Freiendsituation: Implantate bei Verlust der Backenzähne

Wenn alle großen Backenzähne (Zähne 6, 7  und 8) verloren gegangen sind, spricht man von einer Freiendsituation.  Ein erweitertes Freiende liegt vor, wenn auch die kleinen Backenzähne (zähne 4 und 5) nicht mehr vorhanden sind. Entscheidend ist, dass hinter einer geschlossenen Zahnreihe im Front-Seitenzahnbereich ein zahnloser Kieferabschnitt folgt, und mindestens der 6. Zahn fehlt. Eine Freiendsituation kann einseitig oder beidseitig vorliegen.

Das Freiende ist also keine Lücke zwischen Zähnen und kann damit auch nicht alternativ mit einer Brücke auf Zähnen versorgt werden.

Bei Freiende: Implantate oder herausnehmbarer Zahnersatz

Da die Option der festen Verankerung in Form einer Zahnbrücke durch die fehlenden Backenzähne entfällt, stellt das Freiende eine Sonderform dar, selbst wenn nur wenige Zähne fehlen. Da die Zahnersatz-Alternative eine herausnehmbare Prothese wäre, ist hier die Implantatversorgung die einzige Option auf feste Zähne. Implantate sind damit allen anderen Alternativen klar überlegen:

Festsitzend auf Implantaten oder eine herausnehmbare Prothese.

Freiende ohne Backenzahn zur Abstützung: feste Zähne nur durch Implantate

3 Implantate für 3 Zähne: alternativ Implantatbrücke s.u.

Wie viele Implantate sind nötig bei einer Freiendsituation?

Grundsätzlich sollten aus kaufunktioneller Sicht und statischen Vorgaben bzw. Abstützung für das Kiefergelenk die Zahnreihe bis zum 6. Zahn vorhanden sein. Ohne den 6.  Zahn (1. Molar) ist keine gute Kaufunktion zu erzielen. Man gewöhnt sich allenfalls an eine verlängerte Kauzeit. Mit dem 7. Zahn kommt die uneingeschränkte Kaufunktion, die primär das Ziel für Zahnersatz sein sollte.

Allerdings muß man ein paar Faktoren abklopfen:

Wie sieht die Bezahnung im Gegenkiefer aus?

Haben wir eine vollständige Bezahnung bis zum 7. Zahn? Ein Ersatz macht ja nur mit kaufunktionell korrespondierenden Zahnpaaren Sinn.

Wirtschaftlichkeit

Der Unterscheid zwischen guter und uneingeschränkter Kaufunktion ist bei einer bereits länger bestehenden Freiendsituation nicht immer groß genug, um eine zusätzliche Investition zu rechtfertigen.

Schwierigkeit

Die Implantation in der 7er-Region stellt den Behandler oftmals vor grössere Herausfordrungen (eingeschränkte Mundöffnung, reduziertes Knochenangebot).Der Mehraufwand sollte gerechtfertigt sein.

 

2 Implantate für 2 fehlende Zähne

2 Implantate für den Ersatz der beiden großen Backenzähne

3 und mehr Zähne fehlen im Freiende

3 Zähne durch eine Implantatbrücke ersetzt

Hybridbrücke möglich

Man kann durchaus auch den letzten Zahn der Zahnreihe als Pfeiler für eine Brücke nutzen und diesen mit einem Implantkrone als Hybridbrücke verbinden.

Hybridbrücke hier nicht im Freiende als Beispiel

Alternative beim Freiende: Zahnprothese

Die Alternativen zu Implantaten sind herausnehmbarer Zahnersatz oder natürlich ein Belassen des Freiendes. Wenn lediglich die Zähne 6 und 7 fehlen (und der Weisheitszahn), also die beiden kleinen Backenzähne (4 und 5) noch vorhanden sind, kann man durchaus noch von einer ausreichenden Kaufunktion sprechen, an die sich viele Menschen gewöhnen. Wenn nur der 7. Zahn fehlt, ist das Kauvermögen meist so gut, dass eine Zahnersatzversorgung gar nicht notwendig ist.

Von den Alternativen ist die einfache Klammerprothese die preisgünstigste Versorgung. Bei der Teleskopprothese dürften deutlich höhere Kosten entstehen, als bei Implantaten für ein einseitiges Freiende. Mehr Informationen zu den Alternativen:

Herausnehmbare Klammerprothese: Vor- und Nachteile

Kronen-Geschiebeprothese: Vor- und Nachteile

Teleskop-Doppelkronenprothese: Vor- und Nachteile

Kosten für Implantate bei einer Freiendsituation

Je nachdem, wie viele Zähne ersetzt werden sollen, kommen Einzelzahnimplantate oder eine Implantatbrücke in Frage. Man muss dann mit etwas mindesten 2150€  Gesamtkosten je Implantat rechnen. Für ein Brückenglied ca. 450€.

Bei einem Freiende kommt leider nur der etwas mickrige Festzuschuss für eine einfache Klammerprothese zum tragen, da das die Regelversorgung wäre. Dieser Zuschuss wäre schon für ein Implantat nicht hoch. Die zusätzlichen  Kosten für jedes weiter Implantat müssen dann aber noch voll und ganz aus der eigenen Tasche bedient werden. Einnen weiteren Zuschuss aufgrund höherer Kosten gibt es nämlich nicht.

Mehr über Implantatkosten.


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Weber, H.P. u. Mönkmeyer, U.R., Implantatprothetische Therapiekonzepte, Quintessenz, Berlin 1999
Bernd Koeck und Wilfried Wagner, Praxis der Zahnheilkunde – Implantologie, Elsevier, München 2005
Franck Renouard, Bo Rangert, Risikofaktoren in der Implantologie.
Klinische Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie, Quintessenz, Berlin 2006
Koeck B., T: Praxis der Zahnheilkunde Band 6, Teilprothesen, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH; Elsevier, München, 2010
Konsensuskonferenz: Neubeschreibung der Indikationsklassen in der Implantologie

 

Letzte Aktualisierung am Montag, 06. Mai 2024