Wie Zahnärzte ihre Patienten schröpfen…

[Reporter]

Freitag, 26.10.07
bei
Focus-TV (PRO7)

Thema

[Karl-Josef Mathes]

Hallo,

ich habe diesen Bericht gesehen. Da stellt zunächst ein Zahnarzt eine Diagnose und die wird ohne weitere Prüfung als richtig vorausgesetzt. Warum eigentlich? Der könnte doch auch falsch liegen und eine vorliegende Behandlungsbedürftigkeit übersehen haben. Aufgrund dieser Einzelmeinung wird eine Bewertung anderer vorgenommen. Das ist schlicht stümperhaft und hilft keinem weiter, am wenigsten dem Patienten. Es gibt zu dem Thema auch seriöse Untersuchungen und an die kann man sich halten.

Das Lächerlichste an dem Beitrag waren die Tips, wie man einen seriösen Zahnarzt findet. Wie bitte wollen Sie als Patient z.B. denn die Hygiene in einer Praxis beurteilen? Die findet nämlich mit Masse außerhalb des Behandlungszimmers statt und bezieht sich hauptsächlich auf das nicht so einfach Sichtbare.

Diesen Quatsch sollte man sich im Fernsehen einfach verkneifen.

Mein Beitrag soll nicht bedeuten, dass es bei uns keine schwarzen Schafe gibt. Die gibt es bei uns wie in jedem anderen Berufsstand auch. Nur mit solch albernen Versuchen kommt man denen eben nicht bei.

Mit freundlichen Grüßen

K.-J. Mathes

[Sabine]

Hallo Herr Mathes,

die Botschaft der Reportage lag m.E. in der Tatsache, dass jeder ZA, den die Testpatientin mit versteckter Kamera besuchte, eine *andere* Diagnose abgab, und entsprechend an ihr rumwerkeln wollte.

Insofern fand ich die Reportage weder stümperhaft noch unseriös. Ganz im Gegenteil zu Ihrer Meinung sogar für Patienten durchaus hilfreich, da hier sichtbar gemacht wurde *warum* bei mitdenkenden Patienten auf dem „Ärztemarkt“ Verwirrung herrschen muss.

Liebe Grüße

Sabine

[Reporter]

Bei dem „Zahnarzt-Kollegen“ handelte es sich um einen anerkannten Sachverständigen!
Es steht ihnen natürlich frei, dessen Kompetenz anzuzweifeln, was ich aber als sehr „verzweifelt“ ansehen muss, da sich, wie bereits von Sabine erwähnt, das erschreckende Ergebnis in der Vielfältigkeit der anschliessenden „Diagnosen“ gezeigt hat.
Von 9 Zahnärzten stellen 6 Zahnärzte sechs mal unterschiedlichen „Behandlungsbedarf“ fest – und das ist sehe ich als stümperhaft an…

[Joachim Wagner]

Hallo Herr Reporter,

da gilt der alte Satz „dem Spiegel glaubt man solange, bis man selbst im Spiegel gestanden hat.“ Da kann ich mitreden: der Focus hat auch mal bei mir eine Reportage gemacht: 2 Telefongespräche mit den Redakteur keine 10 Minuten lang durfte ich führen, und danach kam nur noch der Fotograf und schon war der Artikel im Focus. Ergebnis: blanker Unsinn. Und wenn Sie glauben, dass das im TV besser ist, dann …

Viele Grüße

Joachim Wagner
Zahnarzt
http://www.zahnfilm.de

[Reporter]

Seltsam, dass gerade die Zahnärzte versuchen, alles als „blanker Unsinn“ abzuwiegeln – Patienten sehen es anscheinend anders.
Sechs Zahnärzte und sechs verschiedene Meinungen, so was nenne ich Unsinn!

[Karl-Josef Mathes]

Hallo Reporter,

leider komme ich erst heute dazu, mich nochmal zu melden. Ich machs auch kurz:

1) Wenn Sie einen Fall zur Feststellung der Behandlungsbedürftigkeit mehreren anerkannten Sachverständigen vorlegen, erhalten Sie auch mehrere Vorschläge. Das ist jedem Praktiker aus der Vorbegutachtung und manchmal auch Nachbegutachtung von Behandlungsfällen bekannt.

2) Ich wüßte nicht, warum ich verzweifelt sein sollte und worüber. Ich habe hier lediglich versucht, einen Tatbestand aufzuklären.

3) Es gibt in der Medizin nicht „die richtige“ Meinung. Dann könnte man die Diagnostik und Behandlung einem Computer überlassen.

4) Wie ich bereits in meinem ersten Posting geschrieben habe, gibt es auch in meinem Berufsstand nicht nur Glanzlichter, anerkannte Sachverständige eingeschlossen.

Damit ist das für mich abgeschlossen.

Viele Grüße

K.-J. Mathes

[Autor]

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