Es bedeutet, Anne,
a) Rauchen alleine bedeutet rein statistisch gesehen, kein erhöhtes Risiko, einen Implantatverlust zu erleiden gegenüber Leuten, die nicht rauchen. Rauchen ist sicher nicht gut für die Wundheilung, aber wenn die Wundheilung etwas verzögert ist, bedeutet das ja noch lange nichts für die Qualität der Implantateinheilung, vielleicht eben nur, dass es etwas länger dauert, bis die Schleimhaut wieder völlig gesund ist.
b) bedeutet genau das gleiche wie a, nur diesmal bezogen auf die genetische Disposition (in den Genen festgelegte Anfälligkeit), eine Parodontitis (Parodontose) zu entwickeln. Diese Disposition wurde bisher angenommen, wäre eventuell auch massgeblich, dass jemand ein gesteigertes Risioko für einen Misserfolg in der Implantologie zu erleiden haben würde. Hat er-zumindest nach diesen Untersuchungen- anscheinden genau so wenig wie der Raucher.
c) bedeutet, dass, wenn beides in einer Person zusammen kommt (Rauchen und Parodontitis-Disposition), das statistische Risiko gegenüber anderen Personen, die das nicht haben, erhöht ist, einen Misserfolg in der Implantologie zu erleiden.
Nun zur Statitik:
a) Nehmen wir an, das allgemeine Risiko ein Implantat zu verlieren beträgt 1 zu 9, so heißt das, dass 10 Patienten von 100 ein Implantat verlieren werden. Da sind natürlich alle Risikogruppen mit drin. Da wird nicht unterschieden zwischen Leuten mit gutem und schlechtem Knochen, Alten und Jungen, Diabetikern und Nicht-Diabetikern, Rauchern und Nichtraucher, genetisch Prädisonierten…..usw……eben alle
b) Wenn gesagt wird, dass Rauchen allein kein „statistisch signifikant erhöhtes Risiko“ darstellt, so heiß das, dass von 100 Rauchern eben auch nicht mehr als 10 ein Implantat verlieren werden. Wenn es 91 wären oder 89, wäre da zwar ein kleiner Unterschied zum Guten oder zum Schlechten, aber er wäre eben nicht „statistisch signifikant“, d.h., die Statistik würde keine zulässige Aussage für die Geamtgruppe darüber zulassen, dass das Risiko des Rauchers erhöht ist. Wenn es aber zB. 84% oder 96% innerhalb einer großen Gruppe wären (die große Gruppe ist erforderlich) wäre dieser Unterschied eben „statistisch signifikant“, würde also entsprechende Aussagen zum erhöhten oder verminderten Risiko zulassen.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Sie als Einzelperson ihre Implantate verlieren würden, Sie können ohne weiterses zu den 84 gehören, bei denen es gut geht. Darüber, zu welcher Gruppe die spezielle Einzelperson gehören wird, sagt keine Statistik etwas aus. Es sei denn, es gebe ein Untersuchung, die sagen wprde, dass 100% der Leute, die einen roten Käfer fahren, ihre Implantate verlieren werden. Dann sollten Sie sich allerdings schleunigst ein andersfarbiges Auto kaufen.
Man muss es in diesen Fällen einfach probieren. Natürlich würde man vorsichtig sein, wenn die Chance nur 10 % wäre, aber 84% ist doch ein Risiko, das man targen kann.
Ich denke, Sie sollten sich entspannen, sich nicht soviel Sorgen machen, versuchen, ein positives Gefühl zu Ihrer Operation zu entwickeln, an den Erfolg glauben und dem Arzt, den Sie sich sicher sorgfältig ausgesucht haben, vertrauen. Das ist allemal hilfreicher, als wenn Sie letzendlich als nichtrauchendes, änsgtliches, misstrauisches Nervenbündel zur Operation erscheinen. Versuchen Sie halt so wenig zu rauchen, wie es Ihnen, ohne sich zu quälen möglich ist, und nehmen Sie sich fest vor 24 Stunden nach der Operation gar nicht, in den nächsten 24 Stunden nur 4 und bis zum Fäden-Ziehen nur 8 Zigaretten täglich zu rauchen. Wenn Sie ansonsten gesund sind, dann wird es schon gut gehen.
Denn was würde es Ihnen nützen, wenn sogar 999 von 1000 Implantaten einheilen würden? Wenn der Teufel es will und Sie gerade die Tausendste sind……nichts! Nur die Wahrscheinlihkeit, dass es gut geht, wäre größer.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine kleine Geschichte erzählen:
Ich habe neulich bei einem viel rauchenden und mäßig trinkenden Diabetiker zwei Implantate gesetzt. Wir hatten uns über das Risiko unterhalten und waren übereingekommen, es zu versuchen.
Das erste Implantat, von dem ich dachte, es sei nicht so toll, weil der Knochen nicht so toll war, heilte bombenfest ein. Das zweite Implantat, von dem ich dachte, dass wäre primär so bombenfest, dass man es eigentlich sofort belasten könne, konnte ich nach 6 Tagen mit der Pinzette heraus ziehen. Das Ersatz-Implantat, das ich dann unmittelbar daneben gesetzt habe, heilte wiederum bombenfest ein.
Wir haben uns dann nachher darüber unterhalten, wie das wohl gekommen sei. Weil wir zu keiner schlüssigen Erklärung kamen, haben wir uns auf Folgendes geeinigt:
a) Das erste Implantat heilte trotz Diabetes ein
b) Das zweite Implnatat ging wegen der Kombination von Rauchen und Diabetes verloren
c) das Dritte Implantat heilte ein, weil sich Rauchen (Gefäß-Engstellung) und Trinken (Gefäß-Erweiterung) in dieser Peridoe auf so wundersame Weise ausglichen, dass der Diabetes einfach nichts mehr ausrichten konnte…..smile….
So ist das eben, wenn man mit Menschen umgeht. Alle sind unterschiedlich und ragieren entsprechend. Statistisch kann man immer nur das Risiko für große Gruppen fassen. Für den Einzelfall hat sie aber keine unmittelbare Aussagekraft, sondern kann höchstens etwas über die Wahrscheinlichkeit aussagen.
Viel Glück und Erfolg
Osswald