Verletzung der Kieferhöhle und Perforation des Nasenbodens

Oftmals beträgt das Knochenangebot im Backenzahnbereich unterhalb der Kieferhöhle nur wenige Millimeter. Um die verbliebene Knochenhöhe maximal auszunutzen, muss bis an den Kieferhöhlenboden gebohrt werden. Es ist dabei nicht immer vermeidbar, über die Knochenbegrenzung hinaus zu bohren und damit die Kieferhöhle von unten zu verletzen.

Dünne Schleimhaut als Grenzlinie zwischen Knochen und Nasennebenhöhlen

Knochenangebot unterhalb der Kieferhöhle ist oft gering

Der Luftraum Kieferhöhle (Sinus maxillaris) befindet sich oberhalb der großen Backenzähne im Oberkiefer. Ausgedehnte Kieferhöhlen können sich bis in die Region der Eckzähne ausdehnen. Eine verletzliche Schleimhaut, die Schneidersche Membran, stellt die Grenze zwischen Oberkieferknochen (Implantatregion) und Luftraum dar. Sie muss beim sogenannten Sinuslíft unverletzt bleiben.

Anbohren der Kieferhöhle ist meist nicht gefährlich

Knochenmangel unterhalb der Kieferhöhle ist häufig. Wenn man den Restknochen ohne Sinuslift ausnutzen will und z.B. kurze Implantate wählt, besteht das Risiko, beim Bohren den Kieferhöhlenboden zu verletzen. Dies kann zwar zu einer Blutung in die Kieferhöhle führen, welche sich dramatisch durch Blutaustritt über die Nase äußern kann, ist aber nicht gesundheitsgefährdend. Lediglich im Falle einer eitrigen Kieferhöhlenentzündung besteht das Risiko, dass der Infekt auf das Implantat übergreift. Der Eingriff muss dann abgebrochen werden.

Das gesetzte Implantat sollte -wenn vermeidbar- nicht in die Kieferhöhle ragen. Über Kälteempfinden wurde in solchen Fällen berichtet. Über Röntgenkontrollen sollte die Position des Implantats optimal innerhalb des Knochens korrigiert werden.

Kieferhöhlenverletzung beim Sinuslift kann ein schweres Problem bedeuten

Beim Sinuslift (insbesondere bei Schleimhautverwachsungen) ist eine Verletzung der Schneider Membran ein typisches Risiko. Wenn ein Riss in der Membran erkannt wird, kann dieser evtl. genäht, mit einer Membran oder PRGF-Membran abgedeckt werden. Ein Abbruch der Behandlung ist im Zweifelsfalle zu empfehlen.

Unerkannter Riss mit Abwanderung von Knochenersatzmaterial

Das ist die schwerste Komplikation des Sinuslifts. Wenn Knochenersatzmaterial durch ein Loch in der Schneiderschen Membran austritt, liegt es frei in der Kieferhöhle und kann dort eine chronische Entzündung auslösen. Die Partikel des Knochenersatzmaterials sind nur sehr mühselig durch eine Kieferhöhlenoperation wieder zu entfernen.

Folgen einer Kieferhöhlenverletzung durch Implantate

Kontrollröntgenbild nach Bohrung unterhalb der Kieferhöhle mit Messinstrumenten

Risiko einer Verletzung der Kieferhöhle bei geringer Restknochenhöhe: hoch. Beim Sinuslift: hoch

Nur Anbohren der Kieferhöhle: gering. Nach Sinuslift mit Austritt von Knochenersatzmaterial: chronische Kieferhöhlenentzündung möglich, wenn Material nicht vollständig entfernt wird

Risikominimierung einer Sinusverletzung

Vermeidung des Anbohrens

  • Erwägung interner Sinuslift, externer Sinuslift
  • Vorab-Messung der zur Verfügung stehenden Bohrlänge (DVT)
  • vorsichtiges Bohren, intraoperatives Zwischenröntgen
  • Gefühlvolles Abtasten des Bohrloch
  • Bei Perforation kürzeres Implantat

Risikovermeidung bei Knochenmangel/Sinuslift

  • Umgehen des Sinuslifts durch kurze Implantate
  • Sorgfältige Präparation
  • Sinuslift mit Spezialtechniken (Ballondilatation)
  • PRGF-Membran

Behandlung der Kieferhöhlenverletzung

Nur Anbohren

  • Patientenaufklärung
  • Antibiotikagabe bei Sinusitisverdacht
  • ansonsten keine Behandlung notwendig

Perforation während der OP erkannt

  • Abbruch der Behandlung
  • evtl. Naht der Membran,
  • PRGF zu schnelleren und sicheren Heilung

Austritt von Knochenmaterial in die Kieferhöhle

  • antibiotische Abdeckung
  • sorgfältige operative Entfernung des gesamten Materials

Nasenbodenverletzung

Bei geringer Knochenhöhe im Oberkiefer-Frontzahnbereich kann der Nasenboden bei zu langer Bohrlänge durchbrochen werden. Dies führt nicht zu einem bleibenden Schaden. Allerdings sollte das Implantat innerhalb des Knochens platziert werden und nicht über diesen hinausragen, sonst kann es zu einem unangenehmen Gefühl im Bereich des Nasenbodens kommen.

Maßnahmen zur Vermeidung

Planung und Verwendung kurzer Implantate. Gefühlvolles Bohren sollte anzeigen, ob die Knochengrenze erreicht wurde. Intraoperatives Zwischenröntgen für eine Überprüfung der Bohrlänge zum Nasenboden.

implantate.com-Fazit:

Die Verletzung des Kieferhöhlenbodens ist keine selten Komplikation, die aber meist folgenlos bleibt. Nur bei einem unentdeckten Riss der Schneiderschen Membran beim Sinuslift mit Austritt von Knochenersatzmaterial in die Kieferhöhle sind schwere Folgeschäden möglich.

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Literatur

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Ratajczak, BDIZ EDI, Gutachterhandbuch Implantologie, basic.dent-Verlag 2005
Literatursammlung Risiken und Komliaktionen

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 26. Januar 2021