Hallo Karolina,
um die Knochenhöhe verlässlich festzustellen, benötigt man ganz sicher kein CT; da reicht eine konventionelle Aufnahme völlig aus. Bei einer 3D-Rekonstruktion geht es vielmehr darum, im Vorfeld zu erkennen, ob genügend Knochen in allen Dimensionen vorhanden ist (vor allem in der Breite, da man das auf einer herkömmlichen Aufnahme nicht beurteilen kann), um minimalinvasiv mit einer schablonengeführten Implantation durch die Schleimhaut arbeiten zu können. Was Ihr Behandler beim Bohren herausfinden will, ist mir schleierhaft, denn entweder ist er im Knochen, oder bereits zu tief. Das sollte er aber vorher wissen; mir scheint vielmehr, als wäre der Knochen nicht ausreichend breit genug, was er Ihnen nicht sagen will, da dies bedeuten würde, dass nochmals aufgebaut werden müsste, was ja bereits einmal geschehen ist. So etwas passiert manchmal nach Sinusaugmentation, dass man fetsstellen muss, dass sich der Knochen übermäßig während der Einheilzeit abgebaut hat. Das sind ganz normale Prozesse im Knochen, die jedes Mal, wenn das Zahnfleisch abgeklappt wird und der ja auch nicht funktionell belastet wird, ablaufen, beim anderen mehr, beim anderen weniger. Über die Möglichkeit einer solchen Resorption, muß man den Patienten im Vorfeld aufklären; kann immer passieren, oder man baut gleich mit in der Breite auf.
Alles in allem hat das jetzt nur die therapeutische Konsequenz, dass wahrscheinlich nachgearbeitet werden muss, was ja nicht schlimm, sondern vielleicht ärgerlich ist. Halten Sie Ihrem Behandler wenigstens zu Gute, dass nicht auf Gedeih und Verderben versucht werden soll, durch die Schleimhaut zu implantieren. Das geschieht heute leider viel zu oft, was in vielen Fällen zu großen Komplikationen führt, da wenig Knochen um das Implantat oft schneller Abbau bedeutet, und ein Implantat, was nicht ringsrum im Knochen steht, eigentlich ein Mißerfolg ist. Da kommen immer mehr Patienten in meine Praxis, bei denen die scheinbar sichere, navigierte Implantation in die Hose gegangen ist. Verstehen Sie mich nicht falsch, die Navigation ist eine tolle Möglichkeit in kurzer Zeit mit wenig operativem Aufwand Implantate zu setzen, was wir auch sehr gerne bei uns machen, aber nur dann, wenn wirklich die Grundvoraussetzungen stimmen. Ansonsten ist die Implantation mit direkter Sicht auf das Implantatlager sicher die bessere Wal, auch wenn das bedeutet, dass geschnitten werden muss.
MfG
Dr. Zwanzig
Fachzahnarzt für Oralchirurgie
Spezialist Implantologie