Hallo Claudia,
Ihre Antwort auf die Frage 2 erlaubt die Verdachtsdiagnose: Neuropathie.
Dazu habe ich folgenden Vorschlag: Unterziehen Sie sich einfach mal einer antineuropathischen Pharmabehandlung für 2 Wochen. Wenn die nichts nützt, kann man immer noch bohren und fräsen. Wenn die aber anschlägt, ist der Beweis erbracht, dass das Implantat mit den Schmerzen nicht zusammenhängt.
Die Pharmatherapie geht so:
Tag 1 und 2 nehmen Sie abends eine Stunde vor dem Schlafen 5 mg Amitriptylin. Das ist angeblich ein Antidepressivum, tatsächlich verändert es nur die Übertragung von Signalen an Synapsen der Nervzellen (Kontaktstellen). Darauf beruht auch die antineuropathische Wirkung.
Tag 3 und 4 nehmen Sie 10 mg
Tag 5 und 6 sind es 15 mg
ab Tag 7 sind es 20 mg.
Dazu lassen Sie sich vom Zahnarzt oder vom Hausarzt 100 Tabletten Amitriptylin 10 mg das Stück verschreiben. Übrigens kosten die so gut wie gar nichts, was daran zu erkennen ist, dass die 50er Packung fast den gleichen Preis hat, wie die 100er Packung.
Die Nebenwirkungen sind bekannt: macht müde, Sie fühlen sich tagsüber leicht benommen. Dazu Orthostase-Probleme = beim Aufstehen vom Bett oder vom Stuhl sackt für Sekunden der Blutdruck.
Hauptwirkung: Der Schmerz, den Sie im Operationsgebiet fühlen, sollte innerhalb von 6 Tagen halbiert werden. Ganz verschwinden tut er eher nicht, wird aber viel erträglicher.
Für die mitlesenden Kollegen: gibt es Gefahren bei diesem „Off-Label-Use“ eines Antidepressivums? Antwort: nein. Selbst eine Hochdosierung verursacht allenfalls ein Serotonin-Syndrom, das selbstlimitierend wirkt (Patient wird für alles zu müde)
Wie hoch sind die Chancen, damit eine wirklich vorhandene Neuropathie wirksam zu behandeln und damit auch zu diagnostizieren? Leider nur 50%. Mindestens die Hälfte aller Neuropathiker reagieren nicht auf Amitriptylin. Andererseits ist Amitriptylin das mit Abstand wirksamste Medikament, das zur Zeit für diese Anwendung existiert. Lyrica (Pregabalin) und Gabapentin sind deutlich weniger wirksam.
Viele Grüße
Joachim Wagner