Unter denen in Medline gelisteten Studien finde ich keine ernstzunehmende, Herr Zahedi, die Ihre Angabe „deutlich über 90%“ in einem Patientenforum rechtfertigt.
Dies gilt insbesondere für Metastudien, das sind zusammenfassende Berichte über Einzelstudien, von denen ja nur ein geringer Prozentsatz den Anforderungen an eine
ernstzunehmende wissenschaftliche Studie genügt. Deren Ergebnisse liegen im Mittel bei 90%. Dann findet man wieder Autoren, die von Implantat-Überlebensraten auch nur von knapp über 80% berichten, wobei sie angeben, dass diese Zahlen mit den Veröffentlichungen anderer Autoren übereinstimmen.
Natürlich findet man Einzel-Studien, insbesondere solche mit geringen Fallzahlen über sehr kurze Beobachtungsräume die auch Erfolgsquoten „deutlich über 90%“ angeben.
Wie gesagt, es handelt sich jedoch bei praktisch allen diesen Studien um Berichte von spezialisierten Zentren über sehr kurze Beobachtungszeiträume. So findet sich beispielsweise keine einzige Studie über 10 Jahre.
Das ist auch der Grund meiner einschränkenden Bemerkung. Wir beraten hier Patienten, von denen wir nicht wissen, wo sie sich operieren lassen werden, deren Befunde wir nicht kennen, von denen wir nie eine Röntgenaufnahme gesehen haben und die wir nie selber untersucht haben. In diesem Sinne denke ich, dass es sinnvoll ist, zurückhaltend mit auf Einzelstudien basierenden Prozentangaben zu sein. Ehe man in einem Patienten-Forum prozentuale Angaben zu Erfolgsaussichten macht, sollten diese durch Meta-Studien, die Einzelstudien nicht berücksichtigen, die den Anforderungen nicht entsprechen, über 10 Jahre mit sehr hohen Fallzahlen seriös belegt sein.
Was die Implantologie im Allgemeinen und hier im Besonderen den Sinuslift betrifft, so bin ich genau so wenig skeptisch wie ich euphorisch bin, ich würde meine Haltung vielmehr als realistisch bezeichnen.
Und, um Ihre eigentliche Frage zu beantworten, was meine persönlichen Erfahrungen betrifft, so sind diese durchaus positiv. Einschränkend muss ich allerdings hinzufügen, dass ich nur interne Lifte mache und die Indikation dafür eng stelle (mindestens 5 mm Eigenknochen-Höhe). Darüber hinaus verfüge ich nicht über so hohe Fallzahlen und Beobachtungszeiträume, dass ich aussagekräftige Angaben über Langzeitergebisse machen würde. Auch daran mögen Sie erkennen, dass ich zu den Realisten gehöre.
Schön übrigens, dass Sie als Moderator dieses Forums diese Frage nach der persönlichen Erfahrung stellen. Einem anderen von als Ihnen hätte sie nicht zugestanden, obwohl sie sicher jedem schon einmal auf der Zunge gelegen ist, und natürlich die Leser ganz besonders interessiert. Ich gege davon aus, dass sich die Frage an alle hier antwortenden Kollegen richtet.
Wie hoch sind denn Ihre Erfolgsquoten beim externen resp. internen Sinuslift bei wievielen Fällen über wie lange Beobachtungszeiträume?
Herzliche Grüße
Osswald