie Kribbeln und Brennen der Zunge, sind häufige Symptome.

Geschmacksveränderungen und parodontale Gesundheit

Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion leiden häufig unter Geschmacksveränderungen (Dysgeusie) und weisen ein erhöhtes Risiko für Parodontalerkrankungen auf. Diese Einschränkungen erschweren die tägliche Mundhygiene und begünstigen die Entstehung von Zahnerkrankungen.

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Geschwächtes Immunsystem und schlechtere Regeneration von Zellen

Durch zu wenig Schilddrüsenhormone kommt es bei Betroffenen zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Der langsame Stoffwechsel wirkt sich negativ auf die Wundheilung und die Zellerneuerung aus. Der Nährstoffmangel verschlimmert die Problematik. Aus einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion resultiert eine erhöhte Kariesneigung und Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Parodontitis. Eine Parodontose kann aggressiver voranschreiten und die Prognose ist allgemein schlechter.

Woher kommt eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die Unterfunktion der Schilddrüse kann verschiedene Ursachen haben, die häufigste ist die Zerstörung der Schilddrüsenzellen durch eine Entzündung (Thyreoiditis). Häufig liegt der Entzündung eine Autoimmunerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow) zu Grunde. Hierbei greift der Körper die Schilddrüse an, da er sie fälschlicherweise für fremdes Gewebe hält. Bei Hashimoto handelt es sich um eine der häufigsten Autoimmunerkrankung. Eine Unterfunktion kann aber auch angeboren sein, nach Krebstherapie (Bestrahlung) entstehen, durch Jodmangel ausgelöst werden oder eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein.

Bei sekundärer Schilddrüsenunterfunktion liegt das Problem nicht bei der Schilddrüse, sondern bei der Hirnanhangsdrüse (Hypothalamus). Das ist der Teil im Gehirn, welches der Schilddrüse das Signal erteilt, Hormone zu produzieren. Man spricht auch von einer zentralen Schilddrüsenunterfunktion.

Behandlung einer Hypothyreose: medikamentöse Therapie

Die Basis der Behandlung bildet die Hormonersatztherapie, üblicherweise mit Levothyroxin. Diese müssen ein Leben lang eingenommen werden. Je früher eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert und behandelt wird, desto besser. Das gilt besonders bei einer angeborenen Unterfunktion. Durch gängige Screenings von Neugeborenen fällt eine Hypothyreose direkt auf.
Die adäquate Einstellung des Hormonhaushalts kann zur Normalisierung des Speichelflusses beitragen und weitere orale Symptome wie Makroglossie und den verzögerten Zahndurchbruch verbessern.
Eine durch Medikamente gut eingestellte Schilddrüsenunterfunktion verursacht in der Regel keine Probleme im Mund- Rachenraum.

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Zahnärztliches Management

Für den behandelnden Zahnarzt ist die Kenntnis möglicher Arzneimittelwechselwirkungen bei Patienten mit Unterfunktion der Schilddrüse unerlässlich, insbesondere bei Mehrfachmedikation. Eine sorgfältige Anamnese und durchdachte Behandlungsplanung helfen, Komplikationen bei zahnärztlichen Eingriffen zu vermeiden.

Was passiert ohne Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion?

Bleibt eine Hypothyreose unbehandelt, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben. Handelt es sich um eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion, kommt es bei diesen Kindern zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen, wie zum Beispiel Kleinwüchsigkeit. Im Erwachsenenalter können psychische- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Depression und Herzmuskelschwäche) auftreten. Betroffene haben außerdem mit Folgeerscheinungen von Nährstoffmangel zu kämpfen. In seltenen Fällen führt die Unterfunktion zu Koma und Tod.

implantate.com-Tipp:

Bei der Behandlung von Patienten mit Hypothyreose Patienten mit Hypothyreose sollte der Zahnarzt über die eingenommenen Medikamente informiert sein.
Die erhöhte Prävalenz der Hypothyreose bei älteren Patienten und das Potenzial, zahnärztliche Behandlungen zu komplizieren, unterstreichen die Notwendigkeit einer engmaschigeren zahnärztlichen Kontrolle: rale Komplikationen interdisziplinären Zusammenarbeit.

Mögliche Anfälligkeit für weitere Erkrankungen bei Hyperthyreose

implantate.com-TIPP:

Patienten mit Hypothyreose sollten ihren Zahnarzt über ihre Erkrankung und die eingenommenen Medikamente informieren. Eine engmaschige zahnärztliche Kontrolle kann helfen, orale Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 27. März 2025