Noch mehr als all die sinnvollen Maßnahmen, die hier beschrieben wurden, Ulrike, ist es sicher, konsequent nach jedem Essen Interdentalbürstchen zu benutzen.
Wenn Sie schildern, dass es keinerlei Knochenabbau gibt (und ich nehme darauf hin an auch keine vertikalen Einbrüche bei den Wurzeln), und gleichzeitig 8mm-Taschen vorhanden sein sollen, dann scheint mir da etwas mit der Diagnose nicht zu stimmen. Kein Knochenabbau, keine (schwere) Parodontitis, eher eine massive Gingivitis (Zahnfelischentzündung). Es ist irgendwie nicht stimmig. Es sei denn, Ihr Zahnfleisch ist so massiv geschwollen (zB. durch massive Hormonzufuhr, Medikamenten-Nebenwirkung, usw. im Sinne von Pseudotaschen-Bildung), dass es bereits spontan, d.h. ohne jegliche Berührung blutet. Es geht da immerhin um einen halben Zentimeter Schwellung.
Entzündungsfreies Zahnfeisch liegt dem Knochen straff auf und folgt ihm, wenn dieser sich mit fortschreitender Jugend und/oder schlechten Gewohnheiten entzündungsfrei zurück bildet (echte Parodontose im Gegensatz zu Parodontitis).
Eine recht verbreiterte Fehlmeinung unter Patienten ist, dass man blutendes Zahnfleisch nicht strak putzen soll, weil es ja beim Putzen dann stark blutet. Das ist eine verständliche Reaktion. Wer käme schon auf die Idee, immer wieder an einer blutende Wunde zu kratzen? Die würde dann ja nie aufhören zu bluten. Deshalb läßt man sie besser in Ruhe.
Beim Zahnfleisch ist es allerdings genau gegenteilig. Je mehr es blutet, desto mehr muss man putzen (Ausnahme nach Operation). Dann hört es nach und nach auf zu bluten und wird schön rosig und fest. Natürlich nicht mit Gewalt, sondern mit gefühl, immer schön von rot nach weiß.
Bei einer Parodontitisbehandlung leistet der Zahnarzt einmalig viel Arbeit, indem er die Behandlung durchführt. Auf lange Sicht gesehen, gehört zu einer erfolgreichen Parodontitis-Behandlung jedoch, dass der Patient 99% der Arbeit leistet und der Zahnarzt die initial notwendigen 1%.
Von einer therapieresistenten Parodontitis (dieser Verdacht würde ja bei Ihnen bestehen, wenn eine erfolgreiche Behandlung gemacht wurde und wenige Monate später schon wieder 8mm-Taschen da sind) kann man erst dann sprechen, wenn innerhalb weniger Monate ein Wiederaufflammen (Rezidiv) der Erkrankung festgestellt werden muss, OBWOHL:
1.) Eine systematische Parodontitis-Behandlung durch den Zahnarzt unter tatkräftiger Mithilfe des Patienten nach den Regeln zahnärztlicher Kunst durchgeführt wurde (2-3 Vorbehandlungen, 2-4 Behandlungen unter örtlicher Betäubung, mindestens eine Nachbehandlung)
2.) Der Patient nach den Maßgaben durch den Zahnarzt mit der richtigen Technik eine sehr sorgfältige Mundhygiene betreibt und zusätzlich täglich (am Besten nach jedem Essen)regelmäßig und sorgfältig Interdentalbürstchen benutzt
3. Bei zusätzlichen schlechten Gewohnheiten (Knirschen, Pressen, Zungenpressen) nachts eine Aufbisschiene träg und tagsüber bemüht ist, diese schlechten Gewohnheiten zu unterlassen.
Eine genaue Diagnose ganz speziell für Ihren individuellen Fall ist natürlich ohne eigene Untersuchung und Röntgenaufnahmen nicht möglich, Ulrike. Ich unterstelle Ihnen in diesem Sinne AUF KEINEN FALL, dass Sie eventuell keine ordentliche Mundhygiene betreiben.
Ich wollte nur einmal dieses eminent wichtige Problem „Parodontitis“ grundsätzlich erläutern und habe die in meinen Augen bestehende Diskrepanz zwischen dem, was an Therapie geschehen ist, und dem, was nach Ihrer Beschreibung dabei herausgekommen ist, als Anlaß genommen.
Ganz herzliche Grüße und viel Erfolg
Osswald
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