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Periimplantitis

  • Dieses Thema hat 8 Antworten sowie 17150 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 22 Jahren, 10 Monaten von Dr. Dr. Osswald aktualisiert.
  • Ersteller
    Thema
  • #313336 Antworten
    Dr.Klaus Simon
    Gast

    Periimplantitis ist relativ leicht zu beherrschen. Grundvorraussetzung ist, das entzündliche Epithel aus den Taschen zu entfernen. Zweitens die Tasche steril zu halten, sodaß es gegebenenfalls zu einer neuen Knochenbildung und Apposition kommen kann. Alle diese Ziele werden mit einem einzigen Medikament erreicht. Es handelt sich um das Medikament Cupral (Kupfercalciumhydroxid) der Fa. Humanchemie in Alsfeld. Dieses Medikament wird normalerweise zur Wurzelbehandlung mit der Depotphorese nach Prof. Knappwost verwendet. Es hat sich aber gezeigt, daß es bei entzündeten Taschen (nicht nur bei Periimplantitis) Wunder wirkt. Nach der ersten Applikation ist die Entzündung verschwunden. Ferner bewirkt es die Auflösung des entzündeten Gewebes. Die Hydroxicuprationen bewirken eine Sterilität der Taschen, sodaß eine Knocheneubildung in Gang kommen kann. Die Applikation ist nur alle 14 Tage nötig, da Cupral sehr schlecht wasserlöslich ist. Ferner wirkt es noch bei geringsten Mengen (0,5 Promille Konzentration). Nähere Informationen erhalten Sie von der Humanchemie. Dort wird das Cupral in Flaschen und Plastikspritzen angeboten. Ich selbst fülle es in Zylinderampullen und kann es so gezielt mit einer intraligamentären Spritze und einer 0,8mm Salbenkanüle direkt in die Taschen applizieren. Meist tritt nach der ersten Applikation ein Nachschmerz auf, der aber beim zweiten Mal nicht mehr kommt, da die Entzündung dann bereits abgeklungen ist. Viel Spaß bei der Anwendung. Ihr Kollege Simon

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  • #313337 Antworten
    Dr. Jörg Brachwitz
    Gast

    Lieber Herr Simon,

    interessant wäre dabei zu wissen, ob Sie wirklich Knochenneubildung beobachtet haben. Das Calciumhydroxid sowie Kupfer entzündungshemmend wirken ist nicht neu. Bei einer Periimplantitis haben wir aber immer das Problem einer Bakterienbelastung und massiver Endotoxin-Ablagerung auf den Oberflächen. Je rauer die Oberfläche, desto schwieriger wird eine Behandlung. Knochen wächst in einem solchen Milieu wohl kaum. Mit der von Ihnen genannten Lösung (Humanchemie wir sich für die kostenlose Werbung bedanken) unterdrücken Sie nach meinem Empfinden das Problem für eine Zeit, aber ist das schon die Lösung?

    Freundliche Grüße
    Jörg Brachwitz

    #313338 Antworten
    Dr.Gunter Scholles
    Gast

    Hier ein Tipp, wie wir vorgehen. Zunächst Eröffnung des Defekts mit guter Übersicht, circuläre Anlage einer dünnen Tamponade, anschließend Abstrahlung der befallenen Implantatoberfläche unter Einsatz des Air-Flows ! bis das Granulationsgewebe entfernt ist. Gute und intensive Abspülung mit Kochsalzlösung, Entfernung der Tamponade und Applikation von Emdogain GEL-TS zur Defektfüllung, ein kleines Stück Tabotamb darüber und Mikronahtverschluss. Hierbei handelt es sich um ein empirisches Verfahren, durchgeführt in drei Fällen, nach sechs Monaten komplikationslos. Röntgenbild zeigt stabile Verhältnisse. Wie seht Ihr das ? Wer heimlich lacht wird erschossen 🙂

    Freundliche Grüsse
    Gunter Scholles

    #313339 Antworten
    Dr. Partenheimer
    Gast

    Hat jemand überhaupt schon einmal eine Knochenneubildung im Rahmen einer Periimplantitis-OP beobachtet? Dekontamination ist ja schon mal was, aber ich stelle mir das so vor:
    Grundsätzlich besteht ja wohl eine Tendenz seitens des Organismus, mehrwandige knöcherne Defekte zu schliessen, wenn nicht eine bakteriell kontaminierte Oberfläche dies verhindert (gilt auch für PAR). Lediglich klinisch entzündungsfreie Verhältnissesind zwar erfreulich, aber letztlich dann doch Zeichen einer fortbestehenden bakteriellen Besiedelung der Implantatoberfläche, die zwangsläufig früher oder später zu einem Fortschreiten der Periimplantitis führen wird. Da ja auch glatte Implantatflächen osseointegrieren, kann die Bearbeitung der Implantatoberfläche ja eigentlich nicht der Grund für die mageren Ergebnisse sein, oder?

    #313340 Antworten
    Jacobs Marburg
    Gast

    Periimplantitis
    Als Fachklinik für „Implantatrettung“ bekomme ich seit Jahren, eigentlich wöchentlich, Patienten mit Periimplantitis zugewiesen. Auch (leider) kommen aus dem eigenen Patientengut
    auf dem Bereich der „alten“ IMZ Fälle bzw. der ehemaligen alten Implantatversorgungen Zahn-Implantat immer wieder Fälle mit Periimplantitis.
    Dabei unterscheiden wir grob zwei Varianten
    1. Akute Periimplantitis
    2. Chronische mit akuten Schüben
    1. Behandlung der akuten Form
    Bei der akuten Form ist unabdingbar:
    a) mechanische Reinigung der Implantattasche mit Air-Flow, Wasserstoff, event. Titancurettage
    b) medikamentöse Unterstützung lokal mit Elyzol-Gel, Chlohexidin-Gel und
    c) medikamentöse Folgebehandlung mit Flagyl

    Zur Knochenneubildung ist anschliessend die Empfehlung der Cupral Methode (Simon) die Methode der Wahl.

    2. Chronische Form mit akutem Schub
    a) Mechanische Reinigung der Tasche mit großzügiger Excision des in die Tiefe gehenden Gewebes.
    b) Toluidinblaulösung eintropfen und Laserbehandlung ( SOftlaser)
    oder noch besser, wenn vorhanden
    c) tiefe Laserkarbonisierung des an den Schraubengängen liegenden nekrotischen Gewebes mit CO2-Laser
    und wieder anschliessende Cupral-Methodik.

    Erfolgsquoten:
    a) akute Fälle 80 %
    b) chronische Fälle 50%
    aobei bei den chronischen Fällen auch die eigentliche Ursache beseitigt werden muss.

    Logischerweise sind alle Periimplantitisfälle extrem in das Folge-Recall einzubinden ( und sie tun es dann meist auch gerne)

    Ihr
    Konrad Jacobs
    Arzt und Zahnarzt
    35037 Marburg

    #313341 Antworten
    Dr. Jörg Brachwitz
    Gast

    Hallo an alle,

    noch immer steht die Frage von Lars Partenheimer im Raum, ob jemand überhaupt schon mal Knochen(!)wachstum an infizierten Implantaten gesehen hat. Ich ganz sicher nicht, mich würden die Erfahrungen der anderen wirklich interessieren.

    Jetzt möchte ich noch mal etwas zu Diskusssion stellen (nach einem Besuch einer Fortbildung mit Dr. Dennis Tarnow aus New York – wichtig: Das ist die Erfahrung von Tarnow, bitte beachten):
    Tarnow hat auch das Thema Periimplantitis-Behandlung besprochen. In 20 Jahren hat er 20.000 Implantate gesetzt. Periimplantitis hat er nur an Implantaten mit rauhen Oberflächen beobachtet, die keine Beachtung der sich automatisch bildenden Biologische Breite geschenkt haben (Beschichtungsunabhängig, > 10 Systeme untersucht). Nach eigenen Angaben und Veröffentlichungen hat er noch keinen Periimplantitisfall gehabt an Implantaten mit glatten Oberflächen im Halsbereich (Branemark, 3i, Zahl > 9.000 in klinischer Nachkontrolle). Die fallen zwar aus oder integrieren nicht, aber haben keine Periimplantitis. Die Studien sprechen klare Sprache: Nur bei glatten Oberflächen ist eine Stabilität gegen Periimplantitis erwiesen (25 Jahre Erfahrung). Periimplantitis taucht aber nur bei schlechter Konstruktion oder (resultierend meistens) schlechter Pflege auf. Kommentar Tarnow: Bei den Superputzern geht sowieso nix schief. Aber Sicherheit ist auch bei den mäßig-schlecht-Putzern wichtig, daher glatte Oberflächen im Hals Bereich wichtig. Design der Implantate muß die biologische Breite beachten. Hochziehen der rauen Flächen bis an den Rand initial gut, aber langfristig hochrisikoreich, da raue Flächen im Bindegewebe nach Knochenumbau (Biologische Breite ist Naturgesetz, bildet sich an allen Implantaten aus, 1,5- 2mm vom Spalt, bei einteiligen Systemen 1,5-2 mm ab dem letzten polierten Anteil des Implantats). Daher soll man beim Einsatz der Implantatsysteme auf Langzeitfolgen achten. Keine wissenschaftliche Daten zu einigen „Neukonstruktionen“ – die sind zumindest parodontalhygienisch fraglich.
    Zur Therapie: Tarnow hat 3 Studien gemacht bei Periimplantitis. Man kann zwar die „bugs“ erschlagen, aber die Endotoxine sind immer auf der Implantatoberfläche (auch Laser bringt da gar nix). Alle Histologien zeigen: 0,0% Knochenwachstum, es gelingt maximal eine Milieuverbesserung und Stopp des Abbaus durch bindegewebigen Umbau. Daher heute fast immer entfernen, neu implantieren oder konservatives Erhalten ohne Infektion. Meinen Vorschlag, die Titanoberfläche abzutragen und zu polieren fand er äußerst witzig und hat vorgeschlagen, mich zum Präsidenten des JoJo-Klubs Europas zu machen, der sich vollkommen unkommerziell lustigen Nonsens-Ideen der Implantologie widmet. Da können nur Berufene rein, er selbst ist auch schon mehrfach für seltsame Ideen ausgezeichnet. Leider konnten wir aus Zeitmangel diese Idee nicht mehr diskutieren, ich glaube er spielte auf das Versprengen des Titans in den Knochen an (zeigt immer Fremdkörperreaktionen). Daher eher eine JoJo-Idee. Knochen kann man so auch nicht wachsen lassen.

    Fragen hieraus (wer die lange Lektüre geschafft hat):
    1. Hat jemand ähnliche Beobachtungen mit glatten Oberflächen?
    2. Was könnte an der Idee mit der Politur schief gedacht sein?

    Freue mich über Antworten, bis bald

    Jörg Brachwitz

    #313342 Antworten
    Jacobs Marburg
    Gast

    Periimplantitis
    1. Zu glatten Oberflächen, wir sprechen also von dem alten „Bronemark“ Implantaten, kann ich ebenfalls sagen, dass dort eine Periimplantitis sehr selten auftritt. Genau was Tarnow aussagt ist Faktum: Dort kommt es zum generalisierten Knochenabbau und dann kann man sie sozusagen mit der Hand ausdrehen.
    2. Rauhe Oberflächen: Hier irrt der grosse Meister – und der kleine Meister hat Recht.
    Die Politur der entzündeten Anteile der Rauhen Oberfläche ( zuerst mit dem groben Diamanten, dann immer Feiner werden und mit dem kleinen Rosenbohrer die knöcherne Umgebung anfrischen) bringt zusammen mit der Toluidionblau-.Softlaser Behandlung jeweils den Stop der Periimplantitis und damit des Knochenabbaues .
    Auch hier gilt: Never discuss something, what vou never did, never have seen and theoritically sounds impossible.

    Fazit: Mit Oberflächentraktat kann man, so diese strategisch wichtig sind, Implantate in sizu halten – jedoch keine Knochenanlagerung erreichen. Womit wir wieder bei der Endfrage sind: Wer hat wirklich Knochenneuaufbau gesehen und kann diesen tatsächlich belegen ?

    Ihr
    Konrad Jacobs Marburg/ Lahn

    #313344 Antworten
    Dr. Dr. Osswald
    Gast

    Ich verwende Straumann-Implantate mit ihren polierten Hälsen, Herr Brachwitz. Um das Implantat klinisch unsichtbar zu gestalten und gleichzeitig auf die einfachste nur erdenkliche Art regelmäßig und wo auch immer eine voraussagbar schöne Papille zu produzieren, wähle ich in der Regel beispielsweise ein 10 mm-Implantat in einer 12mm-Situation, versenke es jedoch bis zur Schulter. Könnte ja sein, dass der Grund, dass ich noch nie eine Periimplatitis gesehen habe, darin begründet ist, dass ich also den polierten Teil des Straumann-Implantats komplett versenke. Auf der anderen Seite setzte ich auch nur Implantate bei einwandfreier Mundhygiene, meine Fallzahl ist aufgrund meiner Bemühungen um die Zahnerhltung nicht gerade riesig (keine Überweiser, nur eigene Patienten) und ich überblichke das erst seit wenig mehr als 10 Jahre.

    Viele Grüße

    Osswald

    #313343 Antworten
    Dr. Dr. Osswald
    Gast

    Haben Sie es auch mal ohne Softlaser probiert, Herr Jacobs?

    Danke und Grüße

    Osswald

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Antwort auf: Antwort #313344 in Periimplantitis
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