Hallo !
Diese „oben-unten-rechts-links-Probleme“ habe ich seit meinem ersten kieferchirurgischen Eingriff vor ca. 10 Jahren. Damals wurde ein Zahn im re. seitlichen OK erst wurzelbehandelt, dann einer WSR unterzogen und schließlich gezogen. Diese Aktionen waren anscheined der Ursprung einer verheerenden Kettenreaktion. Bei einer weiteren Wurzelbehandlung an einem anderen Backenzah (li. unten) begann das gleiche Spielchen wieder von vorne und dies obwohl der Zahn röntgenologisch unauffällig, aber extrem schmerzempfindlich war. Durch das Herumfuhrwerken von verschiedenen Zahnärzten in der Folgezeit (jeder beurteilte die Beschwerden anders) entwickelte sich bei mir vermutlich ein atypischer Gesichtsschmerz (atypische Odontalgie), eine neurologische Ausschlussdiagnose. Dieses Krankheitsbild zeichnet sich dadurch aus, dass plötzlich Zahnschmerzen auftreten, für die keine Ursache gefunden werden kann. Diese Beschwerden resultieren vermutlich aus nicht diagnostizierbaren Nervverletzungen infolge zahnärztlicher Behandlungen. Das Fatale daran: Du als Patient bist dir nie sicher, ob es nun neurologische oder tatsächliche Zahnschmerzen sind. Nicht selten werden dann auch leider an sich gesunde Zähne behandelt oder gar gezogen. Zunächst sind die Beschwerden dann auch meistens weg, tauchen dann aber wieder an der gleichen (Phantomschmerz) oder an ganz anderen Stellen auf. Wie Du und ich wissen, wird dieser Vorgang als „wandernder Zahnschmerz“ verstanden. Für die Patienten – aber auch für die meisten Zahnärzte – ein unerklärlicher Vorgang. Daher bin ich in letzter Zeit vorsichtig geworden und lasse mir einen Zahn dann erst behandeln, wenn alle Symptome auf einen tatsächlichen Zahnschmerz hindeuten. Lieber nehme ich eine Zeit lang Tabletten. Dieses Verhalten hat mir in der Vergangenheit bestimmt schon zwei Zähne gerettet.
Nun ist bei mir aber auf einem wurzelspitzenresektierten Zahn im li. Unterkiefer tatsächlich ein vergrößerter Schatten zu sehen und der Zahn reagiert klopfempfindlich. Daher muß er nun wohl oder übel raus. Das typische nun: Plötzlich kommen an ganz anderen Stellen im Kiefer wieder Schmerzen zum Vorschein, die bisher nicht da waren, und zwar ausschließlich an Zähnen, die irgendwann früher mal behandelt worden sind, auch an meinem Implantat im re. Oberkiefer (Die Zähne, wo noch nie in meinem Leben ein ZA dran war, machen nie Probleme). Vieles deutet nun wieder auf diese atypische Odontalgie hin (unter Google kann man hierzu im Internet mehr erfahren). Nur – wenn Du echte Schmerzen empfindest (die nur mit Tabletten in den Griff zu kriegen sind) denkst Du als Patient nicht an neurologische Schmerzen, sondern immer an „richtige Zahnschmerzen“. Das Blöde daran: Wissen tust Du es nicht.
Soviel zum Thema „wandernde Zahnschmerzen“ – ein teuflischer Zustand, der viele Patienten -auch mich- fast zum Wahnsinn treibt, da Dir niemand richtig helfen kann.
Da ich jetzt wieder einen Zahn im li. UK verliere (eine 2. WSR kommt nicht in Frage) vertraue ich meinem Kieferchirurgen und lasse mir dann nach der Ausheilung ein Implantat setzen. Bei dieser Gelegenheit sollen gleich noch zwei weitere Implantate gesetzt werden, an Stellen, wo ich in den letzten Jahren bereits zwei Zähne verloren habe (UK li. und re.). Für mich als Patient mit atypischer Odontalgie natürlich ein gewisses Risiko, aber was ist schlimmer? Zahnlos rumlaufen oder (hoffentlich nur gelegentliche) neurophatische Schmerzen. Ich setze meine ganze Hoffnung dann eben in die Kunst meines Chirurgen, meinen gute Knochensituation und meine gute Mundhygiene.
Das Thema „atypische Odontalgie“ und Implantate halte ich für ein sehr wichtiges, das m.E. wenig Aufmersamkeit findet und bestimmt für viele Patienten mit „unerklärlichen Beschwerden“ von Interesse sein kann. Schade, dass viele Zahnärzte und Implantologen hierüber anscheinend wenig -wenn überhaupt- etwas wissen und nicht inder Lage sind, über ihren Tellerrand zu schauen.
Nun zum Schluss nochmal zu meinem akuten Problem. Mein Implantat regiert z.Z. hitzeempfindlich (nach dem Genuss von heißpen Speisen oder Getränken) baut sich ein Schmerz aus, der dann den ganzen Tag über anhält. Rölntgenologisch kein Befund. Wieder so eine Sache, die eigentlich nicht sein kann, oder?
Irgendwie beruhigt es mich auch (sorry!), dass es Menschen wie Du ,zahnweh, gibt, die über ähnliche Symptome klagen. So weiß ich wenigstens, dass ich nicht der einzigste bin, der unter (lt. Ärzten) unerklärlichen Beschwerden leidet. Somit besteht die Chance, dass ich nicht „verrückt“ bin. Als solcher wird man von Ärzten, die die Problematik kennen u.U. schnell eingestuft. Ungeachtet dessen bin ich froh, dass es ein Forum wie diese gibt, bei dem die Ärzte doch ziemlich kompetent erscheinen.
mfg