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Präparieren der Implantatschulter bei Gewebsdefiziten

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  • Dieses Thema hat 2 Antworten sowie 4898 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 15 Jahren von drtaffet aktualisiert.
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    Thema
  • #313603 Antworten
    drtaffet
    Teilnehmer

    …zur Diskussion meines Artikels, in dem ich vor allem ein Bonesplitting-Verfahren vorgestellt habe (erschienen in Praktische Implantologie und Implantatprothetik | pip 1 | 2010, Georg Taffet)
    Download unter: https://www.implantate.com/archiv/taffet-make-it-simpler/view.html/
    Bei einem deutlichen Gewebsdefizit wird das von mir aus der Erfahrung entwickelte „Biologische Breite-Protokoll“ angewendet, dass die Präparation der Implantatschulter vorsieht, um einen scallopierten, zahnähnlichen Verlauf des Kronenrandes zu ermöglichen. Die Abformung und Kronenherstellung erfolgen konventionell wie bei natürlichen Zähnen mit Retraktionsfäden, Hydrocolloid, Gipsstümpfen und VMK Kronen.
    Diese Technik ist deutlich preisgünstiger als die herkömmliche Technik zur Herstellung von Implantatkronen. Manipulierimplantate und Abformhilfen sind nicht mehr notwendig. Auch die Passung der Kronen auf dem Stumpf ist deutlich besser, falls der Techniker seine Gusstechnik beherrscht.
    Der Verlauf der Kronenränder an 45,46 ist scallopiert, ähnlich wie der der Krone auf dem natürlichen Zahn 44. Weil in diesem Bereich die Ästhetik nicht die erste Priorität besitzt, wurden die Kronen mit dünnem Goldrand hergestellt, um einen perfekten Übergang zum Implantat zu garantieren
    Die Kronen werden mit Kompositkleber befestigt. Der horizontale Verlauf der Gingiva ist ebenmäßig, die rote Ästhetik im Seitenzahnbereich ist harmonisch.
    Solche Ergebnisse sind sehr lange stabil: es gibt keine subgingivalen Spalten, keine Mikrobe- weglichkeit, keine von Bakterien besiedelbaren Hohlräume.
    Nach dem definitiven Zementieren der Kronen sollte immer ein Kontrollröntgenbild angefertigt werden, um zu kontrollieren, ob keine Kleberreste subgingival verblieben sind.
    Die Röntgenkontrolle nach dem Festeinsetzen der Komplettsanierung zeigt sauber sitzende Kronenränder und keine Kleberreste.

    Bitte beachten Sie jedoch bei der Anwendung dieser Technik folgendes: Meine Erfahrung mit dieser Technik bezieht sich nur auf Straumann Tissue Level oder MIS Mistral Implantate: bei diesen Implantattypen ist oben im Plattformbereich die Materialstärke durch die Tulpe so groß, dass die Stabilität des Implantates durch vestibuläres, maßvolles, präparieren nicht gefährdet ist. Der Kronenrand deckt ja danach den präparierten Bereich ab und stabilisiert somit die Implantatschulter.
    Die Präparation erfolgt mit scharfen Hartmetallinstrumenten, im roten Winkelstück, mit Wasserkühlung und intermitierend, genau wie an einem Vitalen Zahn: der Pulpa tut erfahrungsgemäß ein Überhitzen auch nicht gut :-).

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  • #313604 Antworten
    oleownik
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Kollege Taffet,
    Sie schreiben, dass Sie die Implantatschulter präpariert und konventionell abgeformt haben. Dazu habe ich 3
    Fragen:

    Besteht die Gefahr bzw. wie schließen Sie aus, dass bei der Präparation das Implantat (sehr gute Wärmeleitfähigkeit) und damit schließlich der Knochen überhitzt wird?

    Könnte durch das Beschleifen des Implantates dessen Stabilität leiden (Bruch-/Verbiegungsgefahr im koronalen Anteil) und was sagen die Implantathersteller dazu (Gewährleistung!)?

    In der Anlage finden Sie ein Foto und ein OPG von einer alio loco versorgten Patientin, wo das ästhetische Ergebnis im Bereich 14-16 nicht befriedigend ist. Der Kieferchirurg hat seine Möglichkeiten (inkl. Bindegewebstransplantat) angeblich ausgeschöpft. Nach dem Studium Ihres Artikels könnte ich mir hier vorstellen, nach Ekr die Implantatschultern nachzupräparieren und für neue Kronen abzuformen.

    Was halten Sie davon?

    Auf Ihre Antwort freue ich mich.

    #313605 Antworten
    drtaffet
    Teilnehmer

    Hallo HJr. Oleownik,
    solche Ergebnisse haben mich dazu gebracht andere Wege zu suchen…
    Das ist ja schlimm, kann mir vorstellen wie die Front aussieht. Bindegewebstransplantate nützen nur dann, wenn darunter Knochen liegt.
    Die Implantate bei ihrer Patientin sind auf Knochenniveau gesetzt worden, die biologische Breite konnte sich also nur nach apical, in den Knochen hinein etablieren. Remodelling ist die Folge, die knöcherne Stütze für die Weichgewebe ist somit weg. Ohne Stütze werden in Folge die Weichgewebe auch remodelliert, resorbiert. Ich Chirurg hat recht, für ihn hat es sich wirklich austherapiert.

    Zu Ihrer Frage 1:
    Titan hat eine schlechte Wärmeleitfähigkeit. Nehmen Sie ein Implantat in die Finger, eine Hartmetallfräse (EKR – Bohrer) im roten Winkelstück, ohne Wasser. Schleifen Sie mal los. Ich Wette mit Ihnen, bevor sie warme Finger kriegen, verglüht die Spitze Ihrer Fräse…
    Es gibt übrigens auch im natürlichen Zahn eine wärmeempfindliche Struktur: die Proteine der Pulpa werden genau so bei Temperaturen über 47°
    geschädigt, wie die des Knochens. Wie oft sterben Ihnen Pulpen ab, beim Präparieren?
    Deshalb, meine Antwort ist klar und deutlich „Nein“. Wenn Sie präparieren wie am vitalen Zahn, nämlich mit Wasserspray, wenig Druck,scharfem Instrument und intermittierend, dann können Sie das Implantat nicht überhitzen. Wenn Sie allerdings Wert drauf legen und es ohne Wasser, mit Druck und stumpfen Fräsen versuchen – könnte es klappen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ich denke die Fräse verglüht eher: da ihr Volumen viel kleiner ist als das des Implantates, wird sie auch viel schneller
    warm.
    Im übrigen gibt es auch eine wissenschaftliche Studie die meine Meinung und Erfahrung (ich mache es seit fast 10 Jahren so!) bestätigt.

    Frage 2, Bruchgefahr:
    Diese Gefahr besteht tatsächlich und sollte nicht aus dem Auge verloren werden. Es ist eine Frage der Wandstärke des Implantates, wie viel kann man davon abtragen ohne das Implantat zu schwächen?
    Ich Implantiere ausschließlich transgingival heilende MIS Mistral oder Straumann TL Implantate. Diese haben eine dicke, stabile tulpenförmige Plattform welche 3 mm über den Knochen heraussteht, der biologischen Breite Platz lässt. Deshalb habe ich so gut wie kein knöchernes Remodelling. Die Tulpe ist stabil und dick genug, ich hatte noch nie eine Fraktur. Meine Kronen werden dann auch über den Implantathals zementiert, die Krone selber stabilisiert also den Implantathals, gleicht das von mir abgetragene Material aus. Ich verwende immer Massivabutments, die ich meist auch einklebe (Sekundenkleber, Cyanoacrylat). Es soll keine Spalte und keine Beweglichkeiten geben (siehe Zipprich Studien), das ist nämlich das was zu Implantatfrakturen führt. Bei mir ist bisher keines gebrochen, ich kenne keine Schraubenlockerungen (da ich keine verwende!) und spare meinen Patienten eine menge Geld.
    Ob das mit den Implantaten bei ihrer Patientin funktioniert – dass kann ich Ihnen nicht sagen. Ich denke aber, wenn die Situation so für die Patientin nicht befriedigend ist – bevor Sie die Dinger explantieren und neu anfangen – würde ich es versuchen. Sie müssen ja keine deutliche Hohlkehle präparieren. Nur sichtbare Präparationsgrenze für ihren Techniker, VMK-Kronen mit minimalem Goldrand… Müsste gefühlsmassig gehen.

    Frage 3, Meinung Implantathersteller: MIS hat nichts dagegen, allerdings würde ich nie auf die Idee kommen irgendwelche Ansprüche gegen die Firma geltend machen zu wollen, falls mal so ein präpariertes Implantat bricht. Straumann sieht das gar nicht gerne, hat sich klar und deutlich davon distanziert. Ich sehe es fast schon als Wunder an, dass ich noch beliefert werde 🙂 (Das war Spaß, so
    schlimm ist es nicht!) Aber eine Gewährleistung gibt es sicher nicht mehr, wie denn auch.
    Forensisch dürfte die Geschichte natürlich auch heiß sein. Aber: wo kein Kläger, da kein Richter. Meine Patienten sind damit seit über 10 Jahren glücklich und zufrieden. Ich habe viele dokumentierte Fälle. Es ist ein neuer Weg, eine neue Technik. Sie funktioniert zuverlässig und einfach. Was wollen wir und unsere Patienten denn mehr?

    Ich bin Bereit die Technik des „Biologische Breite Protokoll“ zu veröffentlichen. Schreiben auch Sie Frau Steinbeck von „PIP“ einen Leserbrief, falls Sie Interesse daran haben. Und vor allem, schließen
    sie ein Abo ab, damit die Zeitschrift eine wirtschaftlich solide Basis bekommt und uns erhalten bleibt. Ich halte sie für das Beste auf dem Gebiet, was mir in den letzten Jahren in die Praxis geflattert ist.

    Falls Sie Interesse an meinem Protokoll haben können Sie gerne auch mal bei mir hospitieren, oder ich komme mal zu Ihnen und stelle mein Protokoll im Rahmen eines Stammtisches oder eines Qualitätszirkels vor…   

    Liebe Grüße,
    Georg Taffet

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