Bissverletzungen der Wangenschleimhaut und Morsicatio buccalis

Was sind Bissverletzungen der Wangenschleimhaut?

Bissverletzungen der Wangenschleimhaut gehören zu den häufigsten Verletzungen im Mundraum. Sie entstehen, wenn wir versehentlich auf die Innenseite unserer Wange beißen. Diese Verletzungen können schmerzhaft sein und zu Entzündungen führen, heilen jedoch in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Bei wiederholten Verletzungen kann es zu chronischen Veränderungen kommen – einem Zustand, der als Morsicatio buccalis bezeichnet wird.

Morsicatio buccalis: Wenn das Wangenbeißen zur Gewohnheit wird

Der Begriff „Morsicatio buccalis“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Wangenkauen“. Es handelt sich um eine chronische Selbstverletzung der Mundschleimhaut, die durch wiederholtes Beißen, Nagen oder Saugen an der Wangenschleimhaut entsteht.

Diese Gewohnheit führt zu charakteristischen Veränderungen:

  • Weißliche, aufgerissene Bereiche an der Wangenschleimhaut
  • Unregelmäßige, verdickte Schleimhautoberfläche
  • Manchmal schmerzhaft gerötete Areale
  • In fortgeschrittenen Fällen: Verhärtungen und Narbenbildung

Anders als einmalige Bissverletzungen ist die Morsicatio buccalis ein wiederkehrendes Verhalten, das häufig unbewusst und in Stresssituationen verstärkt auftritt.

Ursachen: Warum kommt es zur chronischen Bissverletzung der Wange?

Verschiedene Faktoren können zur Entstehung von Morsicatio buccalis beitragen:

Anatomische Faktoren:

  • Fehlstellungen der Zähne, besonders vorstehende Backenzähne
  • Unregelmäßige Zahnränder oder scharfkantige Zähne
  • Schlecht sitzender Zahnersatz, der zu Wangenirritationen führt

Zahnersatzbezogene Faktoren:

  • Überstehende Kronen- oder Brückenränder
  • Schlecht polierte Prothesenkanten
  • Zu breite Kauflächen bei Implantatkronen, die den Wangenraum einengen

Psychologische und habituelle Faktoren:

Diagnose: Wie wird Morsicatio buccalis erkannt?

Die Diagnose erfolgt hauptsächlich durch die klinische Untersuchung. Der Zahnarzt erkennt die typischen Veränderungen an der Wangenschleimhaut und unterscheidet diese von anderen Mundschleimhauterkrankungen. Wichtig ist die Differentialdiagnose zu:

  • Leukoplakie (weiße, nicht abwischbare Flecken mit Entartungsrisiko)
  • Lichen planus (netzartige weiße Veränderungen)
  • Candidiasis (Pilzinfektion der Mundschleimhaut)
  • Frühen Formen von Mundkrebs

Im Zweifelsfall kann eine Gewebeprobe (Biopsie) zur Sicherung der Diagnose entnommen werden.

Behandlung: Was hilft bei einer Bissverletzungen der Wange und Morsicatio buccalis?

Bei akuten Bissverletzungen der Wange:

  • Kühlung und Schonung der verletzten Stelle
  • Antiseptische Mundspülungen zur Infektionsvermeidung
  • Weiche Kost für einige Tage
  • Bei starken Schmerzen: Schmerzmittel nach ärztlicher Empfehlung

Bei chronischer Morsicatio buccalis:

  • Beseitigung scharfer Zahnkanten durch Polieren
  • Anpassung von Zahnersatz bei überstehenden Rändern oder zu breiten Kauflächen
  • Bei implantatgetragenem Zahnersatz: Überprüfung und ggf. Korrektur der Kronenform
  • Aufbissschienen, besonders nachts, zum Schutz der Wangenschleimhaut
  • Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Bewusstwerdung und Unterbrechung des Habits
  • Stressreduktion durch geeignete Entspannungstechniken

Prävention: So beugen Sie Bissverletzungen vor

Allgemeine Maßnahmen:

  • Langsames, bewusstes Kauen, besonders bei Gesprächen während des Essens
  • Aufmerksamkeit für die eigene Kauweise entwickeln
  • Vermeidung von sehr harten Speisen bei bekannter Neigung zu Bissverletzungen

Maßnahmen bei Zahnersatz:

  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen des Zahnersatzes auf Passgenauigkeit
  • Bei Implantaten: Sorgfältige Planung der Implantatposition und Kronenform
  • Sofortige Vorstellung beim Zahnarzt bei Druckstellen durch Prothesen oder Brücken
  • Regelmäßiges Nachpolieren von Prothesen zur Vermeidung scharfer Kanten

Spezielle Maßnahmen bei chronischen Wangenkauen:

  • Bewusstes Training zur Unterbrechung des Verhaltens
  • Entspannungsübungen bei stressbedingtem Wangenkauen
  • Bei nächtlichem Wangenbeißen: Aufbissschienen als mechanische Barriere

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Wann sollten Sie zum Zahnarzt?

Suchen Sie Ihren Zahnarzt auf, wenn:

  • Eine Bissverletzung nach mehr als einer Woche nicht abheilt
  • Wiederholt an der gleichen Stelle Verletzungen auftreten
  • Sie bemerken, dass Sie häufig auf Ihre Wange beißen
  • Weißliche Veränderungen an der Wangenschleimhaut auftreten, die nicht auf eine frische Verletzung zurückzuführen sind
  • Ihr Zahnersatz zu Irritationen der Wangenschleimhaut führt

implantate.com-Fazit

Bissverletzungen der Wangenschleimhaut sind häufig, aber die in den meisten Fällen harmlos. Dennoch sollten chronische Veränderungen zahnärztlich abgeklärt werden, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Besonders bei Zahnersatz, einschließlich implantatgetragener Versorgungen, ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig, um anatomisch bedingte Ursachen für Bissverletzungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Dem chronischen Wangenkauen kann nur durch eine Änderung des Verhaltens beigekommen werden.

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Letzte Aktualisierung am Montag, 07. April 2025