Wenn ich Sie richtig verstehe, Christiane, dann fragen Sie danach, ob es Studien darüber oder irgendwelche Hinweise darauf gibt, die einen plötzlichen, statistsich auffälligen oder auch nur bemerkenswerten Anstieg der Brustkrebsrate in dem Zeitraum nach der Entwicklung und Implementierung dentaler Implantate gibt.
Ich habe -weder in den Fachzeitschriften noch in der der Allgemeinheit zugänglichen Presse- von einer solchen Studie oder auch nur von einem in dieser Richtung zielenden Verdacht auf einen solchen Anstieg der Erkrankungsrate gelesen oder gehört.
Was die Bemerkung Ihrer Heilpraktikerin betrifft, dass Studien aus kommerziellen Gründen negiert bzw. nicht veröffentlicht werden, so mag das durchaus in Ausnahmefällen so sein, insbesondere bei Studien, die von der Industrie gesponsert werden. Nichtsdestotrotz müssen ja erst einmal Studien vorliegen, um sie überhaut negieren zu können. Gerade das ist nach meinem Informationsstand nicht der Fall.
Das Vorliegen negativer Ergebnisse einer solchen Studie -wenn sie einmal durchgeführt worden ist- zu unterdrücken, ist ausgesprochen schwierig. Wissenschaftler veröffentlichen nicht nur, sondern wissen auch voneinander, wissen insbesondere auch, was der Kollege gerade untersucht. Vor allen Dingen reden sie auch miteinander. Wenn also ein Wissenschaftler ein solches, absolut überraschendes Ergebnis herausfinden würde, das ihn mit einem Schlag weltbekannt machen würde, dann ist gerade noch vorstellbar, dass die Industrie, die ihm seine Forschung finanziert hat, eine Veröffentlichung aus Eigeninteresse verhindern kann. Wer zahlt schafft an. Absolut undenkbar ist jedoch, dass der betroffenene Wissenschaftler niemandem von seinen Ergebnissen erzählen würde. Er müßte ja zu jedem Zeitpunkt damit rechnen, dass eine neutrale Studie zu dem gleichen Ergebnis kommt, und dass also ein Kollege den Ruhm erringen würde, der eigentlich ihm als Erstbeschreiber zusteht. Man darf vieles unterschätzen, in keinem Falle aber die Eitelkeit der Wissenschaftler.
Bekannt ist, dass Heilpraktiker gerne solche Dinge über ihre ärztlichen Kollegen behaupten, ihrerseits aber noch meilenweit davon entfernt sind, Studien jedwelcher Art über die Erfolge und Misserfolge der eigenen Bemühungen anzufertigen und vorzulegen. Ich kenne z.B. keine einzige, die die Bezeichnung Studie überhaupt verdient.
Wenn ihr Heilpraktiker, wie er Ihnen gegenüber behauptet, eine solche Studie kennt, dann wird es ihm ja leicht fallen, den Namen des Autors und die Zeitschrift zu nennen, in der sie veröffentlicht ist. Wir alle hier sind mit Sicherheit brennend darn interessiert, diese Studie, wenn es sie denn überhaupt existiert, selber zu lesen. Warum fragen Sie ihn/sie nicht einfach?
Der Satzt „pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht) gilt schließlich nicht nur für Zahnärzte, sondern mit Sicherheit auch für Heilpraktiker und die erdrückende Mehrzahl der Menschen in einem marktwirtschaftlichen System. Alle müssen schließlich ihre Rechnungen bezahlen.
Auf der anderen Seite sollte man als Patient diejenige prothetische Versorgung wählen, mit der man sich auch wohl fühlt. Wenn man also Angst hat, Gefahr zu laufen, durch Implantate geschädigt zu werden, dann steht der Wahl eines nicht-implantatgetragenen Zahnersatzes nichts im Wege. Schließlich ist die Implantation ein relativ neues Fach und die Menschen sind bisher auch ohne Implantate ausgezeichnet zurecht gekommen.
Mit ganz herzlichen Grüßen
Rüdiger Osswald